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#Warum Konservative sich nicht für den Rechtspopulismus eignen

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Warum Konservative sich nicht für den Rechtspopulismus eignen

Über die Jahre ha­ben Konservative in der CDU immer auf die gleiche Weise reagiert, wenn Journalisten sie in Versuchung führen wollten. Sie sprachen über ihre Sehnsucht nach einer Zeit, in der Männer noch Frauen heirateten, im Bundeskanzleramt jemand saß, dem die Basis wichtig war, die Energiepolitik nicht von der Opposition diktiert wurde und junge Männer in einer richtigen Panzerkompanie lernten, was es bedeutete, ein Mann zu sein. Sie sprachen nicht nur, sie wüteten. Sie fauchten.

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Auf die listige Frage der Journalisten aber, was das in der Praxis bedeute, ob nicht ein kleiner Putsch gegen Angela Merkel angezeigt sei oder eine grundsätzliche, großangelegte, geistig-moralische Wende, reagierten sie immer gleich: erschrocken. Nein, nein, sagten sie. Gemach! Nichts überstürzen! Kein Putsch, kein Chaos, kein Militär an den Grenzen, kein Wiederanfahren der Atomkraftwerke, keine überstürzte Wiedereinführung der Wehrpflicht. Maß und Mitte! Oft waren es vertrauliche Gespräche. Ein Bekenntnis zum radikalen Wandel hätte die Konservativen nichts gekostet. Sie wollten es aber nicht, es war, als tue ihnen schon der Gedanke weh. Manche lehnten sogar ab, in einer geheimen Wahl gegen Merkel zu stimmen, weil sie das mit ihrem Begriff von Loyalität nicht vereinbaren konnten. Es war eine kuriose, für die Betreffenden vielleicht zwickmühlenhafte und vor allem ausweglose Situation.

AfD-Mitglieder sind nicht zu bremsen

Über die Jahre taten AfD-Mitglieder das genaue Gegenteil, wenn sie mit Journalisten sprachen. Sie klagten, dass Deutschland nicht mehr so sei wie damals, als Helmut Kohl noch die Zahl der Türken in Deutschland halbieren wollte. Sie wieherten über den Zeitgeist, über all die Linken mit ihren Gender-Sternchen und Denkverboten. Sie bezeichneten Merkel als großes Unglück. Und auf die Frage, was das in der Praxis bedeute, zögerten sie nicht eine Sekunde. Manche sagten, dass Merkel in Haft kommen solle; dass Deutschland von einer verschworenen, korrupten Clique beherrscht werde; dass die Kühltürme der Atomkraftwerke wieder dampfen sollten. Nicht jeder war gleich radikal, aber gemeinsam hatten alle das Bedürfnis, weitreichende und radikale Veränderungen zu fordern. Sie waren nicht zu bremsen, schon gar nicht bremsten sie sich selbst. Wenn ein Euro-Austritt das Exportland Deutschland über Jahre in einer schwere Wirtschaftskrise stürzen würde, dann sei das eben so! Eine bittere Medizin! Dringend notwendig!

Dieser beobachtete Unterschied zwischen beiden Lagern war nicht graduell, sondern kategorisch. Er irritierte auch. Die Konservativen aus der CDU waren in solchen Momenten keine Helden der Selbstbeherrschung, im Gegenteil. Sie wirkten wie gelähmt. Einerseits litten sie unter den Verhältnissen, andererseits schreckten sie vor einer Veränderung zurück. Manche von ihnen hatten so auch ihren Frust erklärt. Merkel bemühte sich als Parteivorsitzende nicht, die Konservativen einzubinden. Deren Versuche, sie diskret auf eine Loyalität zum rechten Flügel zu verpflichten, liefen ins Leere.

Konservative bei einem Stammtisch der Werte-Union im März 2019 in Helmstedt


Konservative bei einem Stammtisch der Werte-Union im März 2019 in Helmstedt
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Bild: Daniel Pilar

Was blieb, war die Möglichkeit einer offenen Feldschlacht. Wütende Reden auf Parteitagen, Eskalation, Chaos. Genau das, was die Konservativen erschreckte. Sie wirkten wie Spielzeugroboter, bei denen ein Witzbold alle Tasten der Fernbedienung gleichzeitig gedrückt hielt. Das Bein wollte vor, aber es wollte auch zurück, also ruckelte es hin und her, On, Off, On, Off, und die Elek­tromotoren quietschten leise vor Verzweiflung.

Dieser Zustand rechter CDU-Mitglieder wird oft unterschlagen, weil ihre Position rein ideologisch gedeutet wird. Sie sind rechts, die AfD-Leute sind noch rechter, das klingt wie ein sanfter Übergang zwischen beiden Parteien. In dieser Logik reden Beobachter über die politische Farbe der konservativen CDU-Mitglieder oft wie über eine Anzughose in schlechtem Licht: Ist das noch Schwarz oder schon ein dunkles Blau?

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