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#Wenn man die Mode vor lauter Selbstbespiegelung nicht sieht

„Wenn man die Mode vor lauter Selbstbespiegelung nicht sieht“

Sonne bricht durch die dunklen Wolken und trifft natürlich nur die Normalsterblichen unerwartet. Es ist, als wollte die Natur mal kurz die Verhältnisse klarstellen: Die, die eine Designersonnenbrille tragen und nicht mit zusammengekniffenen Augen erschrocken blinzeln müssen, gehören hierher, auf die Dior-Schau im Jardin des Tuileries. Die anderen nicht. Das sind entweder verirrte Touristen, Schaulustige oder Journalisten, die keine Eintrittskarte haben.

Vor vielen Modenschauen beim Prêt-à-porter herrscht dieses Bild vor – bei dem es auch ums Bild geht, es sind nämlich alle auf der Suche nach Bildern. Manche wollen welche machen, andere wollen unbedingt fotografiert werden, und wenn sie niemand fotografieren will, dann fotografieren sie sich halt selber – god bless the selfiecam! Der Eingang zur Schau ist meist versperrt von Hunderten Fotografen, alle auf der Suche nach moneyshots. Ihr Job ist es, die echt Erfolgreichen zu erkennen und gut abzulichten. Obwohl die echt, echt Erfolgreichen, wie zum Beispiel Kylie Jenner, die bei Acne Studios gesichtet wird, sowieso umgeben sind von einer Traube Bodyguards und persönlichen Assistenten.

Gleichzeitig kann man immer wieder das hier beobachten: Eine äußerst zurechtgemachte schöne Frau stolziert in Richtung Eingang, sie hat einen eigenen Fotografen mitgebracht, der sie unter großem Tamtam in allen möglichen Posen knipst. Wird von den anderen Fotografen niemand auf sie aufmerksam, versucht sie es immer wieder und an anderer Stelle – so lange, bis auch die anderen mal aufmerksam werden. Immer in der Hoffnung, entdeckt zu werden oder berühmter zu werden, als es die aktuelle Follower-Zahl zulässt.

Ein fabelhaftes Affentheater

Dieses unablässige Streben nach dem Sehen-und-gesehen-Werden, die vielen halberfolgreichen Mode-Influencer in ihren mal stilsicheren, mal vollkommen danebengegriffenen Outfits, die immer aber um Aufmerksamkeit heischen, all die übertriebenen oder gleich ganz missglückten Nasen- und Lippenoperationen, die wie Trophäen im Gesicht herumgetragen werden – all das gehört zu einer Fashion Week dazu. Es ist ein fabelhaftes Affentheater, vollkommen überkandidelt, allzu oft too much und doch auf eigentümliche Weise wunderschön.

Zugleich aber lässt es gerne mal vergessen, worum es bei der Präsentation der neuen Kollektionen eigentlich gehen soll, nämlich nicht nur ums Gesehenwerden-in-überteuertem-Designerkram, nicht nur um blanken Konsum, sondern wirklich und wahrhaftig um Mode, und ja, um Kunst. Viele Designerinnen und Designer haben sich etwas gedacht bei ihren Schauen, sie haben sich Konzepte überlegt und viel Arbeit in feine, hochwertige Kleidung gesteckt.

Dior mit seiner Kollektion für Frühling und Sommer 2023 auf der Pariser Fashion Week


Dior mit seiner Kollektion für Frühling und Sommer 2023 auf der Pariser Fashion Week
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Bild: AFP

Maria Grazia Chiuri hat sich für Dior von Paris, der in diesen Tagen vor Hochkultur geradezu vibrierenden Stadt, der Haute Couture unter den Städten, inspirieren lassen. Der Jardin des Tuileries, der vom Place de la Concorde zum Louvre führt und in dem die Schau stattfindet, wurde im 16. Jahrhundert in Auftrag gegeben von der Italienerin Caterina de’ Medici, die von 1547 an Königin von Frankreich war. Chiuri, noch eine Italienerin in Paris, sieht in Caterina ein Beispiel für mächtige Frauen, reflektiert auch sich und ihr eigenes Schaffen in dieser Stadt und hat für ihre Kollektion den Druck eines Dior-Schals wiederbelebt: eine Karte von Paris, gedruckt unter anderem auf einen Trenchcoat. Die Kollektion ist ein Zusammenspiel aus Geschichte und Gegenwart, die sich gegenseitig befruchten und doch etwas zeigen, das Frauenbewegte auch in dieser Zeit immer wieder feststellen müssen: dass Geschichte sich wiederholt.

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