#Was die ersten sechs Tage in Glasgow gebracht haben
Inhaltsverzeichnis
„Was die ersten sechs Tage in Glasgow gebracht haben“
Die umweltschonende Zukunft, wie sie sich auf der Weltklimakonferenz in Glasgow schon erleben lässt, sieht ziemlich freudlos aus, jedenfalls kulinarisch. Die Schnellimbisse in den Ausstellungshallen auf dem ehemaligen Werftgelände am Clyde-Fluss weisen auf ihren Speisekarten nicht nur die Preise aus, sondern auch die Klimabilanz. Es ist nicht eindeutig, auf welches Warengewicht sich die Angaben beziehen, klar ist aber, dass der ökologische Fußabdruck eines Würstchens mit 0,7 Kilogramm Kohlendioxid besonders übel ist und daher abschreckt. Nicht viel besser sieht es beim Hühnergeschnetzelten mit 0,5 Kilogramm oder beim schottischen Räucherlachs mit 0,4 Kilogramm aus. Der schmeckt natürlich großartig, aber man sollte sich beim Verzehr eigentlich schämen – und am besten nicht erwischen lassen. Wer alles richtig machen will, der muss kandierte Rote Bete mit Brokkoli bestellen (0,2 Kilogramm) oder am besten gleich die Schottische Gerstenbrühe (0,1). Spätestens beim Essen versteht jeder der mehr als 20.000 Kongressteilnehmer: Es brechen harte Zeiten an.
Es gibt natürlich auch Lichtblicke. Einer der Aussteller präsentiert einen elektrisch betriebenen Rennwagen, der sinnfälligerweise in der „Formel-E“ unterwegs ist. Und am schottischen Pavillon schenken Hochländer einen garantiert treibhausgasneutralen Single Malt Whisky aus. Der nette Barmann kann zwar nicht recht erklären, wie das Getränk gebrannt wird, aber jedermann hier bestätigt nach zwei, drei Gläschen, dass Klimaschutz großen Spaß macht. Am Stand nebenan, der weitgehend verwaist ist, rührt die türkische Delegation etwas verloren in ihren Teegläsern. Ihr Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist nicht nach Glasgow gereist, angeblich aus Sicherheitsbedenken. Auch andere lupenreine Demokraten sind ferngeblieben, darunter Russlands Wladimir Putin und Xi Jinping aus China.
Biden kritisiert Russland und China
Der amerikanische Präsident Joe Biden, der wie die meisten anderen Staats- und Regierungschefs vom G-20-Gipfel in Rom nach Glasgow weitergereist ist, nutzt die Abwesenheit der östlichen Kollegen sogleich für eine klimapolitische und wohl auch geopolitische Breitseite aus. Der Kampf gegen die Erderwärmung, dem die Konferenz dient, sei eine „gigantische Angelegenheit, und sie sind einfach weggelaufen“, sagt Biden Richtung Moskau und Peking. Besonders Xis Fernbleiben bezeichnet er als „großen Fehler“, da der Klimaschutz das zentrale Thema der Menschheit sei und zugleich Steuerung wie Verantwortungsübernahme erfordere. Sich davor zu drücken passe nicht zu der von Peking angestrebten Führungsrolle.
China und Russland, die auch in Rom nicht dabei waren, weisen die Vorwürfe erwartungsgemäß zurück. Xis Erklärung, er wolle sich nicht mit Covid-19 infizieren, ist gar nicht mal weit hergeholt. Denn in Glasgow wird schnell deutlich, dass die Megatagung große Risiken birgt. Wie groß sie sind, weiß niemand, denn es gibt keine Zahlen, wie viele Personen positiv getestet wurden oder sich hier infiziert haben. Ein prominentes Beispiel ist der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, der nach einem positiven Testergebnis in schottische Quarantäne musste.
Ein großes Gewusel: 20.000 Konferenzteilnehmer wollen in Glasgow auf einen Nenner kommen.
:
Bild: Reuters
Die Veranstalter tun alles, um die Gefahren zu minimieren und die Teilnehmer in Sicherheit zu wiegen. Schließlich musste der COP26 genannte Kongress bereits vergangenes Jahr wegen der Pandemie verschoben werden. Unabhängig vom Impfstatus bekommt jeder Besucher für jeden Tag, den er hier ist, einen Corona-Schnelltest ausgehändigt und darf nur mit negativem Ergebnis aufs Gelände. Ausländer müssen zudem schon vor der Einreise 68 Pfund für einen PCR-Test überweisen, den sie nach zwei Tagen im Land anzuwenden und ins Labor zu schicken haben. All das klingt sinnvoll, klappt aber nicht. Mit den Codes auf den Schnelltestpackungen lassen sich negative Ergebnisse an den Nationalen Gesundheitsdienst melden, ohne dass man überhaupt Proben genommen hat. Und wenn es die Königliche Post nicht schafft, den vorab bezahlten PCR-Test rechtzeitig zuzustellen, verstreicht die Zweitagesfrist einfach. Übrigens gibt es den identischen Test an den COP-Ausgabestellen völlig kostenfrei und einfach zum Mitnehmen.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.