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#Vorbild Frankreich? Rettet die Inlandsflüge

Vorbild Frankreich? Rettet die Inlandsflüge

Muss das wirklich noch sein: Mit dem Flugzeug durch Deutschland fliegen, wo doch die Bahn oft so viel schneller ist? Kann man gegen diese Flüge nicht endlich etwas unternehmen? So denken viele Deutsche, ein Drittel zählt ein Verbot von Kurzstreckenflügen zu den wichtigsten Verkehrsmaßnahmen im Kampf für das Klima, noch vor dem Homeoffice, keine andere ist beliebter. Und jetzt gibt es auch ein Vorbild: Frankreich verbietet Inlandsflüge, die keine Anschlussflüge sind, wenn die Bahn auf der Strecke nicht länger als zweieinhalb Stunden braucht. Vergangene Woche wurde das Gesetz im Parlament endgültig beschlossen. Wäre jetzt nicht der Moment, in Deutschland nachzuziehen?

Nein. Auch Inlandsflüge auf Kurzstrecken werden ja selten nur aus Spaß am Fliegen gebucht. Und auch nicht so oft, weil sie billiger wären. Vergleicht man Bahn und Flugzeug richtig, dann ist die Bahn oft das günstigere Verkehrsmittel.

Bahnfahren ist langsamer, als man denkt

Die Täuschung liegt im Zeitaufwand. Klimaschützer rechnen gerne vor, dass Flüge gar nicht schneller seien als Bahnfahrten. Immerhin brauche man noch Zeit fürs Einchecken und um zum Flughafen zu kommen. Meist setzen sie am Start und am Ziel der Reise noch die Zeit an, die man braucht, um zum Flughafen zu kommen. Direkt am Hauptbahnhof wohnen aber auch nur die wenigsten Reisenden. Manche leben in der City, für sie stimmt die Rechnung noch. Andere wohnen zwar in der Stadt, aber schon in Richtung Flughafen – für einige davon ist der Weg zum Flugzeug fast genauso lange wie der Weg zum Hauptbahnhof. Und die Leute im Umland erst! In München liegt der Flughafen weit draußen im Norden – aber selbst dort lohnt sich der Weg zum Hauptbahnhof nur für wenige Umlandbewohner. Sogar aus dem Süden Münchens ist der Weg über den Autobahnring zum Flughafen oft schneller als der Stau oder die S-Bahn zum ICE. Schon eine kleine Zeitersparnis kann dazu führen, dass Flüge ihren Nutzen haben – nämlich dann, wenn man morgens um neun schon einen Termin in der anderen Stadt hat und nicht übernachten kann.

All das sind individuelle Themen, die so nicht für jeden gelten. Jeder wohnt an einem anderen Ort und hat seinen eigenen Terminkalender. Aber niemand wird gezwungen, sich ins Flugzeug zu setzen. Wer das Ticket kauft, hat einen Grund dafür. Wenn das Flugzeug wirklich so unnütz ist, dann schwindet die Nachfrage von selbst.

Das tut sie übrigens schon. Die Flüge, die in Frankreich gerade verboten werden, gibt es in Deutschland kaum noch. Selbst der viel diskutierte Flug von Nürnberg nach München ist in der Pandemie schon seit Monaten ausgesetzt, die Lufthansa schickt zwei Mal täglich einen Bus. Schon vor der Pandemie waren alle Inlandsflüge zusammen nur für 0,3 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Klimaschutz mit so kleinem Karo betreiben möchte, der braucht noch 330 andere Verbote, bevor Deutschland CO2-neutral ist.

Klimaschutz geht anders besser

Der richtige Weg ist ein anderer. Der Klimawandel muss an seiner Ursache bekämpft werden: den Treibhausgasen. Ein CO2-Preis kann dafür sorgen, dass fossiles Kerosin teurer wird und sich eines Tages der Einsatz von CO2-neutralem Flugbenzin lohnt, das bisher noch ziemlich teuer scheint. Wird der Preis noch mit Emissionszertifikaten kombiniert, dann gibt es eine feste Obergrenze des CO2-Ausstoßes, die in der ganzen EU nicht überschritten wird. Von Jahr zu Jahr sinkt diese Grenze weiter. In den vergangenen Jahren hat das hervorragend funktioniert: Die Sektoren, für die der Emissionshandel gilt, haben ihre CO2-Ziele locker erreicht. Mehr Klimaschutz braucht kein Flugverbot, sondern ein schnelleres Abschmelzen der Zertifikate.

Denn das ist die eigentliche Ironie an allem: Für innereuropäische Flüge verlangt die EU heute schon Emissionszertifikate. Die decken zwar nicht alle Klimawirkungen des Fliegens ab, aber den CO2-Ausstoß. Für jeden Inlandsflug, der nicht stattfindet, werden Zertifikate frei – und dann wird das Treibhausgas eben anderswo ausgestoßen.

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