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#Maas will schutzbedürftigen Afghanen die Ausreise organisieren

Maas will schutzbedürftigen Afghanen die Ausreise organisieren

Am Ende eines langen Tages sitzt Außenminister Heiko Maas allein im Garten der Botschaft in Duschanbe auf einer Bank und hält kurz inne. An einem weißen Gartentisch wälzen dort, in Tadschikistans Hauptstadt, vier, fünf Spitzenbeamte des Auswärtigen Amtes Papiere, erörtern Varianten, telefonieren. Der Minister, etwas abseits, schaut für ein paar Minuten in die hohen Bäume.

Maas ist aufgebrochen, um Ausreisemöglichkeiten für Tausende Schutzsuchende zu finden, die in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban festsitzen. Fünf Länder in vier Tagen: Türkei, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan und Qatar. Es geht dabei um einige in Afghanistan verbliebene deutsche Staatsbürger, vor allem aber um Tausende Afghanen und deren Familien, die irgendwann für Deutschland gearbeitet haben und nun die Rache der islamistischen Terrororganisation fürchten.

Ihre Zahl liegt, inklusive der engsten Angehörigen, bei etwa 40.000 Männern, Frauen, Kindern. Wegen der langen deutschen Diskussion um ihren Status und einer anfangs zögerlichen Haltung der Bundesregierung kamen sie nicht rechtzeitig raus. Die Empörung darüber ist groß. Daran hat auch die Luftbrücke der Bundeswehr wenig geändert, mit der bis Ende voriger Woche mehr als 5000 Personen ausgeflogen wurden. Jetzt geht es darum, weitere Fluchtwege zu finden.

Türkei könnte Flughafen betreiben

Die Evakuierungsmission sei „Phase 1“ gewesen, heißt es. Jetzt solle „Phase 2“ folgen, die Ausreise auf anderen, zivilen Wegen. Aber die Grenzen zu den Nachbarländern sind offiziell geschlossen. Der zivile Teil des Flughafens von Kabul wurde zumindest teilweise zerstört. Viele Schutzsuchende hocken in Verstecken und warten auf einen Ausweg. Den muss das Auswärtige Amt ihnen bahnen. Diskret und entschlossen. Praktisch kein Land, das Maas auf seiner Reise besucht, will Flüchtlinge aufnehmen, schon gar nicht in großer Zahl. Pakistan beherbergt seit Jahren Afghanen, in Islamabad wird die Zahl auf etwa 2,8 Millionen Menschen geschätzt. Mehr zu nehmen sei „keine Frage des Geldes, sondern der Kapazitäten“, sagt der pakistanische Außenminister.

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Jetzt wird eine neue Fluchtwelle befürchtet. Und dass Busse mit tausenden deutschen Schutzpersonen eine Kettenreaktion auslösen könnten. „Wir möchten eine Situation wie zuletzt am Flughafen Kabul unbedingt vermeiden“, versichert Maas seinen Gesprächspartnern. Deshalb werden stille Vereinbarungen, kleine Transporte und unauffällige Wege ausgelotet.

Einer könnte nach dem Abzug des Militärs gleichwohl wieder über den Flughafen der afghanischen Hauptstadt führen. Als Maas am Sonntag den türkischen Außenminister Cavusoglu an dessen Urlaubs- und Heimatort bei Antalya besuchte, hatte der „liebe Mevlüt“, wie Maas ihn nannte, zwar eine klare Botschaft: „Wir können keine zusätzlichen Migranten aufnehmen.“ Was die Türkei aber kann und angeboten hat, ist die Wiederaufnahme des zivilen Betriebs am Flughafen Kabul, etwa für Charterflüge. Dabei geht es weniger um Lufthansa oder Air France als um Unternehmen, die bildhaft mit „Cowboy-Airlines“ umschrieben werden.

600 Millionen Euro stehen zur Verfügung

Die Wiederaufnahme des Betriebs würde zumindest die Möglichkeit eröffnen, Menschen per Flugzeug außer Landes zu bringen. Die Taliban scheinen mitzumachen, denn ohne einen funktionstüchtigen Flughafen werden die Diplomaten nicht zurückkehren und ohne sie fließt kein Geld. Das wiederum brauchen die neuen Machthaber in Kabul so dringend wie ihre Vorgänger, um das Land am Laufen zu halten. Sonst drohen, so heißt es unter Diplomaten und Entwicklungshelfern, neben den Problemen mit verfeindeten Gruppierungen und der Terrorgefahr durch den Islamischen Staat demnächst auch noch soziale Unruhen, wenn nach Jahren der Dürre Hunger das Land heimsucht. In Qatar, wo Maas am Mittwoch Gespräche führt, verhandeln Diplomaten vieler Länder mit Taliban-Vertretern darüber.

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