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#Wer Aufklärung sagt, muss auch Gleichberechtigung sagen

Wer Aufklärung sagt, muss auch Gleichberechtigung sagen

Wie es aussieht, hat die Nichtbeleuchtung der Münchner Arena in Regenbogenfarben schon jetzt mehr erreicht, als es jede symbolische Aktion vermocht hätte. Freilich endeten Auseinandersetzungen zwischen der Europäischen Union und Ungarn bisher allenfalls mit einem Unentschieden. Dass es ein resoluteres Einstehen für Grundwerte wie sexuelle Selbstbestimmung braucht, zeigt die Geschichte (um ungarisch zu argumentieren); und von heute an zeigt es auch eine inhaltlich wie formal faszinierende Dokumentarserie auf Disney+. „Pride“ ist eine mitreißende Hommage an die bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurückreichende, zunehmend selbstbewusster auftretende LGBTIQ+-Emanzipationsbewegung. Dabei wird keine Neutralität vorgeschützt. Der Blick bleibt beschränkt auf die Vereinigten Staaten, aber auch so wird deutlich, wie viel die offene Gesellschaft den Regenbogenkriegern verdankt. Sprechchöre hirnloser Ultras, die „Deutschland, Deutschland, homosexuell“ blöken, dürften uns da, auch das gehört zu Pride, wohl eher stolz machen.

Rechte und christliche Fundamentalisten wittern aber weiterhin bei jeder Abweichung von der heterosexuellen Norm den Untergang des Abendlands. Erstaunlich konstant ist diese Panik, die immer noch dem „Lavender Scare“ der fünfziger Jahre ähnelt. Und doch ist alles anders. Damals konnten gleichgeschlechtliche Beziehungen in den USA noch zu FBI-Untersuchungen führen. Wie drastisch die Auswirkungen waren, zeigt der Suizid des demokratischen Senators Lester C. Hunt, den ein republikanischer Senator 1954 damit erpresst hatte, die Homosexualität seines Sohnes publik zu machen. Detailliert aufgerollt wird auch der Fall von Madeleine Tress, die in der Eisenhower-Administration tätig war und aufgrund von Besuchen in einschlägigen Bars derart drangsaliert wurde, dass sie kündigte und – wie so viele – nach San Francisco ging, wo sich eine lebendige Schwulen- und Lesbenszene entwickelte. Interviews mit Aktivisten und Kulturtheoretikern ordnen das Gesehene ein, etwa die Begeisterung für Amerikas ersten Transgender-Star Christine Jorgensen, die sich Mitte der fünfziger Jahre qua Hormontherapie in eine Art künstliche Marilyn-Persona verwandelte, damit aber auch mehrheitskompatibel blieb.

Cece McDonald ist Transfrau und Aktivistin


Cece McDonald ist Transfrau und Aktivistin
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Bild: Disney+

Die Regie und die Bildsprache ändern sich mit jeder Folge. Mal sind Spielszenen enthalten, mal avantgardistische Collagen. In der Visualisierung der „Kulturkriege der neunziger Jahre“ etwa setzt der Filmkünstler Yance Ford ein starkes rhetorisches Mittel ein: Er zeigt Reden von Pat Buchanan oder Bill Clinton – der die von der Homosexuellenbewegung in ihn gesetzten Hoffnungen zu großen Teilen enttäuschte –, die dann wortgetreu von queeren Personen weitergesprochen werden. Selbst wenn es sich dabei um teils widerliche Angriffe handelt, deutet der Film geschickt an, wie sich die Pride-Bewegung die Diskurshoheit holte. Es war ein langer Weg. Dass Revolutionen kein „one time event“ seien, hatte der Bewegung aber schon eine ihrer berühmtesten Poetinnen ins Stammbuch geschrieben, Audre Lorde. Sie, schwarz und lesbisch, habe auch als eine der Ersten verstanden, heißt es, dass die „Equal Rights“-Bewegung der Homo- und Transsexuellen mehr von dem straff organisierten, schlagkräftigen Black Power Movement lernen könne als von der bis in die Siebziger äußerst konservativen amerikanischen Frauenbewegung.

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