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#Verhängnisvolle PS-Protzerei

Verhängnisvolle PS-Protzerei

Wenn Navid A. nicht so einen furchtbaren Unfall verursacht hätte, dann könnte man ihn fast als Lokalpatrioten bezeichnen. Immer wieder zeigt er sich im sozialen Netzwerk Instagram vor der Frankfurter Skyline, in einem Fitnessclub an der Zeil, in einer Shisha-Bar in der Innenstadt und in der VIP-Loge des Waldstadions. Vor allem aber nutzt er die Kulisse der Großstadt, um seine Autos in Szene zu setzen. Mit dem Range Rover rollt er an der Messe vorbei, den orangefarbenen Lamborghini Huracán inszeniert er auf einem Parkdeck in der Innenstadt, im Bentley fährt er durch die nächtliche Stadt, im Tesla Model X kann er dabei dank Autopilot sogar die Hände vom Lenkrad nehmen.

Katharina Iskandar

Matthias Trautsch

Wie so oft in den sozialen Netzwerken sind auch an der Selbstdarstellung von Navid A. erhebliche Zweifel angebracht. Das beginnt beim Nachnamen, der vermutlich ein Pseudonym ist. Das geht weiter mit der Angabe von 1,1 Millionen „Followern“, die dazu geführt hat, dass nach dem Unfall auf der Autobahn 66 in vielen Medienberichten von einem „Instagram-Star“ die Rede war. Doch diese Zahlen lassen sich bekanntlich manipulieren, die Zahl der Beiträge von Navid A. ist relativ gering, und ein blaues Häkchen, mit dem Instagram die Accounts von Prominenten verifiziert, fehlt.

Unklar ist auch, ob die präsentierten Luxuskarossen dem Neunundzwanzigjährigen gehören, ob er sie geliehen oder geleast hat. Der orangefarbene Lamborghini auf Instagram hat das Kennzeichen F-N 91, für das Navid A. auch in der Szene bekannt gewesen sein soll. Das Unfallauto, ein dunkler Lamborghini, hatte das Kennzeichen F-N 92. Womit Navid A. die Autos und seinen auch ansonsten luxuriös erscheinenden Lebensstil finanziert hat, bleibt unklar. Ein Gerücht besagt, er soll Geld mit dem Verkauf von Instagram-Followern verdient haben.

Mord „aus niedrigen Beweggründen mit gemeingefährlichen Mitteln“

Die Leidenschaft für hochmotorisierte Sportwagen teilt Navid A. mit anderen jungen Männern. Mit ihren Fahrzeugen posieren sie etwa an der Goethestraße und auf der Osthafenbrücke, viele Videoschnipsel sind mit Hip-Hop-Beats unterlegt. Auch den Hang zur lebensgefährlichen Raserei, die nun vermutlich für den Tod einer Autofahrerin verantwortlich ist, dokumentiert Navid A. selbst. Auf dem Tacho seines Lamborghini stehen bis zu 277 Kilometer je Stunde, als er bei Frankfurt über eine nächtliche Autobahn fährt. Der Wagen kann kaum die Spur halten, hebt fast ab, als Kommentar über dem Filmchen steht „Zu windig, wooow“.

Nun muss sich der Iraner wegen Mordes verantworten, „aus niedrigen Beweggründen und mit gemeingefährlichen Mitteln“. Dass er selbst am Steuer des Lamborghini gesessen hat, der am Samstagnachmittag auf der A 66 zusammen mit zwei anderen Sportwagen über die Fahrbahnen raste und schließlich mit einem Skoda kollidierte, ist unstrittig. So sieht es die Polizei. Navid A. war die einzige Person in dem Wagen. Er wurde nur leicht verletzt, während die Frau in dem Skoda starb. Noch im Krankenhaus nahm die Polizei Navid A. fest. Dem Vernehmen nach hat er sich zur Tat bisher nicht eingelassen.

Weiterhin auf der Flucht: Die Polizei fandet öffentlich nach dem dritten Fahrer.


Weiterhin auf der Flucht: Die Polizei fandet öffentlich nach dem dritten Fahrer.
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Bild: Polizei

Warum er an jenem Nachmittag mit einer so hohen Geschwindigkeit über die dicht befahrene Autobahn raste und welche Rolle dabei der zweite Lamborghini spielte, der später vom Unfallort flüchtete und nach dessen Fahrer weiter gefahndet wird – dazu schweigt Navid A. Stattdessen stützen sich die Ermittler auf zahlreiche Zeugenaussagen und ein Video, das noch am Samstagabend ins Internet gestellt wurde und das die Polizei als „authentisch“ klassifiziert. Es zeigt, wie die drei Autos auf mehreren Fahrbahnen Richtung Frankfurt rasen. In einer nächsten Sequenz sieht man eine schwarze Rauchsäule in den Himmel steigen – der Moment nach dem Crash.

Nach dem Fahrer des zweiten Lamborghini fahndet die Polizei inzwischen öffentlich. Am Montagabend veröffentlichte sie Bilder des 34 Jahre alten Ramsy Azakir, der nach dem Unfall das Auto in Hofheim abstellte. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Nach bisherigen Erkenntnissen ist er ohne festen Wohnsitz. Hinweise zum Beschuldigten nimmt die Polizei unter der Rufnummer 06192 / 2079-500 entgegen.

Dass er und Navid A. sich kannten, davon geht die Polizei aus. Womöglich hatten sie sich am Abend zuvor sogar in Wiesbaden getroffen. Zeugen berichten von einem Treffen mehrerer Männer mit Luxus-Sportwagen, darunter auch Lamborghini, Porsche und Ferrari.

Die Gruppe stand an der Schwalbacher Straße, ihre Autos waren geparkt wie für eine Show. Eines der Autos hatte ein Kennzeichen aus Kuweit – was offenbar auch auf den Lamborghini zutrifft, den der Deutsch-Pole gefahren haben soll. Unklar ist hingegen noch die Rolle des Porsche-Fahrers, eines Deutschen, der sich am Samstagabend in Aachen gestellt hatte. Zunächst hieß es, er habe sich an das Rennen nur „drangehängt“. Inzwischen wird nicht mehr ausgeschlossen, dass auch er mit Navid A. bekannt war.

Bis Samstag fielen die Instagram-Kommentare zu den Posts von Navid A. fast ausnahmslos anerkennend bis bewundernd aus. Das hat sich geändert: „Viel Spaß im Gefängnis“, „dreckiger Mörder“ und auch rassistische Beleidigungen und üble Verwünschungen finden sich dort zu Hunderten. Aber auch Anteilnahme mit den Hinterbliebenen, Kritik an PS-Protzerei und Ermahnungen zum verantwortungsvollen Fahren.

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