Nachrichten

#„Das wird noch einige Jahre dauern, fürchte ich“

„Das wird noch einige Jahre dauern, fürchte ich“



Helmut Jeggle

Bild: Dominik Gierke

Bis zu 1,4 Milliarden Impfdosen will Biontec bis Ende 2021 herstellen. Aber wie lange dauert es, bis die Menschheit geimpft ist? Aufsichtsratschef Helmut Jeggle spricht im Interview über den Corona-Impfstoff seiner Firma und den Hype, den dieser an der Börse ausgelöst hat.

Herr Jeggle, Biontech will als eine der ersten Firmen der Welt einen Corona-Impfstoff anbieten. Nehmen Sie noch Vorbestellungen dafür an?

Sebastian Balzter

Sebastian Balzter

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wir haben uns vorgenommen, bis Ende nächsten Jahres bis zu 1,4 Milliarden Dosen unseres Impfstoffs herzustellen. Die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, Großbritannien, Japan und Kanada haben zusammen rund 500 Millionen Dosen vorbestellt. Dazu kommen Optionen auf weitere 700 Millionen Dosen.

Das heißt, 100 Millionen Dosen sind noch zu haben. Wird für Vorbestellungen eine Reservierungsgebühr fällig?

Es gibt eine Anzahlung auf Verbrauchsmaterialien, die wir für die Produktion einkaufen müssen, diese wird bei Auslieferung verrechnet.

Bezahlen die Kunden auch für den Ausbau der Kapazitäten, etwa für die im September verkündete Übernahme einer Produktion auf dem Gelände der Behringwerke in Marburg?

Nein. Wir entscheiden selbst, wie wir unser Kapital einsetzen. Wir hatten unabhängig von Corona vor, unsere Produktionskapazität zu erweitern.Wir wollten ursprünglich neu bauen. Indem wir das Werk in Marburg und die Mitarbeiter dort übernehmen, sparen wir Zeit.

F.A.Z.-Newsletter für Deutschland

Jeden Morgen ordnen unsere Redakteure die wichtigsten Themen des Tages ein. Relevant, aktuell und unterhaltsam.

Dabei steht noch nicht fest, ob der Corona-Impfstoff von Biontech überhaupt zugelassen wird. Woher kommt Ihre Zuversicht?

Die ersten klinischen Daten haben gezeigt: Wir haben starke Immunantworten auslösen können, gleichzeitig wurden die Impfungen gut vertragen. Aktuell testen wir den Wirkstoff an 44.000 Probanden in Amerika und Europa. Das Ergebnis erwarten wir von Ende Oktober an. Ich möchte nicht spekulieren, wie es ausgeht. Aber wenn wir nicht an unseren Impfstoff glauben würden, dann würden wir nicht in diesem Ausmaß Produktionskapazität ausbauen. Und wir sehen, dass auch unser Partner Pfizer mitzieht, einer der größten Pharmakonzerne der Welt.

Die Biotechbranche hatte in Deutschland lange den Ruf, bloß Geld zu verbrennen. Jetzt gibt es neben Biontech gleich einen zweiten deutschen Favoriten im Rennen um den Corona-Impfstoff, Curevac aus Tübingen. Woher kommt plötzlich der Boom?

Beide Firmen sind über Jahrzehnte von Unternehmern unterstützt worden, von der Familie Strüngmann bei Biontech, von Dietmar Hopp bei Curevac. Ohne sie wäre das, was wir jetzt sehen, nicht möglich. Biontech haben wir vor zwölf Jahren gegründet, seitdem hat die Familie einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investiert. Ein normaler Fonds wäre kaum so lange dabeigeblieben, die Firma wäre längst verkauft worden.

Sie haben Biontech 2019 in New York an die Börse gebracht, vor Beginn der Corona-Pandemie. Da war die Aktie 15 Dollar wert. Jetzt ist der Kurs fast sechsmal so hoch. Bereuen Sie, dass Sie nicht länger mit dem Börsengang gewartet haben?

Überhaupt nicht. Das Ziel des Börsengangs war nicht, Kasse zu machen, sondern zusätzliches Kapital zu bekommen. Die Familie hat bisher nicht eine Aktie verkauft, die neuen Aktionäre kommen bis heute gerade mal auf einen Anteil von rund zehn Prozent. Aber wir konnten dieses Jahr über zwei Kapitalerhöhungen zusammen 750 Millionen Dollar aufnehmen. Diese Möglichkeit hätten wir nicht gehabt, wenn wir nicht schon an der Börse gewesen wären – schon gar nicht in Deutschland. In Amerika gibt es ein größeres Verständnis und eine höhere Bereitschaft für Investitionen in komplexe Technologien, für Zukunftsmärkte im Allgemeinen.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!