Nachrichten

#Die Nobel-Kandidaten

Die Nobel-Kandidaten

Daron Acemoglu

Er ist der Tausendsassa der Ökonomie. Acemoglu hat über Wirtschaftsgeschichte und Zukunftsfragen geforscht, schreibt über makro- und mikroökonomische Themen, über den Einfluss politisch-juristischer Institutionen auf die Wirtschaftsentwicklung in Kolonien und heutigen Entwicklungsländern genauso wie über die Frage, ob alternde Gesellschaften weniger produktiv und innovativ werden oder ob Roboter das ausgleichen können. Die Liste seiner Publikationen ist kaum mehr zu überblicken. Der 53-jährige türkisch-amerikanische Professor armenischer Abstammung lehrt seit langem am Massachusetts Institute of Technology (MIT) nahe Boston.

Daron Acemoglu


Daron Acemoglu
:


Bild: Jared Leeds/Aurora Photos/laif

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt mit seinem Bestseller „Why Nations Fail“ (Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut), den er mit dem Politikwissenschaftler James Robinson verfasste. Zur Corona-Politik hat er jüngst berechnet, dass partielle Lockdowns, die nach Risiko- und Altersgruppen unterscheiden, besser und effektiver wären als ein genereller Lockdown. Acemoglu ist das Paradebeispiel für die Ökonomie, die hochrelevante empirische und theoretische Forschung mit aktuellen Fragestellungen verbindet.

Claudia Goldin

Keiner hat die Ungleichheit zwischen Mann und Frau in der Arbeitswelt tiefgründiger erforscht als die Claudia Goldin. Ihre Forschung, die 200 Jahre Wirtschaftsgeschichte umspannt, zeigt, dass ungleiche Bezahlung weniger das Ergebnis von Diskriminierung ist, sondern ein Ausdruck der überproportionalen Entlohnung für extrem flexible, lange und fremdbestimmte Arbeitsstunden. Vor allem Eltern kleiner Kinder lassen sich unterschiedlich auf solche Arrangements ein: Männer sind oft auf Rufbereitschaft der Firma oder der Kundschaft, Frauen eher auf Rufbereitschaft der Familien.

Claudia Goldin


Claudia Goldin
:


Bild: BBVA Foundation

Die Lösung für das Ungleichheitsproblem liegt deshalb nicht darin, dass Frauen besser verhandeln lernen oder Vorgesetzte zum Anti-Diskriminierungstraining gehen. Das mag zwar nutzen, doch der große Durchbruch gelingt erst durch die Umstrukturierung der Arbeitswelt. In ihrer vier Jahrzehnte umfassenden Karriere hat Goldin die Effekte des technischen Wandels, Ungleichheit, die Rendite der Bildung, Wasserverschmutzung und Korruption erforscht, zum Teil mit ihrem Mann Larry Katz. Sie war die erste Frau, die eine Ökonomie-Professur in Harvard erhielt.

Oded Galor

Der 1953 in Israel geborene und an der amerikanischen Brown University lehrende Ökonom nennt als Inspiration fachfremde, aber große Denker wie Isaac Newton, Charles Darwin und Albert Einstein. Ein Exot ist Galor aber nicht. Vor gut einem Vierteljahrhundert hat er mit Joseph Zeira einen vielzitierten Aufsatz über den Zusammenhang von Verteilung und Wirtschaftswachstum geschrieben, der die erhebliche Bedeutung einer prosperierenden Mittelschicht für das wirtschaftliche Wohlergehen empirisch untermauert. Später kam Galor zu dem Schluss, dass die meisten Analysen des Wirtschaftswachstums auf viel zu kurzen Beobachtungszeiträumen beruhen. In seiner visionären „Einheitlichen Wachstumstheorie“ (Unified Growth Theory) wagt Galor, was sich viele im Klein-Klein eingezwängten moderne Ökonomen nicht trauen: den großen Wurf. Galor beschreibt das Wechselspiel von Demographie und Produktivität als entscheidende Größe für das Wirtschaftswachstum in der Geschichte.

Oded Galor


Oded Galor
:


Bild: Amaury Dehoux

Douglas Diamond

Die Nobelpreisträger für Physik, Chemie und Wirtschaft werden von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften ausgewählt. Die veranstaltet immer wieder wissenschaftliche Symposien. Dabei lässt sie sich von den Größen des Fachs in ein Thema einführen. Daraus erwächst nicht immer sofort ein Nobelpreis, aber man weiß schon: Dieses Thema interessiert die Akademie. So ein Seminar fand offenbar vor einiger Zeit über die Ökonomie der Banken statt. In diesem Feld könnte kaum jemand den Preis bekommen, wenn nicht Douglas Diamond. Er hat nicht nur Finanzkrisen untersucht, sondern auch die grundlegenden Fragen des Fachs beantwortet: Wenn die Leute ihr Geld auf dem Kapitalmarkt direkt den Firmen geben könnten, wozu braucht man dazwischen noch Banken, vor allem wenn es Finanzkrisen und Bankenpleiten geben kann? Nicht zuletzt deshalb, weil Banken die Kreditwürdigkeit von Unternehmen ganz gut einschätzen können.

Douglas Warren Diamond


Douglas Warren Diamond
:


Bild: Chicago Booth

David Card

Große Veränderungen haben die Wirtschaftswissenschaften in den letzten drei Jahrzehnten geprägt. Einst eine vornehmlich theoretische Disziplin, ist sie heute fest verankert in der Empirie. Tausende Ökonomen haben ihren Beitrag dazu geleistet, doch kaum jemand hat den Kurs so klar gesetzt wie der Berkeley-Ökonom David Card. Seine Studien über geringqualifizierte Einwanderung und über Mindestlöhne haben die Fachwelt umgekrempelt, und das auf doppelte Weise: Erstens widersprachen die Ergebnisse lange gültigen Wahrheiten und zweitens war die eingesetzte Methode – die empirische Analyse – damals regelrecht revolutionär. Card fand heraus, dass weder geringqualifizierte Einwanderung noch Mindestlöhne heimischen Arbeitern sonderlich schadeten. Dafür dienten ihm Änderungen des Mindestlohns in einigen amerikanischen Bundesstaaten als natürliches Experiment, weil er andere, angrenzende Staaten ohne solche Änderungen zum Vergleich heranziehen konnte. Seine Ergebnisse wurden seither immer wieder bestätigt. Wenn jemand einen Nobelpreis für den Kulturwandel in der Ökonomie erhalten sollte, ist es der 64 Jahre alte Kanadier.

David Card


David Card
:


Bild: Privat

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!