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#Vorerst kein Astra-Zeneca in Praxen

Vorerst kein Astra-Zeneca in Praxen

Nach Ostern soll es endlich losgehen mit dem Impfen in den Arztpraxen, es gibt aber wieder mal ungeahnte Unsicherheiten. Zum einen wurde der Start um einen Tag auf den 7. April verschoben. Zum anderen werden die Hausärzte mindestens bis zum 25. April nur den Impfstoff von Biontech/Pfizer verabreichen, nicht jenen von Moderna oder von Astra-Zeneca. Das geht aus einem Schreiben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, einer so genannten Praxisinformation, die der F.A.Z. vorliegt. Die Einschränkung überrascht, denn der Wirkstoff von Astra-Zeneca ist reichlich vorhanden, und er lässt sich einfacher befördern, lagern und verabreichen als die anderen zugelassenen Vakzine.

Christian Geinitz

Ilka Kopplin

Das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn (CDU) wollte sich zu den Gründen nicht äußern, bestätigte aber, in der 14. und 15. Kalenderwoche werde nur Biontech an die Praxen geliefert. Von Astra-Zeneca gab es keine Stellungnahme, auch nicht zu der Frage, warum das Unternehmen – anders als Biontech und Moderna – nicht in der so genannten „High Level Arbeitsgruppe Impfen in Arztpraxen“ vertreten ist.

Dort tauscht sich das Ministerium mit allen relevanten Akteuren aus, unter anderem mit dem Pharmagroßhandelsverband Phagro, mit dem Apothekerverband Abda, der KBV oder der Bundeswehr. Zuletzt hatte es wachsende Skepsis gegenüber Astra-Zeneca wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen gegeben, auch in Spahns Haus. In den Vereinigten Staaten äußerten die Gesundheitsbehörden zu Wochenbeginn Zweifel an der Aktualität und Vollständigkeit jüngst vorgelegter Studiendaten des Unternehmens.

Impfwirkung noch immer ungeklärt

Auch was die Verwendung von Moderna in den Praxen angeht, gibt es Bedenken über den Transport. Der so genannte mRNA-Impfstoff muss nicht nur stark gekühlt werden, sondern darf auch keinen größeren Erschütterungen ausgesetzt sein. „Wenn man Moderna nicht richtig handhabt, könnte es passieren, dass Millionen Deutsche einen Impfstoff in den Arm bekommen, der einen großen Teil seiner Wirkung verloren hat – ohne dass man das überhaupt weiß“, heißt es aus der Pharmaindustrie.

Moderna will sich dazu nicht äußern. Dem Vernehmen nach ist dem Unternehmen der von der Politik geplante Logistikweg aber zu unsicher. Dieser sieht Lieferungen vom Hersteller an den Pharmagroßhandel, von dort zu den Apotheken und dann in die Praxen vor. Damit möglichst wenig Bewegungen und Umladungen nötig sind, denkt Moderna stattdessen daran, eine eigene Lieferkette aufzubauen: Kleine Kühltransporter sollen die Ware direkt in die Arztpraxen bringen. Dazu hat es Kontakte mit dem Unternehmen Bofrost gegeben, dem größte Direktvertreiber von Tiefkühlkost in Europa.

Die Gesellschaft bestätigte „informelle Gespräche ohne Ergebnisse“. Derzeit gebe es kaum freie Kapazitäten für solche Lieferungen, sie seien aber theoretisch möglich. Man unterhalte in ganz Deutschland 115 Niederlassungen und könne mit den 3.000 Verkaufsfahrzeugen die 50.000 Arztpraxen durchaus beliefern. Die Kühltemperatur an Bord beträgt 26 bis 28 Grad minus, was den Moderna-Erfordernissen entspricht. „Noch gibt es nichts Konkretes, aber unsere Logistik steht, die könnte man für Impfstofftransporte nutzen“, sagte ein Bofrost-Sprecher.

Auch nach dem Auftauen muss man mit mRNA-Impfstoffen sehr vorsichtig umgehen, wie Theodor Dingermann sagt, emeritierter Professor für Pharmazeutische Biologie in Frankfurt. „Wenn man die Fläschchen zu viel schüttelt oder die Spritzen nicht sorgfältig aufzieht, kann es sein, dass sie keinen Effekt haben.“ So gesehen, seien die Impfzentren besser vorbereitet als die Praxen. Dingermann empfiehlt Schulungen oder dass die Apotheken die fertigen Spritze an die Ärzte liefern: „Es wäre doch ein Super-GAU, wenn der Impfstoff endlich in die Praxis käme, dort aber wegen falscher Handhabung weggeworfen werden müsste.“

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Aus dem Umfeld der Logistikbranche, die derzeit mit der Belieferung der Vakzine an die Impfzentren betraut ist, heißt es: „Der Transport zu den Hausärzten ist ein ganz großer kritischer Punkt und ein brandheißes Thema in Berlin.“ Man habe den Eindruck, „dass sich Juristen damit beschäftigen, die keine Ahnung haben“.

Pfizer und Biontech bieten passendes Zubehör

Bei Biontech in Mainz, dessen Produkt ebenfalls ein mRNA-Impfstoff ist, will man sich zu Fragen des Impfstofftransports zu den Hausärzten nicht näher äußern und verweist auf die Zuständigkeit des Gesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Vereinigungen. Bisher muss der Impfstoff bei rund minus 70 Grad gelagert und transportiert werden und bleibt im aufgetauten Zustand unter Kühlschranktemperaturen bei 2 bis 8 Grad bis zu fünf Tage stabil. Die Partner Pfizer und Biontech haben eine Thermobox für den Transport entwickelt. Künftig könnte die Logistik erleichtert werden. Nach aktuellen Stabilitätsdaten, die noch durch die Zulassungsbehörden abgesegnet werden müssen, lässt sich das Vakzin zwei Wochen lang bei minus 15 bis minus 25 Grad lagern. Biontech verwies schon Mitte Februar darauf, dass diese Temperaturen in gängigen pharmazeutischen Gefrier- und Kühlschränken möglich seien.

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