#Warum Kaffee uns wirklich munter macht

Kaffee macht wach, das liegt am Koffein. Eine Binsenweisheit, denkt man. Aber eine Studie, die portugiesische Wissenschaftler nun im Journal „Frontiers in Behavioral Neuroscience“ publiziert haben, lässt daran Zweifel aufkommen. Sie hatten 47 Probanden entweder Kaffee trinken oder Koffeinpillen schlucken lassen. Anschließend beobachteten sie mithilfe eines Magnetresonanztomographen, welche Auswirkungen der Kaffeekonsum auf das Gehirn hatte.

In beiden Fällen, also sowohl nach dem Kaffeegenuss als auch nach dem Schlucken der Koffeinpille, wurden Hirnregionen aktiviert, die für eine erhöhte Wachheit der Probanden sorgen. Aber nur dann, wenn die Probanden tatsächlich Kaffee tranken, wurden zudem Hirnnetzwerke aktiviert, die eine Rolle bei zielgerichtetem Verhalten und für das Finden von Entscheidungen wichtig sind.

Der komplette Wach-Effekt stellte sich nur dann ein, wenn der Kaffee inklusive Koffein getrunken wurde.

Die Wirkung von Koffein auf den Körper gilt seit langer Zeit als entschlüsselt. Und es ist auch bekannt, dass er nicht nur auf eine Art und Weise wirkt.

So regt es einerseits den Kreislauf an, indem es die Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Cortisol fördert. Dadurch werden Stoffwechsel, Herzschlag und Atmung beschleunigt. Der Mensch wird wirklich wach.

Andererseits ähnelt der Stoff in seinem Aufbau dem Botenstoff Adenosin. Adenosin führt zum Beispiel nach körperlicher Anstrengung dazu, dass das Gehirn das Signal „müde“ an den Körper übermittelt. Koffein blockiert die Rezeptoren für Adenosin, sodass dieses den Müde-Befehl nicht weitergeben kann. Kaffee verhindert somit, dass wir müde werden.

Auch Aroma und Placebo spielen eine Rolle

Die Wissenschaftler präsentieren auch eine Hypothese für ihren überraschenden Befund. Die aufmunternde und aktivierende Wirkung könne demnach am besten über einen Placeboeffekt erklärt werden. Wir erwarten, dass Kaffee uns munter macht – und dann werden wir auch munter. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Aromen des Kaffees, sein Duft und sein Geschmack, im Gehirn eine Wirkung haben.

Offenbar birgt Kaffee, trotz der abertausenden wissenschaftlichen Studien, die zu dem Getränk und seinen Inhaltsstoffen bereits durchgeführt wurden, noch immer das ein oder andere Geheimnis. Und wovon ließe man sich nicht lieber wecken, als von einem Getränk, das auch bei Wissenschaftlern noch immer für Überraschungen sorgt.