#Vom Gläserwäscher zum Meisterwinzer
Inhaltsverzeichnis
„Vom Gläserwäscher zum Meisterwinzer“
Es war einmal ein König, dem waren ein prachtvolles Königreich und zwei ebenso prachtvolle Söhne geschenkt. Da aber sein Geschlecht die Reiche nicht teilte, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Älteren zu seinem Erben zu machen und den Jüngeren in die weite Welt hinaus zu schicken. Der Erstgeborene mehrte den Ruhm des Königreiches nach Kräften, dem Zweitgeborenen aber war das Schicksal nicht hold. Erst musste er sich als Knappe verdingen, dann sogar als Knecht. Doch als die Verzweiflung am größten war, schickte ihm das Schicksal einen guten Geist in Gestalt seines Großcousins und errettete ihn von seinem Los, indem es ihm ein eigenes Kronland gleich neben jenem seines Bruders errichten ließ. Und da die beiden nicht gestorben sind, keltern sie noch heute badische Weine von erster Güte.
So kann man ohne Übertreibung und allzu viel Imagination das Leben des Winzers Alexander Laible erzählen, Sohn des Andreas Laible, Bruder des Andreas Laible, Spross einer ehrwürdigen Winzerfamilie, die sich seit mindestens 1672 in Durbach dem Weinbau widmet und damit nahtlos in die Geschichte dieses stolzen Winzerdorfes einreiht.
Reih und Glied: Sorgfältiges Arbeiten im Wingert ist die Grundvorausetzungen für einen guten Wein. Da kennt Alexander Laible keine Kompromisse.
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Bild: Weingut Alexander Laible
Es liegt an der Schnittstelle von Rheinebene und Schwarzwald im Herzen der Ortenau, erstreckt sich entlang jenes eisigen Gebirgsbaches, dem es seinen Namen verdankt, und wird zur Linken wie Rechten von steilen Wingerten eingefasst, hinter denen sich die Rauheit des Schwarzwaldes wie eine dunkle Ahnung erhebt. Die Häuser tragen prunkvolle Fachwerkfassaden, die Metzgereien nennen sich nach alter Väter Sitte Wurstereien, das Hotel Ritter verweist gravitätisch auf sein Geburtsjahr 1656, und während vor der Freiwilligen Feuerwehr wie in einem Schrein eine Handpumpe von 1885 ausgestellt ist, schmückt sich das Wein- und Heimatmuseum mit einer 120 Jahre alten Traubenpresse. Weingüter und Vinotheken säumen die Hauptstraße, der Markgraf von Baden keltert hoch oben auf Schloss Staufenberg seine Tropfen, und gleich am Ortseingang erhebt sich wie ein Adlerhorst inmitten der Wingerte das Weingut Andreas Laible.
Der fliegende Weinmacher
Noch immer wird es von Alexanders Bruder geführt, während der Zweitgeborene anderthalb Kilometer bachabwärts Richtung Rhein in einer aufgegebenen Großbäckerei sein eigenes Weingut eingerichtet hat. Dass er Winzer werden wollte, war ihm schon mit zwölf Jahren klar, nachdem er ein Praktikum im Gräflich Wolff Metternich’schem Weingut mitten in Durbach absolviert und bei dieser Gelegenheit gleich seine erste Weinprobe organisiert hatte. Dort ging er dann auch in die Lehre, ebenso wie sein Vater und sein Bruder, und schloss sie als Jahrgangsbester ab.
Von der Ruine einer Großbäckerei zum repräsentativen Familiengut war es ein weiter, steiniger Weg.
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Bild: Weingut Alexander Laible
Doch der Plan, das väterliche Gut gemeinsam in die Hände der beiden Söhne zu legen, wurde schnell verworfen, um den Familienfrieden nicht zu gefährden. Zwist sei unvermeidlich, wenn zwei ehrgeizige Jungwinzer im selben Betrieb arbeiteten, sagt Alexander Laible, weil der eine die Trauben ein bisschen länger hängen lassen wolle als der andere und der andere sie ein paar Stunden länger auf der Maische liegen lassen wolle als der eine. Also ging Alexander Laibe nach seiner Ausbildung zum Weintechniker in Weinsberg als Kellermeister eines Großgutes an die Mosel, reduzierte dort radikal den Ertrag, um die Qualität zu steigern, stieß dabei auf ebenso viel Widerstand wie Unverständnis und wusste nach zwei Jahren, dass er sein Glück anderswo finden musste.
Als er kündigte, stand er erst einmal vor dem Nichts, verdingte sich in seiner Not als Hilfsbriefträger, wusch Gläser in einer Diskothek und gründete schließlich eine Ich-AG, um sich als „Flying Winemaker“ selbständig zu machen. Das klingt nach Jetset, war aber eine knochenharte Fron. Laible schuftete wie ein Ochs, verdiente fünfzehn Euro pro Stunde, gewann mit seinen Weinen Preise im Akkord, blieb aber immer in der Anonymität und musste den Ruhm seinen Arbeitgebern überlassen. Doch im Jahr 2006 wendete sich das Blatt: Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft veranstaltete zum ersten Mal den Wettbewerb „Jungwinzer des Jahres“, an dem 650 Betriebe teilnahmen und den Alexander Laible als Kellermeister eines Ortenauer Weinguts gewann.
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