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#Warum starb Janna G.?

„Warum starb Janna G.?“

Am Mittwoch wurden die sterblichen Überreste der 25 Jahre alten Janna G. in Rom eingeäschert. Die Urne werde der Familie noch in dieser Woche zugehen, teilte die zuständige Stadträtin Sabrina Alfonsi mit. Und sie sprach den Hinterbliebenen in Oberfranken ihr Mitgefühl „für den schrecklichen Verlust“ aus. Dass der tragische Fall damit zu einem Ende kommt, ist unwahrscheinlich. Denn über die Umstände, gar die Verantwortung für den plötzlichen Tod von Janna G. am 20. Januar auf einem Strandparkplatz in Focene nahe Rom gibt es heftigen Streit.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Janna und ihr 34 Jahre alter irischer Freund Michael D. waren seit November in ihrem selbst ausgebauten silbergrauen Wohnmobil unterwegs. Schon die Ausbauarbeiten an ihrem Gefährt, das sie ­liebevoll „Nic“ nannten, haben die beiden in den sozialen Medien ausführlich dokumentiert. Ihre Berichte setzten Janna und Michael während der Reise fort. Auf den Fotos ist ein offenbar glückliches Pärchen zu sehen, das mit dem Camper die Alpen überquert, Süditalien und Sizilien er­kundet und in Malta auf bunten Park­bänken sitzt.

Vom 14. Januar an steht „Nic“ auf dem Parkplatz zum Strand „Havana Beach“ in Focene, einem Badeort in Sicht- und Hörweite des Flughafens Fiumicino von Rom. Am Nachmittag des 20. Januar, so berichtet Michael später italienischen Medien, verliert Janna plötzlich das Bewusstsein, nachdem sie sich gebückt hat, um etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Weil Jannas Atem flach ist und der Puls schwach, ruft Michael sofort den Notruf 118 an. Es ist 15.39 Uhr. Sowohl nach Michaels Aussage wie nach offiziellen Informationen der Hauptstadtregion Latium wird dieses erste Gespräch auf Englisch geführt. Michael gibt präzise an, was geschehen ist und wo sich der graue Campingbus befindet. Der Mann der Notrufzentrale gibt die Informationen auf Italienisch an die Leitstelle für den Einsatz der örtlichen Rettungswagen weiter. Nach etwa acht Minuten endet dieses erste Telefonat. Der Notarztwagen sei unterwegs, heißt es, über die GPS-Daten von Michaels Handy habe man den Standort ermittelt. Um 16.10 Uhr wählt Michael ein zweites Mal den Notruf, denn es ist keine Ambulanz zu sehen, und der Zustand Jannas hat sich verschlechtert. Michael unternimmt nach eigenen Angaben Wiederbelebungsversuche, während er beim zweiten Anruf bei der Notrufzentrale in der Warteschleife hängt, weil diesmal am anderen Ende der Leitung niemand Englisch versteht.

Man habe ihn nicht verstanden, sagt Michael

43 Minuten nach dem ersten Anruf trifft der Notarztwagen schließlich ein. Kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus von Ostia stirbt Janna. „Janna könnte noch am Leben sein, wenn rechtzeitig Hilfe gekommen wäre“, sagt Michael ­später der Zeitung „La Repubblica“. Doch beim Notrufdienst habe man ihn nicht verstanden, gerade beim zweiten Anruf nicht. Den Vorwurf weisen die Region Latium und der Rettungsdienst zurück. Tatsächlich sei die Ambulanz 18 Minuten nach dem ersten Anruf an Ort und Stelle gewesen. Doch der Campingbus habe sich nicht mehr auf dem durch die GPS-Daten des Handys ermittelten Parkplatz befunden. Diese Darstellung weist Michael zurück. Er sei mit dem Wohnmobil erst nach dem zweiten Anruf losgefahren, um sich selbst auf die Suche nach dem Krankenwagen zu machen. Den habe er schließlich in einiger Ent­fernung von dem Parkplatz am Übergang zum Strand gefunden.

Um die Vorwürfe von Michael D. zu entkräften, haben die Behörden den Mitschnitt des ersten, auf Englisch geführten Anrufs veröffentlicht. Die Notrufzentrale biete Übersetzungen in 16 Sprachen an, darunter Ukrainisch, heißt es in einer Mitteilung der Region Latium. Doch der veröffentlichte Mitschnitt des auf Englisch geführten Gesprächs umfasst nur die ersten rund zwei Minuten. Der Mitschnitt des offenbar dann schwierigeren Austauschs der folgenden sechs Minuten wurde nicht veröffentlicht. Ob und wann auch die Aufzeichnung des zweiten Telefonats veröffentlicht wird, ist unklar. Unbekannt ist bisher auch das Ergebnis der von der Staatsanwaltschaft in Civitavecchia angeordneten und am 26. Januar vorgenommenen Obduktion des Leichnams von Janna G.

Die Ermittlungen der Carabinieri und der Forensiker haben nach italienischen Medienberichten bisher keine Hinweise auf Gewaltanwendung oder auf Drogen- oder Medikamentenmissbrauch bei Janna G. ergeben. In einem der letzten Posts Jannas auf der Instagram-Seite, die sie gemeinsam mit Michael geführt hatte, heißt es allerdings: „Ich kann es kaum erwarten, meine Angstzustände zu bekämpfen.“

Die Staatsanwaltschaft Civitavecchia hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zum Suizid eingeleitet. Die Hinterbliebenen Janna G.s haben in Rom einen Anwalt damit beauftragt, die Hinter­gründe des Todes ihrer Tochter ergründen zu helfen. Einen weiteren Auftrag zur Rechts- und Interessenvertretung von Michael D. hat der Anwalt nach eigenen Angaben nicht erhalten.

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