Nachrichten

#Was eine Inflation ist

Was eine Inflation ist

Die Deutschen sind ganz schön ängstlich. Ständig fürchten sie, dass ihr mühsam erarbeitetes Geld plötzlich weniger wert ist. Das kann tatsächlich passieren – man spricht dann von Inflation. Eine Inflation kann unterschiedliche Gründe haben. Manchmal entsteht sie, wenn die Menschen mehr kaufen wollen als hergestellt wird und die Unternehmen nicht so schnell mehr produzieren können. Stattdessen werden sie dann ihre Preise erhöhen, denn die Menschen sind ja bereit, mehr zu bezahlen. In anderen Fällen entsteht sie, weil die Rohstoffe teurer werden, die man in der Produktion einsetzt, zum Beispiel Erdöl oder Getreide. Auch dann werden die Firmen mehr für ihre Produkte verlangen. Und je stärker die Preise ansteigen, umso mehr verliert das Geld an Wert. Man kann den Wert ja aus zwei Richtungen anschauen: Eine Kugel Eis kostet, sagen wir, einen Euro. Oder: von einem Euro kann ich mir eine Kugel Eis kaufen.

Maja Brankovic

Maja Brankovic

Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, zuständig für „Der Volkswirt“.

Es kann aber auch sein, dass eine Zentralbank, die oberste Bank in einem Land, zu viel Geld drucken lässt. Auch das führt zur Entwertung. Manche Zentralbanken haben in der Vergangenheit trotzdem immer mehr Geld in Umlauf gebracht, weil ihre Regierungen das von ihnen verlangten. Weil die das Geld zum Beispiel brauchten, um ihre Rechnungen zu begleichen. So war es auch in Deutschland vor hundert Jahren. Der Erste Weltkrieg, der 1918 zu Ende gegangen war, hatte die Regierung ein Vermögen gekostet, und die Menschen waren bitterarm. Also ließ der Staat die Zentralbank einfach mehr Geld drucken. Da es gleichzeitig aber nicht auch mehr zu kaufen gab, stiegen die Preise immer weiter an.

Im Jahr 1923 war die Lage dann so schlimm geworden, dass die Menschen Schubkarren voll mit Geldscheinen laden mussten, wenn sie nur mal eben zum Bäcker wollten. Bis zu hundert Milliarden Mark kostete damals ein Laib Brot, ein Ei gab es für 320 Milliarden Mark. Und das schlimmste war: Die Menschen wurden immer ärmer, obwohl sie Berge von Geld hatten. Manche Leute gaben die Scheine ihren Kindern zum Spielen. Andere heizten damit ihre Öfen an, weil das billiger war, als Feuerholz zu kaufen. Irgendwann war die Lage so furchtbar, dass die Regierung entschied, keine neuen Scheine mit immer größeren Zahlen mehr zu drucken und stattdessen eine neue Währung einzuführen.


Bild: F.A.Z.

Solche schrecklichen Erfahrungen wie vor hundert Jahren lassen die Menschen bis heute die Inflation fürchten. Mittlerweile kommt es dazu nur noch ganz selten. Die meisten Regierungen und Zentralbanken wissen inzwischen, wie gefährlich Inflation werden kann: Ehe man sich versieht, zahlt man wieder Unsummen für sein Brot. Wobei man heute, im Zeitalter von EC-Karten, wenigstens nicht so schwer zu tragen hätte.

Für die Menschen ist eine Inflation aber auch in normaleren Zeiten keine schöne Sache, denn sie können sich für ihr Geld weniger leisten als zuvor. Deshalb fordern sie von ihren Arbeitgebern mehr Geld. Muss der Bäcker, der Autohersteller oder der Landwirt nun aber seinen Angestellten einen höheren Lohn auszahlen, wird er vermutlich auch seine Preise erhöhen, um sich so seine gestiegenen Ausgaben zu finanzieren. Brot, Autos und Eier werden also wieder teurer. Immer wieder entwickelte sich in der Vergangenheit ein Teufelskreis, der nur schwer zu stoppen ist und in dem die meisten Menschen immer ärmer werden.

Damit es erst gar nicht zu einem Teufelskreis kommt, ist es wichtig, dass die Preise und auch die Geldmenge in einem Land möglichst stabil bleiben. Da kommen wieder die Zentralbanken ins Spiel. Auf die Inflation in Deutschland schaut neben der Bundesbank auch die Europäische Zentralbank, weil die Staaten der Europäischen Union ja nicht nur einen gemeinsamen Wirtschaftsraum haben, sondern viele auch dieselbe Währung benutzen: den Euro. Sie beide beobachten ganz genau, wie die Preise sich verändern und wie schnell – oder langsam – die Menschen ihr Geld ausgeben. Dafür schauen sie sich Monat für Monat an, was eine durchschnittliche Familie an Ausgaben hat: für Brot, Milch und Eier, Fisch und Fleisch, für Wein und für Freizeitbeschäftigungen, Strom, Wasser und ihre Miete.

F.A.Z.-Newsletter „Familie“

Leben mit Kindern: Die wichtigsten Artikel zu Familienorganisation, Erziehung, Finanzen, Schule, Wohnen und Freizeit. Abonnieren Sie den Newsletter „Familie“.

Die Europäische Zentralbank hat es sich zum Ziel gemacht, die Veränderung der Preise in diesem typischen Einkaufskorb in einem bestimmten Rahmen zu halten. Das macht sie über die Geldpolitik, indem sie zum Beispiel die Zinsen steuert und an der Geldmenge schraubt. Die Preise sollten nicht übermäßig steigen, aber auch nicht fallen – auch das tut der Wirtschaft nicht gut. Deshalb peilt sie eine Inflationsrate von ungefähr zwei Prozent im Jahr an. Ein Einkaufskorb, der heute für 100 Euro zu haben ist, sollte im nächsten Jahr 102 Euro kosten. In den letzten Jahren war die Inflation verschwindend niedrig, zuletzt lag sie aber wieder bei 1,3 Prozent, und es sieht ganz danach aus, dass sie bald noch ein bisschen weiter steigen wird. Die Dinge werden also gerade ein wenig teurer. Vielleicht ist ja zum Ausgleich eine kleine Taschengelderhöhung drin?

Noch mehr Antworten auf neugierige Kinderfragen

Noch mehr Antworten auf neugierige Kinderfragen

Eine illustrierte Auswahl von Beiträgen unserer Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“ ist bei Reclam erschienen.

Zur Verlagsseite

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!