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#Unwirklich wird die schöne Stadt

Die Pforte, durch die man dieses Haus betritt, liegt verschattet in einer schmalen Seitengasse. Nur wenige Meter sind es zum Mozartplatz, direkt dahinter öffnet sich die Salzburger Altstadt – und doch drängt sich der Bau am Waagplatz ins Dunkel, leicht passiert man ihn achtlos. Tatsächlich ist er mit der Kultur­geschichte der Stadt eng verwachsen, bildet er doch den hinteren Teil des sogenannten Schaffner-Hauses, benannt nach seinem einstmaligen Besitzer, dem Kaufmann Franz Anton Schaffner. Schon vor ihm war das Gebäude ein Handelshaus gewesen. Der Grund, auf dem es steht und auf dem spätestens seit dem zwölften Jahrhundert gebaut und gewohnt wurde, war in römischer Zeit eine Altarstätte, geweiht dem Iuvavus, dem Flussgott der Salzach. Seine historisch eruptive Bedeutung verdankt dieses Haus aber dem Umstand, dass in der ersten Etage am 3. Februar 1887 Georg Trakl geboren wurde.

Wie kein zweiter Autor des zwanzigsten Jahrhunderts ist Trakl in Werk und Person seinen zahllosen Deutern ein Rätsel geblieben. Hier: ein völlig zerfahrenes, schon früh mit Opiaten und Veronal durchsetztes Leben, umwittert von Ge­rüchten um seine Beziehung zu seiner jüngeren Schwester Grete, eine Karriere als Militärapotheker, die jäh schon in den ersten Kriegswochen mit einer Überdosis Kokain im Krakauer Militärhospital endet. Dort: ein schmales Werk von geradezu hypnotischem Charakter, bestehend aus zwei Gedichtbänden (die Veröffent­lichung des zweiten hat Trakl nicht mehr miterlebt) und einem bedeutsamen Nachlass. Ein scharf umgrenztes Wortarsenal, orakelhaft, so zwingend wie unergründlich ihre Fügung. Lyrik wie ein impressionistisches Schachspiel. Weltliteratur.

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