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#Von Megabytes und Mikroalgen

Von Megabytes und Mikroalgen

Was die Pandemiewelt in ihrem Innersten zusammenhält, ist dann wohl das Internet. Wer die Kolleginnen nicht im Büro trifft, greift auf Videokonferenzen zurück, das Kino hat zu, also muss Netflix herhalten, Freunde treffen sich zum virtuellen Tratsch, Forscher rund um den Globus entwickeln gemeinsam Impfstoffe, ohne sich persönlich in die Labore zu schauen. Doch egal ob zur Rettung der Mitmenschen oder bloß des eigenen Abends: Es braucht Rechenzentren, um die digitalen Verbindungen aufrechtzuerhalten, die in Post-Corona-Zeiten weiter zunehmen dürften. In ihrer Digitalstudie hat die Postbank schon 2019 errechnet, dass die Generation der Achtzehn- bis Vierzigjährigen 65 Stunden in der Woche online war. 2020 ist der Wert auf fast 75 Stunden gestiegen.

Anna-Lena Niemann

Wilfried Ritter gehört zu dieser Generation. Mit 29 Jahren ist er auch deshalb eine Ausnahme unter seinen Berufsgenossen. Mehr aber noch wegen der Frage, wo und wie er als Geschäftsführer von Windcloud sein im August 2020 eröffnetes Rechenzentrum betreibt. 30 Serverschränke stehen in der nordfriesischen Gemeinde Enge-Sande. Die Anlage, die jährlich 790.000 kWh durch ihre Prozessoren schleusen wird, soll ihre Arbeit dabei mehr als nur CO2-neutral verrichten. Ritter glaubt, dass er und sein Team mehr Treibhausgase binden können, als sie emittieren.

Rund 2,7 Prozent des europäischen Stroms wandern allein in Rechenzentren, obgleich sie immer effizienter werden – von der Serverkühlung bis zur Gebäudearchitektur. Ihr Energiebedarf hat sich in Bezug auf die Speicher- und Rechenleistung um den Faktor sechs bis zwölf verringert, wie eine aktuelle Studie des Borderstep Instituts feststellt. Gleichwohl steigt der Energiebedarf insgesamt weiter an, weil es die Nachfrage nach digitalen Technologien eben tut. Der Energiebedarf europäischer Rechenzentren ist in den vergangenen zehn Jahren von 56 TWh/a um 55 Prozent auf 87 TWh/a angestiegen. Bis 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen Anstieg auf 98 TWh/a.

Ein Abwärmekanal verbindet die Serverräume unten mit dem gläsernen Gewächshaus auf dem Dach.


Ein Abwärmekanal verbindet die Serverräume unten mit dem gläsernen Gewächshaus auf dem Dach.
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Bild: Storyfischer

Dass der ökologische Fußabdruck der Rechenzentren nicht noch weiter verbessert wird, ärgert Wilfried Ritter. Vieles geht ihm nicht schnell genug. Die Politik denke oft zu kurzfristig, zu bürokratisch, habe die Energiewende verpennt, und auch die Windbauern in Schleswig-Holstein hätten sich, dank goldener Jahre, nicht ausreichend mit der Frage beschäftigt, wie ihr Strom eigentlich am besten genutzt werden könne. Letzteres ist so ein Grund, warum Ritter überhaupt ein Rechenzentrum in Enge-Sande betreibt.

„Wir haben hier deutlich mehr erzeugte Energie, als im Netz verbraucht werden kann“, sagt Ritter. Das Windcloud-Rechenzentrum, das als Pilotanlage zum sogenannten Greentec Campus im Ort gehört, liegt inmitten von Umspannwerken, die nur den grünen Strom der Windparks in und an der Nordsee ins Netz einspeisen. „Weil wir diesen Standort für uns erschlossen haben, bekommen wir 100 Prozent grünen Strom. Das macht uns physikalisch grün und CO2-frei.“ Wind weht hoch im Norden eigentlich immer, 98 Prozent des Bedarfs deckt Windcloud damit, den Rest bestreiten Solarenergie und Biogas.

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