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#Warum die finnische Talentförderung einzigartig ist

„Warum die finnische Talentförderung einzigartig ist“

Medaillen und Pokal waren längst übergeben, die Hymne gespielt, all die Ehrenrunden gedreht, da stand für Luc Tardif noch eine letzte Ehrung an. Der Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF begrüßte ein neues Mitglied im exklusivsten Zirkel, den seine Sportart zu bieten hat, im Triple Gold Club. Zutritt hat nur, wer die drei großen Titel gewonnen hat: den Stanley Cup in der Eliteliga NHL, Olympia und WM.

Seit Sonntagabend gilt das auch für Valtteri Filppula, 38 Jahre alt, Kapitän der finnischen Nationalmannschaft. Drei Monate nach dem Olympiasieg in Peking gewann das Team daheim in Tampere auch die Weltmeisterschaft. In einem dramatischen Finale mit 4:3-Toren nach Verlängerung gegen Kanada.

Zwei Goldmedaillen in drei Monaten

Erst als zweite Nation nach Schweden 2006 haben die Finnen damit beide Länderturniere in einem Jahr gewonnen – nicht mal die alten Sowjets hatten das geschafft. Was Trainer Jukka Jalonen erst mal sacken lassen musste: „Du verstehst gar nicht, was hier passiert ist. Vielleicht schaffen wir das im Sommer, aber zwei Goldmedaillen in drei Monaten, das ist unglaublich.“

Unglaublich ist im Sport ja ein deutlich zu häufig gebrauchtes Adjektiv. Aber wer den gerade mal 5,5 Millionen Menschen in Finnland vor gut einem Jahrzehnt erzählt hätte, was sie fortan alles gewinnen würden, wäre wohl in der Tat auf ungläubige Gesichter getroffen: Viermal Gold und dreimal Silber bei den Männer, fünfmal Gold und zweimal Silber bei U20 und U18, acht Olympia- und WM-Medaillen für die Frauen. Selbst in Kanada müssen sie anerkennen, dass keine Nation mehr aus ihren Möglichkeiten macht.

„Guter Lernprozess“

Fragt man Harri Nummela, was da los ist, bekommt man eine bescheidene Antwort. „Wir machen unsere Hausaufgaben“, sagte der Präsident des finnischen Eishockey-Verbandes am Wochenende in Tampere der F.A.Z. „Wir hatten nie mehr Spieler oder mehr Geld als andere, aber wir haben uns auf einen guten Lernprozess konzentriert, einen sehr praxisnahen Prozess.“

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Ob Jugend oder Erwachsene, wann immer die Nationalteams spielen, kämen hinterher alle Verbandstrainer zusammen, „analysieren, was passiert ist, wie sich das Spiel verändert hat, wie wir reagieren müssen. Diese Informationen werden sofort im Netzwerk geteilt, mit den Regionentrainern, mit den Klubtrainern“.

„Es ist ein Wissenstransfer“

Jene Regionentrainer sind ein wichtiger Baustein. Die gibt es seit gut zehn Jahren, nachdem sich die Finnen entschieden hatten, den Millionengewinn aus ihrer damaligen Heim-WM in den Nachwuchs zu stecken. Der Verband teilte das Land in acht Regionen und stellte für jede spezielle Trainer ein. Die bieten für die größten Talente Zusatzeinheiten an und versorgen die lokalen Klubs mit Informationen aus dem Welteishockey oder von Sportinstituten.

„Es ist ein Wissenstransfer“, sagt Nummela. Wissen allein reicht aber nicht. Man muss es auch umsetzen. Und da kommt ganz oben Trainer Jalonen ins Spiel, den es auch nicht stören kann, wenn er auf den Großteil der 62 finnischen NHL-Profis verzichten muss. Dann holt er sich halt die besten Spieler aus den europäischen Ligen und lässt sie sein kaum zu knackendes System spielen. „Von den Einzelspielern her sind sie nicht so stark, die gewinnen Spiele, weil sie mit derselben Identität auftreten“, hatte der deutsche Bundestrainer Toni Söderholm schon vor Olympia gesagt. Und er muss es wissen, er ist Finne.

„Ganzes Geld fließt in das Programm“

Jetzt bei der WM war diese Identität wieder zu sehen. In der Vorrunde kassierten die Gastgeber in sieben Spielen nur fünf Tore. Und selbst als sie in der K.o.-Phase in allen drei Runde zurücklagen, blieben sie ihrem Stil stets treu. Auch im Finale, das als eins der spektakulärsten in die Geschichte einging. Bis ins letzte Drittel führten die Kanadier 1:0, ehe die Finnen das Spiel in Überzahl – teils durch kontroverse Strafzeiten – drehten.

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Zweieinhalb Minuten vor dem Ende führten sie 3:1, die knapp 11.500 Fans in der Halle und die Millionen vor den Bildschirmen feierten schon, ehe die Kanadier noch zwei Tore schossen. Also ging es in die Verlängerung, in der jeder Schuss der letzte sein kann. Es wurde dann der von Sakari Manninen, der für eine lange Nacht sorgte. Sei es in Tampere, sei es in der Hauptstadt Helsinki, wo der Bahnhofsvorplatz noch um 3 Uhr morgens einer Partymeile glich. Und dort dürfte nicht zum letzten Mal gefeiert worden sein.

Verbandspräsident Nummela kündigte schon mal an; „Mit der WM machen wir mehrere Millionen Gewinn, und der wird wieder in den Regionen in den Nachwuchs investiert. Das ganze Geld fließt in das Programm.“ Keine guten Nachrichten für den Rest der Eishockeywelt.

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