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#Warum das Königreich sozial ungleich ist

Warum das Königreich sozial ungleich ist

Es ist schon sehr lange her, dass Blackpool ein angesagtes, schickes Seebad war. An der Uferpromenade stehen noch die Hotels aus der Viktorianischen Zeit mit Namen wie „Imperial“, während das Meer im kalten Wind mit riesigen grauen Wellen anbrandet. Der 1894 aus Stahlfachwerk gebaute Blackpool Tower, 158 Meter hoch, wollte dem Pariser Eiffelturm nacheifern. Nach Blackpool pilgerten nordenglische Bürger- und Arbeiterfamilien zum Strandurlaub, auch wenn das Wasser eigentlich immer viel zu kalt zum Baden war.

Die große Zeit des Tourismus in Blackpool endete, als man billige Flüge ans warme Mittelmeer buchen konnte. Jahrzehnte des Niedergangs haben der Stadt zugesetzt. Früher hielten sowohl die Tories als auch Labour gerne ihre Parteitage in dem Seebad ab; das Imperial, wo einst Charles Dickens und Churchill urlaubten, beherbergte die Minister und Delegierten, doch auch sie kommen heute nicht mehr. Unten im Tower, im großen neobarocken Ballsaal, treffen sich zwar bis heute unverdrossene Tanzpaare zum Afternoon Tea, sie schwelgen in nostalgischer Erinnerung fröhlicher Zeiten. Draußen herrscht pure Tristesse.

Eine Art Elendsbarometer

Blackpool ist eine der ärmsten Städte Englands, ein soziales Notstandsgebiet, auch wenn oberflächlich schauende Touristen davon wenig mitbekommen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der 140 000 Einwohner liegt etwa zehn Jahre unter der Lebenserwartung in London-Westminster. Im nationalen „Index of Multiple Deprivation“, einer Art Elendsbarometer, steht Blackpool auf dem traurigen letzten Platz von 317 Kommunen des Königreichs.

Glücklos: Dieses Kasino in Blackpool zieht nur wenige Menschen an.


Glücklos: Dieses Kasino in Blackpool zieht nur wenige Menschen an.
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Bild: Philip Plickert

Armut, Arbeitslosigkeit und Gewalt prägen die Viertel, die nur wenige Gehminuten entfernt vom Zen­trum liegen. 29 Prozent aller Kinder wachsen in relativer Armut auf, in manchen Sozialblocks mehr als die Hälfte. Mit dem nahen Ort Preston wechselt sich das Seebad ab als die Stadt mit der höchsten Selbstmordrate des Landes.

Auf dem Gehweg vor einem Supermarkt sitzen Bettler. Rostige Metallgitter verrammeln einstige Souvenirläden. Sobald die Saison vorbei ist, werden auf einen Schlag 2000 Leute arbeitslos. Sogar das „Poundscratcher“-Geschäft hat dichtgemacht. Das menschenleere Kasino am North Pier verspricht „Family Amusements“, drinnen blinken öde Münzspielautomaten. Der „Pleasure Beach“ liegt verlassen. Jetzt, im Dezember, haben nur noch wenige Showbühnen und Musicaltheater geöffnet, sie ziehen vorwiegend altes Publikum an.

Große soziale Unterschiede zwischen den Regionen

Fünfzig Meter hinter der Promenade findet man in heruntergekommenen Straßen kleine, schäbige Hotels und Bed-&- Breakfast-Absteigen sowie reihenweise Tattoo- und Nagelstudios. An einigen Häusern sind Scheiben zerschlagen, die Fenster mit Sperrholz verrammelt. Alkohol- und Drogensüchtige sind in verlassene Bed-&-Breakfast-Häuschen eingezogen, 60 Pfund pro Woche kostet die Zimmermiete. Nahe beim Marktplatz besitzt die Ashley Foundation ein kleines Büro; sie hilft Obdachlosen, ein Dach über dem Kopf zu finden. „Gerade jetzt sind wir ex­trem beschäftigt“, sagt ein Mitarbeiter.

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Blackpool mit dem Niedergang des Tourismus mag ein spezieller Fall sein, doch in ganz Nordengland sind viele Städte heruntergekommen. Jahrzehnte der Deindustrialisierung haben sie wirtschaftlich weit zurückfallen lassen. Chronische Arbeitslosigkeit, schlechtere Bildungschancen, weniger Gesundheit – die Liste der sozialen Mängel ist lang.

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