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#Cronuts im Container

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„Cronuts im Container“

Metro-Linie B, Station Anděl, 5. Bezirk. Man steigt aus der U-Bahn, geht die Treppen hinauf und ist umgeben von Parkplätzen, einem Werbebanner für Cola, einer Hausruine, Pavillons mit Alkoholshops. Auf die Frage, wo es zum Markt geht, antwortet ein Taxifahrer, der auf Kundschaft wartet, schnippisch: „Hinter der Hölle.“

Wir wollen auf den Manifesto-Markt, der den Prager Bezirk Anděl verändern soll. „Aber nicht gentrifizieren“, versichert sein Erfinder, der Architekt Martin Barry aus New York. Manifesto soll ein gastronomisches Erlebnis schaffen und nebenbei „Unorte“ in soziale Räume verwandeln, sagt der Mittvierziger, der 2011 nach Prag zog, um an der Karls-Universität zu lehren. Er habe es sattgehabt, nur die Theorie zu vermitteln. Ein Jahr später gründet er „reSITE“, einen Thinktank für Stadtplanung. Manifesto wird sein erstes großes Projekt in der tschechischen Hauptstadt – ein Containerdorf mit 22 Restaurants aus aller Welt. Sie servieren Streetfood und sind mit Segel und Holzplanken verbunden.

Neustart: Borschtsch von Barva


Neustart: Borschtsch von Barva
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Bild: Manifesto

Wir passieren den Eingang – einen Schiffscontainer, darüber illuminiert ein Neonschild die Nacht. „Das hier war eine No-go-Area. Und jetzt ist es ein Raum aus nachhaltigen Materialien“, sagt Barry. Im Sommer befindet sich in der Mitte ein Pool, in dem Besucher baden können. Daneben gibt es ein Amphitheater, auf dessen Bühne Bands spielen. Während brasilianische Klänge die Hallen beschallen, besuchen wir die Restaurants. Inspiration für die Containerstadt waren unter anderem die Nachtmärkte in Thailand und der Borough Market in London. „Menschen aus aller Welt kommen zusammen, um Lebensmittel zu zelebrieren.“ Die Auswahl an Restaurants ist spektakulär, denn Prag hat sich zwar kulinarisch erneuert, aber ist stark von der böhmischen Küche geprägt.

Speisen am Pool: Innenraum des Marktes.


Speisen am Pool: Innenraum des Marktes.
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Bild: Manifesto

Im Gegensatz dazu kann man hier Pulled-Pork- Sandwiches mit Ziegenkäse, Dosas und geröstete Blumenkohlköpfe finden. Es ist 22 Uhr, und ein finnisches Blasorchester betritt die Bühne. Sie spielen exzentrischen Jazz, während die Zuschauer an den langen gelben und blauen Gemeinschaftstafeln sitzen. „Menschen sollen sich austauschen, über Musik reden, eine gute Zeit ha­ben.“ Danach sind auch die Restaurantkonzepte ausgerichtet. Bei „Dirty Dog Smoke­house“ gibt es Barbecue aus dem Süden der USA, frittierte Hähnchenwaffeln oder gegrillte Rippchen.

Speakeasy mit tschechischem Lampendesign: Soot serviert Cocktails wie den Akira Yuzu.


Speakeasy mit tschechischem Lampendesign: Soot serviert Cocktails wie den Akira Yuzu.
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Bild: Manifesto Market

Besonders schön designt, mit bemalten Fliesen, ist das ukrainische Restaurant „Barva“, wo Wareniki mit Pilz- und Kohlfüllung verkauft werden. Bestseller seien allerdings die süßen Syrnyky, Quarkküchlein mit Kirschen, sagt die Besitzerin Anna Temnenko, die aus Kiew stammt und wegen des Krieges nach Prag floh. Sie ist froh, dass Barry sie in den Markt aufgenommen hat. „Ich konnte sechs Köche anstellen, in diesen Zeiten der Krise.“

Daneben mixen Kellner avantgardistische Drinks bei „Soot“, wie den Akira Yuzu mit Fenchel, Litschilikör und Sake. Für Desserts sorgt der kleine Stand von „Oh Deer Bakery“, der den Prager Crobliha-Schmalzkringel verkauft und Cronuts, die aus Manhattan stammende Mixtur aus Donuts und Croissants. „Die Menschen hier sind offen für Experimente“, sagt Barry. Schon davor hat er einem Prager Problemkiez Leben eingehaucht: Auf der anderen Moldauseite, neben dem Busbahnhof, schuf „reSITE“ den kleinen schicken Nachtmarkt „Manifesto Florenc“. Und auch nach Deutschland will Barry expandieren. In Berlin wird im Dezember ein Markt am Potsdamer Platz eröffnet. Auch so eine urbane Problemzone.

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