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Was ein Landarzt zu Ostern geschenkt bekommt

Ein Vorteil, den ich als Landarzt habe, ist: Ich werde gelegentlich nach alter Sitte noch in Naturalien bezahlt. Eine meiner Patientinnen hat zum Beispiel Hühner. Also bekomme ich immer Eier geschenkt, wenn sie in die Sprechstunde kommt – und die Eier sind hervorragend. Es scheinen, wenn man nach dem Geschmack geht, sehr glückliche Hühner zu sein.

Jedes Jahr vor Ostern bringt mir diese Patientin nicht nur eine extra Portion Eier zum Kochen und Braten vorbei, sondern auch noch einige ganz besondere. Es sind Eier aus ihrer alten Heimat Polen. Die Eier sind wunderschön bemalt. Die Zeichnungen darauf sollen die Auferstehung Jesu symbolisieren. Auf dieses Mitbringsel freue ich mich immer besonders, ich habe schon eine ganz Sammlung davon.

Die Woche vor Ostern ist für mich immer eine besondere Zeit. Als Christ ist Ostern für mich das wichtigste Fest, und die Tage davor machen mich nachdenklich. Auch in unserem Leben geht es nämlich immer wieder darum, die Hoffnung nicht zu verlieren und daran zu glauben, dass alles gut wird, dass es eine Auferstehung in welchem Sinne auch immer gibt. Ich erlebe das jeden Tag bei vielen meiner Patienten.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Eine Patientin ist mir dabei die vergangenen Tage besonders durch den Kopf gegangen. Sie hatte vor einigen Monaten eine Hirnblutung. Danach konnte sie nicht mehr reden und war auf der linken Körperseite gelähmt. Aber sie hat nicht aufgegeben und versucht, ihre Situation stetig wieder zu verbessern. Sie hat immer wieder geübt, die Physiotherapie durgezogen und regelmäßig ihre Sprachübungen gemacht. Sie wurde dabei von ihrem Mann motiviert und gefördert. Jetzt geht es ihr wieder so gut, dass sie tatsächlich im Mai wieder anfangen möchte zu arbeiten.

Was ihren Kampfeswillen so besonders macht: Sie hatte nicht nur den Schicksalsschlag der Hirnblutung. Sondern das Paar wünscht sich auch schon lange ein Kind. Aber es hat nie geklappt, die Patientin musste schon Fehlgeburten erleben. Ihr jetziger Gesundheitszustand macht das alles nicht leichter. Und trotzdem, sie gibt gemeinsam mit ihrem Mann nicht auf, die beiden nehmen das Leben an und kämpfen sich immer wieder zum Positiven durch. Ich denke, diese Patientin steht ein Stück weit dafür, dass wir alle mal schwere Zeiten haben. Aber dass wir immer die Hoffnung haben dürfen, dass es einen Weg heraus gibt und alles gut wird.

Vielleicht hat genau das auch Goethe mit seinem „Osterspaziergang“ gemeint. So wie die Sonne irgendwann das Eis und den Schnee zum Schmelzen bringt, so soll die Nachricht von Ostern unsere Traurigkeit durchbrechen.

Sie merken, so kurz vor Ostern bin ich etwas melancholisch. In jedem Fall wünsche ich Ihnen, dass alles gut wird, dass Sie die Botschaft von Ostern erleben dürfen und ein schönes Osterfest – Ihr Landarzt

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