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#Volkswagen hebt ab

Volkswagen hebt ab

Der Stromschlag traf die Aktien von Deutschlands größtem Autohersteller heftig und unvermittelt: Vor einer Woche notierten die im deutschen Leitindex Dax geführten Vorzugspapiere von Volkswagen noch bei knapp 190 Euro. Doch in den vergangenen Tagen schoss der Kurs zeitweise um fast 30 Prozent bis auf 245 Euro nach oben.

Marcus Theurer

Marcus Theurer

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Noch wilder war der Kursausschlag bei den weniger häufig gehandelten VW-Stammaktien, deren Wert binnen weniger Tage sogar um gut die Hälfte stieg, bevor sie einen Teil ihrer Gewinne wieder einbüßten. Stammaktien geben dem Aktionär, anders als Vorzüge, ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung. Im Fall von VW sind sie überwiegend in der Hand von Großaktionären.

Die Achterbahnfahrt weckt Erinnerungen an die verrückte Rally des amerikanischen Zockerpapiers Gamestop vor einigen Wochen. Doch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Spekulationsobjekt ist dieses Mal nicht ein wirtschaftlich unbedeutender Händler von Videospielen, sondern einer der größten Industriekonzerne der Welt mit gut 660.000 Mitarbeitern.

Mehr Google-Anfragen

Der Börsenwert des Unternehmens aus Wolfsburg ist binnen einer Woche mal eben um mehr als 20 Milliarden Euro gestiegen. VW überflügelte damit den Walldorfer Softwarekonzern SAP als wertvollstes Dax-Unternehmen.

Drehen die Anleger am Aktienmarkt jetzt endgültig durch? Fachleute sehen eine Welle von Käufen amerikanischer Privatanleger als Ausgangspunkt für die Mega-Kursgewinne – also einen ähnlichen Herdentrieb wie zuvor beim Gamestop-Hype.

In den vergangenen Tagen sei vor allem in den Vereinigten Staaten die Zahl der Google-Suchanfragen zu VW sprunghaft gestiegen, rekonstruierten Analysten der britischen Großbank Barclays den Ablauf der Ereignisse. Auch auf Twitter war Volkswagen plötzlich hip und ein heißgehandeltes Thema.

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Wohnzimmer-Zocker kaufen

Die Wohnzimmer-Zocker auf der anderen Seite des Atlantiks kauften laut Barclays wie wild sogenannte ADR-Papiere von VW, Ableger der deutschen Aktien, die am amerikanischen Markt gehandelt und dort unkompliziert auch von Privatanlegern erworben werden können. Das Handelsvolumen dieser Nischenpapiere habe sich kurzfristig verzwanzigfacht, rechnet Barclays vor.

Dies wiederum habe die deutschen Volkswagen-Stammaktien und schließlich auch die im Dax gelisteten Vorzugsaktien von VW nach oben getrieben. Auch die Notierung der sonst weniger stark beachteten Aktie der Holding-Gesellschaft Porsche SE stieg stark. Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin teilte mit, man schaue sich den Handel mit VW-Aktien jetzt mal genauer an.

Aber warum stürzen sich Horden amerikanischer Hobbyspekulanten plötzlich auf Volkswagen? Die vorherrschende Hypothese ist: Das Unternehmen aus Wolfsburg wird von den Anlegern als „das neue Tesla“ angesehen. Soll heißen: Die lange Zeit skeptischen Anleger trauen den VW-Managern auf einmal zu, die epochale Transformation vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb und zum autonomen Fahren ähnlich erfolgreich hinzubekommen, wie das der amerikanische Branchenschreck Elon Musk mit seinem Unternehmen vorgemacht hat.

Die Aktie der urdeutschen Autobauer hat sich nach dieser Lesart das Tesla-Virus eingefangen: Wenn sich der Kurswert der Musk-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten mehr als versechsfacht hat, ist dann nicht auch bei VW noch ganz viel Luft nach oben?

VW befeuert die Phantasie der Anleger

Volkswagen-Chef Herbert Diess befeuerte die Phantasie der Anleger jedenfalls nach allen Regeln der Kunst. Am vergangenen Montag inszenierte der Österreicher auf einer Ankündigungsshow, die VW „Power Day“ („Tag des Stroms“) getauft hatte, den geplanten Bau von sechs großen Batteriezellen-Fabriken in Europa. Zugleich will der Konzern zusammen mit Partnern das Netz von Schnellladesäulen im europäischen Straßennetz stark ausbauen.

Tags darauf, am Dienstag, legte der VW-Boss auf der Bilanzpressekonferenz nach: Der Elektroantrieb sei nur der Anfang, angestrebt werde vielmehr die Verwandlung vom Autobauer zum „softwareorientierten Mobilitätskonzern“, verkündete er. Das autonome Fahren werde ein noch viel größerer Umbruch werden.

Diess hat mit seiner brachialen Elek­troauto-Offensive nicht nur bei Privatanlegern, sondern auch bei bislang kritisch eingestellten Finanzmarkt-Profis einen Nerv getroffen. Zu den größten Fans von VW zählen die Experten der Schweizer Großbank UBS: Am 2. März, also deutlich vor der jüngsten Kursrally, setzte der Londoner UBS-Analyst Patrick Hummel sein Kursziel für die Volkswagen-Vorzugsaktie auf Sicht von zwölf Monaten von 200 auf 300 Euro nach oben. Wohlgemerkt: Damals notierte das Papier bei lediglich 175 Euro.

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