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#Das System, der Kardinal und die Schuld

Das System, der Kardinal und die Schuld

Es ist der 25. September 2018. Die katholische Kirche in Deutschland steht an einem Wendepunkt. Die deutschen Bischöfe tagen in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung. Soeben wurden die verheerenden Ergebnisse der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt. Deren sichtlich erschütterter Vorsitzender, Reinhard Kardinal Marx, sagt: „Ich schäme mich für das Vertrauen, das zerstört wurde; für die Verbrechen, die Menschen durch Amtspersonen der Kirche angetan wurden; und ich empfinde Scham für das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist, und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben.“

Daraufhin fragt ein Journalist den Erzbischof von München und Freising, welche personellen Konsequenzen die seit Jahrzehnten Verantwortlichen als Personalchefs, Generalvikare und in sonstiger Verwendung daraus zögen. In der Politik wären jetzt personelle Konsequenzen fällig. Und Marx sei ja schon 16 Jahre Bischof.

Der Vorsitzende gibt eine ausweichende Antwort. „Was meine Verantwortung angeht, müssen wir das anschauen“, sagt er. Eine Journalistin hakt nach: Ob denn niemand aus dem Kreis der Bischöfe an einen Rücktritt denke, weil er „persönliche Schuld“ auf sich geladen habe. Marx antwortet: nein.

Zweieinhalb Jahre später hat Marx nun Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Er habe „im Nachgang immer stärker gespürt, dass diese Frage nicht einfach beiseitegeschoben werden kann“, schreibt er in einer persönlichen Erklärung vom Freitag. Der Schritt kam für Außenstehende überraschend. Denn im Zentrum des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche in Deutschland stehen seit Monaten der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Letzterer hatte dem Papst im März nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens ebenfalls seinen Rücktritt angeboten, Franziskus hat ihm aber vorerst nur eine Auszeit verordnet. Dem Vernehmen nach trug sich Marx aber schon seit einigen Monaten mit diesem Gedanken.

„Katastrophe des sexuellen Missbrauchs“

Der Begriff „persönliche Schuld“ fällt in dem Brief von Marx an den Papst und in seiner Erklärung nicht. Er spricht von „persönlicher Verantwortung“ und „Mitverantwortung“. Er wolle Mitverantwortung tragen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, heißt es darin. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre hätten ihm durchgängig gezeigt, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“, so Marx. Auf die persönlichen Vorwürfe im Umgang mit sexuellem Missbrauch, mit denen sich Marx Ende April dieses Jahres in einem Bericht der Zeit-Beilage Christ & Welt konfrontiert sah, geht er nicht direkt ein. Zur Genese seiner Entscheidung heißt es aber in seiner Erklärung: „Ereignisse und Diskussionen der letzten Wochen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.“

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