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#Wenn mir bloß mein Name wieder einfiele

Wenn mir bloß mein Name wieder einfiele

Bei vielen Rockmusikern ist es erstaunlich, dass sie die Sechziger- und erst recht die Siebzigerjahre überlebt haben. Für David Crosby gilt das in besonderem Maße. Noch erstaunlicher ist, dass er die Achtziger über­lebt hat. Um 1985 herum war Crosby am Tiefpunkt. In mehreren amerikanischen Bundesstaaten wegen Drogendelikten gesucht, stellte er sich in Florida den Behörden. Er war, wie seine Freundin Jan Daze, ein körperliches Wrack: so doku­men­tiert in einem Klinikbericht zu Beginn seiner Autobiographie.

Während andere Rockstars einmal kurz im Gefängnis waren, verbrachte Crosby insgesamt mehr als ein Jahr darin. Das diente gleichzeitig der Entgiftung: harter Entzug in einer kargen Einzelzelle. 1987 dann habe er auf Einladung vor den privilegierten Schülern der Beverly Hills High School gesprochen, berichtet er. Es wurde eine Mahnung: Auch er sei von privile­gierter Herkunft gewesen und trotzdem abgestürzt. Einer der Schüler fragte Crosby, ob er je unter Drogen auf der Bühne gestanden habe. Die wohl etwas entgeisterte Antwort des Musikers: „I did every­thing stoned.“

Übergang der Folkmusik zum Rock geprägt

Der immer noch etwas kindische Stolz auf das Rebellische, so lebensgefährlich es sein mag, steckt noch in diesem Satz. Er spiegelt sich in Songs wie „Eight Miles High“ (1966), an dem Crosby mit seiner ersten Band The Byrds mitschrieb, ebenso wie in dem trotzigen „Almost Cut My Hair“, das er 1970 für seine Gruppe Crosby, Stills, Nash & Young (CSNY) verfasste und das erst zu einer Hymne der Gegenkultur wur­de, später dann deren Musealisierung besiegelte.

David Crosby hat, in Gruppen und solo, den Übergang von der Folkmusik zum Rock mitgeprägt und die Grenze fließend gehalten, er hat auf seinem Soloalbum mit dem sprechenden Titel „If I Could Only Remember My Name“, an dem so ziemlich die gesamte Musikerszene des Laurel Canyon beteiligt war, das kalifornische Lebensgefühl um 1970 eindrücklich festgehalten: von seiner naiven Euphorie („Music is Love“) bis zu den Kippmomenten („Trac­tion in the Rain“).

Die Achtziger taten einem wie ihm auch musikalisch nicht gut: Ihre Vorstellung von „modernen“ Studiosounds und der Einsatz von Synthesizern waren eine Katastrophe für Gruppen wie CSNY. Andererseits muss man dankbar sein für die verbesserte Verstärkungs- und Aufnahmetechnik, die es etwa möglich machte, eine Liveaufnahme von „Wooden Ships“, das die Gruppe in Woodstock spielte, zwanzig Jahre danach endlich mit einer derartigen Wucht zu spielen und einzufangen, wie es damals niemals gelungen wäre. Wer also einen Inbegriff von Crosbys Rock-Kunst sucht, höre sich die Bootleg-Aufnahme der „King Biscuit Flower Hour“ von 1989 an: Besser klangen die Holzschiffe nie.

Keiner lebte lange genug

Seither hat Crosby auf der glitschigen Straße des Lebens und der Karriere wieder Halt gefunden, ist aber auch immer wieder ins Schlingern geraten, nicht zuletzt durch eine Lebertransplantation. Streit- und Versöhnungsphasen mit den alten Gefährten Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young gehören wie bei jeder großen Band dazu – wobei diese musikalisch leider nie mehr an ihre große Zeit zu Beginn der Siebziger anschließen konnte. Eine Wiederbelebung ihrer Virtuosität hat David Crosby auch mit dem Projekt CPR versucht, also mit dem Gitarristen Jeff Pevar und seinem eigenen Sohn James Raymond. Zwischen Prog-Rock und Jazz nahm dieses Trio Alben wie „Just like Gravity“ (2001) auf, wobei das Ergebnis bisweilen nach etwas seelenloser Programmmusik klingt.

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