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#Warten auf die Jugend

Warten auf die Jugend

Am Balkon des Funktionshauses schwenken zwei norwegische Betreuer eine Fahne. Ihre Anfeuerungsrufe hallen über das ganze Zielgelände. Auf der Tribüne sitzen ein paar handverlesene Zuschauer. Und der Streckensprecher, der in all den anderen Jahren beim Auftakt des alpinen Ski-Weltcups in Sölden oft in sein Mikrofon brüllen musste, um sich Gehör zu verschaffen bei den 20.000 feiernden Besuchern, ist die einzig konstante Ruhestörung auf 3000 Metern.

In der Ski-Arena oben am Gletscher war am Wochenende bei den ersten beiden Weltcup-Rennen der Saison nicht viel mehr los als an einem dieser Tage im Herbst, wenn die Athleten gleich mehrerer Nationen dort trainieren. Jedes Wort habe man auf der Piste gehört, sagt Wolfgang Maier, Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, „so wie zuletzt im Fußballstadion“. Er sprach von einer „traurigen Stimmung, wenn man weiß, was das hier immer für ein cooles Skifest war“. Der alpine Weltcup in Zeiten von Corona ist eben etwas anders, gewöhnungsbedürftig. „Aber Hauptsache, wir können fahren“, sagte Lena Dürr.

Leistung der Frauen enttäuscht

Die 29 Jahre alte Athletin vom SV Germering war am Samstag beim Riesenslalom bereits zum neunten Mal in Sölden am Start. Für sie bleiben vermutlich vom Auftakt mehr die bizarren Bedingungen rund um den Weltcup in Erinnerung als ihr sportlicher Auftritt. Mit Platz 38 verfehlte sie das Ziel, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren, sehr deutlich. Und weil auch die drei anderen deutschen Starterinnen, Jessica Hilzinger, Andrea Filser und Lisa Loipetssperger, das Finale verpassten, war die Mannschaft früh genug runter vom Gletscher, raus aus dem Ötztal und wieder über die Grenze in Deutschland, um die 48-Stunden-Frist einzuhalten und damit einen weiteren Corona-Test zu vermeiden. Die Männer machten es einen Tag später sehr viel besser. Beim Triumph des jungen Norwegers Lucas Braathen (gewann vor den beiden Schweizern Marco Odermatt und Gino Caviezel) landete Stefan Luitz auf dem 14. Platz, direkt vor seinem Teamkollegen Alexander Schmid – und schaffte damit sein bestes Resultat in Sölden.

Hoffnung bei den Männern. Das Ergebnis der Frauen aber könnte sich in dieser Saison wiederholen im Riesenslalom, jener Disziplin, in der deutsche Athletinnen über viele Jahre zur Weltspitze gehörten. Martina Ertl-Renz und Katja Seizinger in den neunziger Jahren, dann Kathrin Hölzl, Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg. Mit der Olympiasiegerin von 2010 aus Kreuth hat nun die letzte Skirennläuferin aus der goldenen Generation im September ihre Karriere beendet. Sie fehlt dem DSV, nicht nur im Riesenslalom, aber dort vor allem. „Die Erwartungen sind andere als in den vergangenen Jahren“, sagt Cheftrainer Jürgen Graller. Niedriger, meint er. „Aber es ist auch eine Chance für die anderen Athletinnen.“

Dürr ist keine Führungsfigur

Dürr ist mit 29 Jahren nun die Arrivierte im deutschen Team. Die mit der größten Erfahrung jedenfalls. Aber ihre Stärken liegen im Slalom, wenngleich sie auch dort seit Jahren vergeblich damit kämpft, sich konstant unter den besten zehn zu behaupten. Als neue Führungsfigur taugt Dürr deshalb kaum, schon eher die Abfahrerin Kira Weidle, die mit 24 noch am Anfang ihrer Karriere steht. Mit ein paar Podestplätzen hat sie ihr Potential bewiesen. „Es wird nicht zwingend jemand die Alpha-Rolle übernehmen müssen“, sagt Graller.

In den technischen Disziplinen aber auch gar nicht können, im Moment. Dennoch sieht der Österreicher nicht so schwarz. Man habe im Europacup in den vergangenen Jahren ein paar begabte Läuferinnen aufgebaut. „Jetzt ist es an der Zeit, dass sie aus der Komfortzone rauskommen und sich auf der großen Bühne präsentieren“, fordert Graller. Dass Martina Willibald, das hoffnungsvollste Talent, kurz vor dem Weltcup-Start einen Kreuzbandriss erlitt, hat Graller besonders hart getroffen. „Da musste ich richtig durchschnaufen.“ Weil Willibald eine gewesen wäre, die sich in Sölden unter den besten 30 plazieren hätte können.

Wie groß der Sprung vom Europa- zum Weltcup ist, musste am Samstag die Münchnerin Lisa Loipetssperger feststellen. „Wenn man von unten kommt, hat man doch nichts zu verlieren“, sagte Graller vor dem Start und gab seiner Debütantin mit auf dem Weg, so „unkompliziert und frech“ zu fahren wie zuvor im Training. Aber genau das ist ihr „nur ansatzweise“ gelungen, wie der Cheftrainer feststellte, sie wurde 50. – und war damit trotzdem zweitbeste Deutsche. Graller fühlt sich dennoch bestätigt, den Nachwuchs verstärkt im Weltcup einzusetzen, statt Startplätze frei zu lassen. „Der Jugend“, sagt er, „gehört die Zukunft.“ Nicht die mittel- oder langfristige, sondern bei den deutschen Frauen schon die in dieser Saison. Zwangsläufig.

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