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#Glyphosat im Eis – naklar

Glyphosat im Eis – naklar

Jetzt ist schon wieder was passiert: Wir werden wieder einmal alle sterben. Und zwar durch Glyphosat im Speiseeis. Die Europäischen Grünen präsentierten auf einer Pressekonferenz in Brüssel Untersuchungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass Speiseeis der beliebten Eiscreme-Marke „Ben and Jerry’s“ Spuren des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat enthält. 14 Proben wurden getestet, in 13 davon konnte Glyphosat nachgewiesen werden, in einer Konzentration von bis zu 1,23 Nanogramm pro Milliliter.

Die Volksseele kocht wieder einmal. Wir gönnen uns eine ordentliche Portion Panik, das bringt den Kreislauf in Schwung und erlaubt uns, empörte Beschimpfungen über die Chemie-Lobby, korrupte Politiker über überhaupt „die da oben“ auszustoßen. Doch was bedeutet das ganze wirklich?

Sehen wir uns die Grenzwerte an!

Über Chemikalien in Nahrungsmitteln zu reden ist absolut unsinnig, ohne gleichzeitig über die geltenden Grenzwerte zu sprechen. Was würden wir sagen, wenn ein Sportreporter berichten würde, irgendein Läufer habe den Stadtrundlauf in einer Stunde und dreiundzwanzig Minuten absolviert? Der Bericht wäre völlig nichtssagend – solange wir nicht wissen, wie lang die Strecke war und wie lange die anderen Läufer für die Strecke brauchten, können wir nicht beurteilen, ob die Leistung großartig oder lächerlich schlecht war. Genau derselbe Unsinn wird in der Berichterstattung über Schadstoffe aber akzeptiert ohne mit der Wimper zu zucken.

Es gibt grundsätzlich unterschiedliche Grenzwerte: Die „Akute Referenzdosis“ (ARfD) gibt jene Menge an, die innerhalb kurzer Zeit (etwa an einem Tag) aufgenommen werden kann, ohne dass erkennbarer Schaden entsteht. Unter AOEL („acceptable operator exposure level“) versteht man die zulässige Expositionshöhe, der sich Anwender (z.B. während der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln auf einem Feld) aussetzen können, ohne mit Problemen rechnen zu müssen. Am strengsten ist der ADI-Wert („acceptable daily intake“), der die Stoffmenge angibt, die auch bei lebenslanger täglicher Aufnahme kein Gesundheitsrisiko mit sich bringt.

Betrachten wir also sicherheitshalber den ADI-Wert. Die WHO setzt ihn bei 1mg pro Kilo Körpergewicht an, die EU bei 0,3 mg pro Kilo Körpergewicht. Gehen wir von einem kleinen, schlanken Menschen mit 50kg Körpergewicht aus und nehmen wir den niedrigsten Grenzwert – dann kommen wir auf 15mg Glyphosat, das täglich eingenommen werden müsste. Somit kann man leicht ausrechnen, dass man über 12.000 Liter Ben and Jerry’s Eis essen müsste (und zwar von der am schwersten kontaminierten Sorte) um den Grenzwert zu erreichen. Wer das vorhat, bekommt ganz schnell ganz andere Gesundheitsprobleme, die mit Glyphosat nichts zu tun haben. Angst vor Ben and Jerry’s-Eis ist also völlig irrational und unbegründet.

Nur 0 ist akzeptabel!

„Diese Zahlenspielereien sind mir egal“, schimpfen dann manche Leute, „in meinem Essen soll überhaupt kein Unkrautvernichtungsmittel enthalten sein! Der einzige akzeptable Grenzwert ist null!“ – Wer das sagt, hat ganz grundlegende Fakten der wissenschaftlichen Analytik nicht verstanden. Einen Grenzwert von null kann es nie geben. Alles lässt sich überall finden, dank der unglaublichen Genauigkeit der modernen Analytik.

Alles was wir essen, und auch alles, was unsere Vorfahren in vorindustrieller Zeit jemals gegessen haben, enthält Schadstoffe, das ist nun mal so. Ob wir sie in einer Nahrungsmittelprobe aufspüren oder nicht, ist nur eine Frage der Messgenauigkeit. Wir atmen mit jedem Atemzug Formaldehyd aus – genau wie die Neandertaler vor uns. Und wir nehmen täglich giftiges Arsen auf – in winzigen Spuren.

Jedes einzelne Nahrungsmittel, das je von einem Menschen gegessen wurde, enthielt giftige Stoffe – oder besser gesagt: Spuren von Substanzen, die in hoher Konzentration gefährlich wären. Das sollte uns nicht beunruhigen. Wenn man aus dem Labor ein Null-Ergebnis erhält und sich darüber mächtig freut, dann bedeutet das nur, dass die Konzentration der gesuchten Substanz unter der Nachweisgrenze des Messgeräts lag. Vielleicht kauft dasselbe Labor nächste Woche ein genaueres Gerät und kann die winzige Menge plötzlich nachweisen. Ist die Probe dadurch plötzlich gefährlicher geworden? Natürlich nicht.

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