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Warum Deutschland trotz Stefan Raab nicht gut abgeschnitten hat

Die Formel „Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen“ ist oft genug nur eine Floskel. Vor allem wenn es ans Verlieren geht, wird schnell nach einem Schuldigen gesucht. In diesem Fall heißt der ganz klar: Stefan Raab. Er kam nach 13 Jahren zurück zum Eurovision Song Contest (ESC), um in Basel zu gewinnen. Das misslang, nicht einmal ein Platz unter den Top Ten kam am Samstagabend heraus. Abor & Tynna, das Duo aus Wien, das für Deutschland startete, landete abgeschlagen auf dem 15. Platz. Raab übernahm dafür die Verantwortung, das hatte er im Vorfeld schon angekündigt.

Für den NDR dürfte es im letzten Jahr seiner Verantwortung für den ESC auf deutscher Seite eine Genugtuung gewesen sein, dass der vermeintliche Heilsbringer Raab (der 2010 mit Lena gewonnen hatte) noch schlechter abschnitt als der NDR im vergangenen Jahr allein. 2024 war Isaak mit „Always On The Run“ überraschend Zwölfter geworden. Es war eines der besseren Ergebnisse in den fast 30 NDR-Jahren: Nur neunmal schaffte Deutschland seit 1996 einen Top-Ten-Platz.

Raab beklagt sich über die Jurys

Auch Stefan Raab, der in diesem Jahr zum siebten Mal mitmischte, rutschte erstmals aus den Top-Ten-Plätzen. ESC-Kommentator Thorsten Schorn sprach nach der Finalshow im Interview mit Stefan Raab und seinen beiden Schützlingen Abor & Tynna von einem Knick in seiner Karriere. Raab verteidigte sich, wie sich der NDR in all den Jahren bei schlechtem Abschneiden verteidigt hatte: Man weiß ja vorher nicht, wie stark die anderen sind; man muss den jungen Künstlern Respekt zollen, für das, was sie geleistet haben; die anderen verstehen einfach nicht, was für ein tolles und modernes Lied wir hatten. Will heißen: Deutschland war seiner Zeit wieder einmal voraus.

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Ausgerechnet Raab, der Oberjuror, der am besten weiß, was die anderen Nationen zu hören haben wollen und dementsprechend auch den deutschen Vorentscheid nach seinem Gutdünken lenkte, indem er eine entsprechende Vorauswahl traf, beklagt sich über die Jurys beim ESC. Diese würden rational, nicht emotional entscheiden. Jurys gibt es schon seit 2009 wieder, also auch bei Lenas ESC-Sieg. Die Spielregeln sind also bekannt. Zudem bekam „Baller“ von Abor & Tynna am Samstagabend sogar mehr Punkte von den Jurys (77) als von den Zuschauern (74).

Mit seinen Schützlingen Abor & Tynna: Stefan Raab
Mit seinen Schützlingen Abor & Tynna: Stefan RaabAFP

Andere Nationen schaffen es auch, Jahr für Jahr einen der vorderen Plätze einzunehmen. Schweden etwa hat seit 2015 nur einmal keinen Top-Ten-Platz geschafft, 2021 kam Tusse auf den 14. Rang. Die große Pop-Nation hat beim ESC mit diesem Jahr insgesamt 3203 Punkte eingefahren, Deutschland dagegen nur 676, wobei 340 Punkte allein Michael Schulte für sich verbuchen kann, als er 2018 mit seinem „You Let Me Walk Alone“ einen hervorragenden vierten Platz in Lissabon holte. Auch Italien hat seit 2011, seit die Nation des „bel canto“ zum ESC zurückgekehrt ist, zwölfmal einen Top-Ten-Platz erreicht, dieses Jahr kam Lucio Corsi auf Platz fünf hinter Schweden.

Es reicht nicht, einen guten Sänger zu haben

Der Eurovision Song Contest ist, wie der Name schon sagt, ein Wettbewerb. Dem muss sich künftig der SWR, ob mit oder ohne Raab, stellen. Es reicht nicht, einen guten Sänger zu haben, der irgendwas auf der Bühne macht. Abor & Tynna scheiterten auch deshalb an den hohen Ansprüchen eines Stefan Raab, weil er ihnen eines ihrer selbst geschriebenen Lieder aufdrängte, das er moderner fand als das, was die beiden eigens für den ESC geschrieben hatten. Letztlich war „Baller“ aber nicht so ESC-kompatibel wie andere Lieder. Auch der Inszenierung, die durchaus aufwendig war, fehlte es an Herz, sie wirkte kalt, ein Funke sprang nicht über. Letztlich schien es wie ein Bassgewummer in einem Technoclub.

Ob es wieder einen Vorentscheid braucht, wird der SWR in ein paar Wochen entscheiden. Österreich und die Schweiz sind mehrfach sehr gut damit gefahren, intern einen Künstler auszuwählen. So wie in diesem Jahr ESC-Sieger JJ („Wasted Love“) und Zoë Më. Die Vierundzwanzigjährige bekam zwar von den Zuschauern null Punkte, landete aber dank ihrer großen Anzahl an Jury-Punkten (214) dennoch auf Platz zehn und damit so gerade noch unter den Top Ten.

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