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#„Was maskulin oder feminin riecht, ist willkürlich“

„„Was maskulin oder feminin riecht, ist willkürlich““

Ein bekannter Name kann Türöffner und Bürde zugleich sein. Kilian Hennessy empfand ihn zunächst eher als Hemmnis. Keine Erwähnung des Namens Hennessy ohne den Hinweis, dass er der Erbe der berühmten Cognac-Dynastie ist. (Dieser Text macht es nicht besser.)

Dabei wollte Kilian Hennessy nie für das Familienunternehmen arbeiten, das H im Luxuskonzern LVMH. „Aus zahlreichen Gründen, die nur mein Therapeut kennt.“ Hennessy sagt das scherzend, aus der Position eines 50 Jahre alten Firmengründers, der gerade das 15. Jubiläum seines Parfumlabels Kilian feiert – und sich daher hinreichend von seiner Familie emanzipiert hat, um mit dem Erbe entspannter umgehen zu können.

Wir sitzen in der „Fragrance Bar“ des Ritz-Carlton in Berlin. Der Name vereint zwei Dinge, mit denen man Hennessy inzwischen verbindet: Drinks und Düfte. „Immerhin beides Alkohol“, sagt Hennessy und lacht. Der Grund für seine Karriere in der Parfumbranche war diese Gemeinsamkeit aber nicht. Die war vielmehr einem Zufall geschuldet.

Mit Anfang 20 studierte er Kommunikation an der Sorbonne. Und beschäftigte sich in seiner Abschlussarbeit mit einer Frage, deren Antwort auch beim Schreiben eines Artikels über Parfum hilfreich wäre: Wie kann man Gerüche beschreiben? Währendes für andere Sinneseindrücke Alltagsvokabular gibt (eine grüne Couch ist auch sprachlich genau das – eine grüne Couch), gilt das für Gerüche nicht: „Wenn normale Leute über Parfum reden, müssen sie es mit etwas vergleichen, von dem sie glauben, es sei der Ursprung dieses Geruchs“, sagt Hennessy. „Also sagen sie etwa: Es riecht wie gemähtes Gras. Wenn ich aber mit einem Parfümeur spreche, würde ich sagen: Das ist ‚Triplal‘.“

Der Parfuemeur in der „Fragrances“-Bar im Hotel „The Ritz-Carlton“ am Potsdamer Platz in Berlin.


Der Parfuemeur in der „Fragrances“-Bar im Hotel „The Ritz-Carlton“ am Potsdamer Platz in Berlin.
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Bild: Jens Gyarmaty

Qualität hat oberste Priorität

Solche Begriffe kennt kaum jemand, auch Hennessy kannte sie zuvor nicht. Um sie zu lernen, das riesige Vokabular der Parfumindustrie zu verstehen, besuchte er, während er mit der Abschlussarbeit beschäftigt war, eine Parfumschule. Danach hatte er seine Forschungsfrage zwar nicht gelöst – wir sprechen noch immer von gemähtem Gras und nicht von Triplal –, doch er wusste, was er tun wollte im Leben.

Nach Stationen in großen Parfumhäusern gründete er sein Label Kilian. Obwohl Hennessys Düfte teuer sind, 50 Milliliter kosten in der Regel rund 260 Euro, hatte er bald Erfolg. Love, don’t be shy, einer der ersten Düfte, der – um einen Vergleich zu bemühen – an Marshmallows erinnert, gilt als der Lieblingsduft von Rihanna.

Hennessys Leidenschaft für Parfum, die man ihm anmerkt, wenn er von seinen Düften erzählt, mag der Hauptgrund für den Erfolg gewesen sein. Realistischerweise war seine Herkunft aber auch nicht hinderlich. Zwei Dinge habe ihm seine Familie vermittelt, sagt Hennessy: der Qualität immer oberste Priorität zu geben und sich einen gewissen Sinn für Risiko und Abenteuer zu bewahren. Sein Großvater habe immer gesagt: „Lieber können wir ein Jahr nicht liefern, als Abstriche bei der Qualität zu machen.“

Kilian Hennessys Abschlussarbeit im Studium hat ihn zum Parfum-Geschäft gebracht.


Kilian Hennessys Abschlussarbeit im Studium hat ihn zum Parfum-Geschäft gebracht.
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Bild: Jens Gyarmaty

Doch auch Qualität ist kein Selbstläufer. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte sein Großvater, Cognac in Japan zu verkaufen, und scheiterte kläglich. Seinem Vater gelang es hingegen, den ersten Cognac in China zu vertreiben. Aus diesen Erzählungen und Erfahrungen habe er gelernt, sagt Hennessy. Und selbst, zum Beispiel, schon sehr früh seine Parfums in Russland verkauft. Die Zwischenfrage, ob er das immer noch tue, beantwortet er knapp: nein.

Auch die Produkte von Kilian zeigen, dass der Franzose sich doch nicht ganz von seinen Wurzeln entfernt hat. Einige der Parfums tragen Namen wie Vodka on the Rocks oder Intoxicated; in den dazugehörigen Werbekampagnen geht es ums Ausgehen, um die Verführung, um die Nacht. Dazu gehören, so vermittelt es Hennessys Marke, ein Duft und ein guter Drink. In seiner Parfumreihe Liquors, zu der auch der Duft Angels’ Share gehört, ist diese Verbindung nicht mehr nur implizit. Die Düfte, heißt es auf der Homepage, sollen dem Familienerbe Tribut zollen.

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