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Es hat alles gefehlt

Als Kylian Mbappé mit seiner Zunge kreiste und Yann Sommer mit seinen Hüften wackelte, als der Stürmer aus Frankreich und der Torhüter aus der Schweiz auf den Pfiff des Schiedsrichters warteten, als dieses spektakuläre Achtelfinalspiel der Europameisterschaft nur noch einen Schuss und eine Parade von seinem spektakulären Ende im Elfmeterschießen entfernt war, drängte sich zum ersten Mal eine der großen Fragen dieses Fußballabends auf: Wann hätte man eigentlich einsehen müssen, dass den Franzosen etwas fehlt?

Als sie im zweiten Vorrundenspiel nur ein 1:1 gegen Ungarn erreichten? Das lag doch an der Hitze in Budapest. Als sie im dritten Vorrundenspiel nur ein 2:2 gegen Portugal erreichten? Das lag doch an Cristiano Ronaldo. Als sie im ersten K.o.-Spiel gegen die Schweiz zur Halbzeit 0:1 in Rückstand waren? Das lag doch an der falschen Aufstellung. Und so konnte man Spiel für Spiel einsehen, dass den Franzosen vielleicht doch nichts fehlt, weil ihre Spieler in den entscheidenden Momenten stets vorführten, dass sie alles haben.

Am Montagabend waren diese Momente in der Arena Nationala in Bukarest Momente besonders eindrucksvoll. In der 55. Minute parierte der französische Torhüter Hugo Lloris einen Strafstoß von Ricardo Rodriguez und verhinderte das 0:2. In der 57. Minute schoss der französische Stürmer Karim Benzema das 1:1, weil er den Ball davor in der Bewegung kunstvoll mit der Hacke mitnahm.

„Es ist meine Verantwortung“

In der 59. Minute köpfte Benzema das 2:1, weil seine Sturmpartner Kylian Mbappé und Antoine Griezmann davor einen wundervollen Doppelpass spielten. In der 75. Minute schoss der französische Mittelfeldspieler Paul Pogba das 3:1, weil er in seinem Fernschuss mal wieder Kraft und Präzision vereinte. So spielen Männer, die vor drei Jahren Weltmeister geworden sind und in diesem Sommer Europameister werden wollen.

Dann waren diese Momente aber wieder weg – und plötzlich mussten alle einsehen, dass den Franzosen etwas fehlt. Es waren in der regulären Spielzeit nur noch neun Minuten übrig, als Haris Seferovic, der Stürmer der Schweiz, mit seinem zweiten Kopfballtor an diesem Abend auf 2:3 verkürzte. Und es waren nur noch 19 Sekunden übrig, als Granit Xhaka, der Kapitän der Schweizer, den Ball in den freien Raum vor den Strafraum passte, wo Mario Gavranovic ihn annehmen und nach einem Trick gegen den Verteidiger Presnel Kimpembe, der in diesem Zweikampf das Gleichgewicht verlor, flach ins Tor schießen konnte. So spielen Männer, die Europameister werden wollen, aber nicht Europameister werden können.

Es war dann die passende Pointe, dass Mbappé, dem Superstürmer aus Frankreich, für den entscheidenden Elfmeter die Superkräfte fehlten. Er schoss hoch und links, nicht sehr gut, aber auch nicht sehr schlecht, doch der Torhüter Yann Sommer, der davor frech mit den Hüften gewackelt hatte, lenkte den Ball mit seiner linken Hand am Tor vorbei. Das war’s. 8:7 nach Elfmeterschießen. „Es tut mir leid“, schrieb Mbappé später auf Instagram. „Ich wollte der Mannschaft helfen, aber ich bin gescheitert.“

Es lag aber nicht an Mbappé, dass Frankreich, der große Favorit, gescheitert ist. An einem Schuss sollte man ein Turnier nie festmachen. Dafür gibt es zwei andere Erklärungen – und beide haben mit Didier Deschamps zu tun, dem Trainer.

Die erste Erklärung setzt kurz vor dem Spiel gegen die Schweiz an. Etwas überraschend hatte Deschamps die Art der Aufstellung verändert. Er hatte mit Clément Lenglet einen zusätzlichen Innenverteidiger eingesetzt und aus der Vierer- eine Fünferkette gemacht. Und obwohl er diesen Fehler mit der Einwechslung des Außenstürmers Kingsley Coman für Lenglet zur Halbzeit korrigierte, hatte der Fehler Folgen: einen 0:1-Rückstand.

Die zweite Erklärung dagegen setzt lange vor dem Spiel gegen die Schweiz an. In seinem Heimatland werden Deschamps Fehler im Vorlauf vorgeworfen. Es soll ihm nicht nur die Spielidee für seine Mannschaft gefehlt haben, sondern auch die Kontrolle über diese. Das deutete sich erstmals an, als Oliver Giroud sich nach einem Vorbereitungsspiel öffentlich darüber beschwerte, keine Bälle zu bekommen. Das wurde als Spitze gegen Mbappé interpretiert. Am Dienstag stand in der Sportzeitung L’Équipe, dass Deschamps, der als Spieler und Trainer Weltmeister geworden ist, in diesem Turnier „alle verloren hat: seine Spieler, das Publikum und sich selbst“.

„Es ist meine Verantwortung“, sagte Deschamps später und schaute nach vorne. „Wir bleiben beisammen. Wir bleiben die Gruppe. Wir sind am Boden – aber vereint!“ Es stimmt, dass diese Mannschaft vor den nächsten Turnier nur auf einzelnen Positionen verändert muss. Kylian Mbappé zum Beispiel ist nur 22 Jahre alt. Die Frage ist nur, ob es Didier Deschamps ist, der sie dann verändern darf.

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