#Wenn ein Kind zum Luxus wird
Inhaltsverzeichnis
„Wenn ein Kind zum Luxus wird“
Am Mittwoch vergangener Woche sitzt der Hotelbesitzer Peter Wang in der südöstlichen chinesischen Region Guangxi im Auto und spricht über die hohen Kosten von Kindern. Dass Chinas Regierung ein paar Tage später Familien ein drittes erlauben wird, weiß Wang noch nicht. Doch er klingt nicht so, als werde er das Angebot annehmen. Sein Hotel steht oben in den Bergen in einem Dorf namens Longji, bei Touristen in der ganzen Welt bekannt für seine schönen Reisterrassen. Vor der Pandemie hat er es ausbauen lassen und dabei das beste Holz benutzt. Nun bleiben die Gäste aus dem Ausland aus, die in den guten Jahren im Schnitt 32 der 40 Zimmer belegt haben. Die Kosten der Familie jedoch laufen weiter. Besonders drücken die Ausgaben für die Kinder.
Wang, der nicht wirklich so heißt und aus Chinas Nordosten zugewandert ist, und seine Frau, eine Einheimische, haben zwei Töchter. Die ältere geht in der zwei Autostunden entfernt gelegenen und 5 Millionen Einwohner zählenden Stadt Guilin in die Grundschule. Dort sind die Lehrer besser als die in der Kreisschule. Die liegt zwar näher, doch die Absolventen schaffen es nur selten an die Universität. Damit Wang seine Tochter in der Stadt in die Schule schicken konnte, musste er dort aber erst eine Wohnung kaufen.
Nachwuchs muss man sich leisten können
Eine solche Maßnahme ist unter der Bezeichnung „Xue qu fang“ im ganzen Land bekannt. Ob in der armen Region Guangxi oder im reichen Peking: Wer will, dass sein Kind eine gute Schule besucht, muss in deren Nachbarschaft wohnen – oder sich dort eine „Schulbezirkswohnung“ kaufen, mit der die Berechtigung zur Einschulung nachgewiesen wird. Nicht nur in Städten wie Schanghai kosten diese Alibi-Bleiben, die oft nur 20 Quadratmeter groß sind, die Eltern ein Vermögen. Selbst in Guilin beträgt der Preis für Wangs Wohnung, die nicht zum Wohnen dient, umgerechnet 400.000 Euro. Auf die Frage, ob Kinder teuer sind, kommt vom Fahrersitz ein Stöhnen: „Oh ja.“ Mit dieser Meinung ist der Vater nicht allein. In keinem anderen Entwicklungsland ist die Meinung, man könne sich nicht viel Nachwuchs leisten, so verbreitet wie in China.
Werktags um 6.30 Uhr
Das Ergebnis präsentierte die Regierung vor drei Wochen, als sie die Ergebnisse der jüngsten Volkszählung vorstellte. Demnach altert Chinas Bevölkerung rasant – und könnte schon bald anfangen, zu schrumpfen. Im vergangenen Jahr lag die Geburtenrate bei 1,3 (Deutschland: 1,5; Vereinigte Staaten: 1,6). In Schanghai bekamen 2019 Frauen im Schnitt sogar nur 0,7 Kinder, in Peking 0,8. China droht alt zu werden, bevor es reich wird. Obwohl die Wirtschaft kräftig wächst, betrug das verfügbare Einkommen im vergangenen Jahr 32.189 Yuan (4145 Euro) pro Kopf und damit nur 17 Prozents des Vergleichswerts in Deutschland. Dass bereits heute nur im Schnitt allein zwei Menschen im arbeitsfähigen Alter einen Rentner finanzieren müssen, stellt die Rentenkassen und die auf einen Arbeitskräftemangel zusteuernden Unternehmen vor gewaltige Probleme.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.