#Von kleinen und großen Sorgen
„Von kleinen und großen Sorgen“
Liebe Leserin, lieber Leser,
„es ist Land unter“, mit diesen Worten beginnt Professor Martin Kirschstein das Telefonat mit meiner Kollegin Lucia Schmidt. Dann platzt es aus ihm heraus: „Eine solche Infektwelle habe ich als Kinderarzt in 40 Jahren Klinikarbeit noch nie erlebt“, sagt er. Kirschstein ist Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Allgemeinen Krankenhaus in Celle. In seiner Klinik gibt es 33 normale Stationsbetten und 10 Intensivbetten. Praktisch alle sind zurzeit belegt. Aber nicht mit Covid-Patienten. Bis zu 50 Prozent der Betten werden für Kinder gebraucht, deren Atemwege so stark von dem sogenanntem RS-Virus befallen sind, dass ihre Atmung, ihre Sauerstoffversorgung und ihr Kreislauf engmaschig überwacht werden müssen. Manche dieser Kinder benötigen Infusionen, damit sie genug Flüssigkeit aufnehmen können. Andere müssen beatmet werden, weil die kleinen Lungen ohne Hilfe nicht mehr genug Sauerstoff für den Organismus bereitstellen können.
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RS-Virus, ist bei Säuglingen und Kleinkindern der häufigste Auslöser für Infektionen der unteren Atemwege, also der Luftröhre, der Bronchien und der Lungenbläschen. Praktisch kein Kind feiert seinen zweiten Geburtstag, ohne nicht wenigstens einmal mit dem Virus in Kontakt gekommen zu sein. Die meisten Kinder entwickeln bei einer Infektion mit dem Virus Erkältungssymptome und Fieber, sind aber nach einigen Tagen wieder fit. Bei Babys in den ersten drei Lebensmonaten, Frühgeborenen und Kindern mit chronischen Lungenerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern kann das RS-Virus allerdings schwere Lungenentzündungen oder gar eine Sepsis hervorrufen und damit lebensgefährlich werden. Es ist ein Blick darauf, dass Ärzte in diesen Tagen noch anderes als Corona bewegt; Corona aber komplizierte Lagen noch sehr viel bedrohlicher macht.
Kommen wir zu anderen Sorgen: Anleger, die ihr Geld über passive Indexfonds in eines der großen Börsenbarometer investiert haben, konnten in den vergangenen Jahren kaum etwas falsch machen – es sei denn, sie haben die Party zu früh verlassen. Im schlechtesten Fall haben sie zu Beginn der Corona-Pandemie verkauft, als die Kurse auf breiter Linie einbrachen, und sind danach nicht wieder eingestiegen. Wer vor einem Jahr 10.000 Euro in einen ETF auf den Weltaktienindex MSCI World gesteckt hat, der ist heute um ganze 3300 Euro reicher. Dabei gelten solche breit aufgestellten Fonds eigentlich vor allem als solides Basisinvestment. Der MSCI World besteht aus 1600 Unternehmen in 23 Industrienationen, und liefert durch die breite Risikostreuung in der Regel zwar relativ verlässliche, aber eben auch keine exorbitanten Renditen. Diese Beschreibung stimmt nicht mehr so ganz: Für die vergangenen zehn Jahre gibt der Marktführer iShares für seinen Flaggschiff-ETF auf den MSCI World die jährliche Durchschnittsrendite inzwischen mit sehr ansehnlichen 12,7 Prozent an. Doch gerade nach einem solch ungewöhnlich langen Lauf sollten Anleger ihr Depot mal wieder genauer unter die Lupe nehmen. Eine Kernfrage sollte sein: Ist die Geldanlage noch so austariert wie gewünscht? Tim Kanning hat genau das getan – was die Analyse mit amerikanischen Technologiekonzernen zu tun hat, lesen Sie hier.
Der Verkauf des Betriebes stellt Unternehmer vor große Herausforderungen. Jahrelang war das Privatvermögen das fünfte Rad am Wagen, weil Beruf und Familie vorgingen. Nun rücken Anleihen, Immobilien und Aktien in den Mittelpunkt, um den Verkaufserlös rentabel und sicher anzulegen. Die Überlegungen mögen ein Luxusproblem sein, doch wer vor der konkreten Frage steht, wie wenige Millionen anzulegen sind, steht genauso „hilflos“ da wie der Erbe oder Lottogewinner, der über Nacht zu Geld gekommen ist. Das ist ein Fall für unseren Finanzfachmann Volker Looman. Sein Fazit: Der Verkauf eines (kleinen) Betriebes kann viel Freude bereiten, doch die Wiederanlage einiger Millionen macht zurzeit keinen Spaß, da die Preise für Immobilien aus den Fugen geraten sind.
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Ihr Carsten Knop
Herausgeber
Frankfurter Allgemeine Zeitung
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