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#Was Trump mit Künstlern gemein hatte

Was Trump mit Künstlern gemein hatte

Der Begriff des „Parvenüs“ könnte in Zeiten des sogenannten Klassismus, der mehr Respekt für jene fordert, die wegen ihres sozialen Status verachtet seien, wieder eine große Rolle spielen. Waren und sind doch Parvenüs gesellschaftliche Schnellaufsteiger nicht nur in ökonomischem, sondern auch in machtpolitischem Sinne. Wem also der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär gelingt, ist ebenso Parvenü wie einer, der innerhalb kürzester Zeit hohe und höchste politische Ämtern erringt und damit Standesgrenzen überspringt.

Freilich ist diese Einstufung im Deutschen abschätzig gemeint. Parvenüs assoziiert man im Allgemeinen mit Emporkömmlingen, Nachahmern, Bücklingen, angepassten Karrieristen – Eigenschaften, die etwa in Picards und Schillers „Der Parasit“ um 1800 den gesellschaftlichen Schnellaufsteiger kennzeichnen. Seine Geringschätzung ist seit der Aufklärungszeit Programm. Doch diese Einschätzung verfehlt die historische Bedeutung des Parvenüs für Gesellschaft, Politik und Kultur, der – im Gegensatz zu Trump – in vielen Fällen für segensreiche Veränderungen sorgte. Allein in den letzten hundert Jahren stehen Ford, Rockefeller und Vanderbilt (mit auf heutige Verhältnisse umgerechneten 355 Milliarden Dollar der reichste Mann aller Zeiten) in den Vereinigten Staaten oder die Brüder Albrecht, Max Grundig und Reinhold Würth in Deutschland für wirtschaftlichen oder technischen Fortschritt. Allesamt dürfte man auch sie als Parvenüs bezeichnen.

Die negative Konnotation prägte den Begriff von Anfang an. Zuerst wird in französischen Theaterstücken des beginnenden achtzehnten Jahrhunderts vom Parvenü gesprochen, der unerreichbar Scheinendes erlangt (das Französische parvenir meint „erreichen“). Auf der Bühne spielen sie Angehörige mittelloser Gesellschaftsschichten, die durch Glück und Förderung in den Kreis der Eliten aufsteigen und sich dort einheiraten. Anfangs sind die Protagonisten arme Schlucker, die es am Ende zu Reichtum bringen. Im neunzehnten Jahrhundert sind es dann auch die Reichen, die wegen ihres Statusgewinns Parvenüs genannt werden, wie 1842 Honoré de Balzacs „Catherine de’ Medici“, die noch als französische Königin am Pariser Hof von vielen verachtet wurde, weil sie von Florentiner Kaufleuten abstammte. Dass die Medici den Großherzogstitel der Toskana führten, milderte das negative Urteil nicht..

Seiltänzerin zwischen Anpassung und Innovation: Rosalba Carriera malte 1715 sich und ihr Selbstporträt.


Seiltänzerin zwischen Anpassung und Innovation: Rosalba Carriera malte 1715 sich und ihr Selbstporträt.
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Bild: ddp/Mondadori Portfolio

Das Stigma der niederen Herkunft haftet am Parvenü, wenn er sich auch noch so sehr bemüht, die Sitten und Gebräuche des Establishments anzunehmen. Die Schicht, in die er aufsteigt, verachtet ihn, ihren Stallgeruch werden die Aufsteiger nicht los, ihre Sitten bleiben oft unvollkommen. Der Einzug des Parvenüs in die Literaturgeschichte war im Zeitalter der Aufklärung möglich geworden, weil er der Lebensrealität entsprach. Die Literatur spiegelt den Aufstieg des Bürgertums und den Bedeutungsverlust des Adels. Darüber hinaus – das spiegelt sich in der Literatur weniger – stritten Frauen für ihre Emanzipation. Die sozialen Umwälzungen generierten jene Durchlässigkeit in der Gesellschaft vor und nach der Französischen Revolution, die den Parvenü ermöglichte. Dabei ist er keine Erfindung der Aufklärung. Es gab ihn schon seit der Antike. Nur war sein Aufkommen vor 1700 weniger signifikant.

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