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#Was besiegelte das Schicksal der Mammuts?

Was besiegelte das Schicksal der Mammuts?

Am Ende war es zu nass: Der eiszeitliche Klimawandel und nicht der Mensch brachte dem Mammut das Aus, belegt eine Studie. Durch zunehmende Feuchtigkeit verschwand demnach die Lebensgrundlage der Riesen: die typische Vegetation der Mammutsteppe. Dies geht aus der Untersuchung von alter Umwelt-DNA hervor. Die Studie dokumentiert zudem, dass neben dem bekannten Restbestand der Rüsseltiere auf der Wrangelinsel auch auf dem sibirischen Festland noch Mammuts bis vor etwa 4000 Jahren lebten. Demnach konnten sie offenbar lange mit dem Menschen koexistieren, bis auch dort der Vegetationswandel das Aus herbeiführte.

Sie sind die Symboltiere der Eiszeit: Die Wollhaarmammuts sind die prominentesten Vertreter der Megafauna – der Gesellschaft aus großen Tieren, die einst die kalten Landschaften im Norden der Erde bevölkerten. Die zotteligen Vettern der Elefanten lebten in der Spätphase ihrer Ära auch Seite an Seite mit unseren Vorfahren, wie zahlreiche Funde belegen. Doch dann verschwanden die riesigen Herden der Tiere zunehmend aus ihren einstigen Verbreitungsgebieten. Nur Restbestände konnten sich Funden zufolge noch einige Zeit halten: Als die Ägypter ihre Pyramiden bauten, stapften demnach noch Mammuts über die Wrangelinsel in Nordsibirien, bevor auch dort das Aus kam.

Klima oder Overkill?

„Wissenschaftler diskutieren seit 100 Jahren darüber, was den Niedergang der Mammuts geprägt hat. Der Mensch wurde dafür verantwortlich gemacht, weil die Tiere Millionen von Jahren überlebt hatten, ohne dass Klimawandel-Prozesse sie dabei ausrotten konnten. Aber als sie mit dem Menschen zusammenlebten, verschwanden sie und so wurden unsere Vorfahren beschuldigt, sie zu Tode gejagt haben“, sagt Eske Willerslev von der University of Cambridge. Doch er und seine Kollegen vertreten eine alternative Erklärung: Die Tiere kamen mit den speziellen Herausforderungen im Rahmen des Klimawandels am Ende der letzten Eiszeit nicht zurecht und starben deshalb aus. In den Ergebnissen ihrer aktuellen Studie sehen sie nun überzeugende Hinweise auf diese Ursache.

In ihrem Fokus stand dabei die Untersuchung der Lebensgrundlage der Mammuts und anderer heute ausgestorbener Vertreter der Megafauna: Trotz der kühlen Bedingungen brachten die nördlichen Landschaften eine Vegetation hervor, die die großen Pflanzenfresser ernähren konnte. Vermutlich halfen den Mammuts ihre riesigen Mägen bei der Verdauung der Kost und im Winter nutzten sie wohl ihre mächtigen Stoßzähne, um das Futter aus dem Schnee zu schaufeln. Bisher blieb allerdings unklar, welche Merkmale die Vegetation in den Gebieten aufwies, die den Mammuts gute Lebensbedingungen boten und wie sich die nördlichen Ökosysteme im Verlauf des eiszeitlichen Klimawandels veränderten.

Umwelt-DNA liefert Einblicke

Um weitere Einblicke zu gewinnen, untersuchten Willerslev und seine Kollegen genetische Spuren der Pflanzen und Tiere von 535 verschiedenen arktischen Fundorten, die die letzten 50.000 Jahre umfassen. Das Team nutzte dabei die vergleichsweise neue Methode der Untersuchung von Umwelt-DNA: Dadurch lassen sich auch genetische Spuren nachweisen, die durch tierische Ausscheidungen und Hautzellen in den Boden gelangt sind. Eine wichtige Referenzquelle der Studie bildete zudem die Analyse der DNA von mehr als 1500 heutigen arktischen Pflanzenarten.

Wie die Forscher berichten, war die typische Mammutsteppe von einer Vegetationsmischung aus Gräsern, Blütenpflanzen und Sträuchern geprägt, wie sie heute so nicht mehr vorkommt. Wo sie die Landschaft dominierte, fanden sich auch die genetischen Spuren der Mammuts und anderer Vertreter der eiszeitlichen Megafauna. Doch am Ende des Pleistozäns zeichnete sich vielerorts ein recht schneller Wandel der Vegetation ab, der offenbar mit zunehmender Nässe im Zuge der klimatischen Veränderungen verbunden war. „Als sich das Klima erwärmte, traten Bäume und Sumpfpflanzen an die Stelle der Graslandlebensräume des Mammuts“, berichtet Willerslev. Erstautor Yucheng Wang führt weiter aus: „Als das Klima feuchter wurde und das Eis zu schmelzen begann, kam es zur Bildung von Seen, Flüssen und Sümpfen. Das Ökosystem veränderte sich, die Biomasse der Vegetation nahm ab und konnte die Mammutherden nicht mehr ernähren“, so der Forscher.

Mensch spielte offenbar keine entscheidende Rolle

Die Wissenschaftler fügten ihre Ergebnisse auch in Modelle ein, um die Bedeutung verschiedener Faktoren herauszuarbeiten. „Aus unseren Ergebnissen geht hervor, dass der Klimawandel, insbesondere die Niederschläge, direkt für die Veränderung der Vegetation verantwortlich sind. Der Mensch hatte nach unseren Modellen keinen Einfluss auf den Niedergang der Mammuts“, so Wang. Willerslev ergänzt: „Wir konnten schließlich nachweisen, dass nicht nur der Klimawandel das Problem war, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der er sich vollzog. Die Mammuts waren nicht in der Lage, sich schnell genug anzupassen, als sich die Landschaft dramatisch veränderte und ihre Nahrung knapper wurde“.

Die Forscher konnten auch Einblicke in das Schicksal der letzten Mammutpopulationen gewinnen. Aus dem Nachweis von Mammut-Umwelt-DNA aus Proben der sibirischen Taimyr-Halbinsel geht hervor, dass es dort noch bis vor etwa 4000 Jahren Mammuts gab. Diese Existenz über das Ende des Pleistozäns vor 12.000 Jahren hinaus, ist dabei offenbar auf die dort noch lange fortbestehende Steppentundra-Vegetation aus krautigen Pflanzen zurückzuführen. Angesichts der Tatsache, dass der Mensch Nordeurasien seit mindestens 16.000 Jahren kontinuierlich besiedelte, sprechen somit auch diese späten überlebenden Taimyr-Mammuts gegen die Theorie eines schnellen Overkills: Offenbar gab es eine lange Koexistenz zwischen Mensch und Mammut in den letzten Rückzugsgebieten, bis auch dort der Vegetationswandel den Tieren die Lebensgrundlage raubte.

Quelle: University of Cambridge, Fachartikel: Nature, doi: 10.1038/s41586-021-04016-x

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