#Wer brav ist, darf zum Rentieryoga

Was machen die Rentiere eigentlich, wenn der Schnee schmilzt und der Weihnachtsmann sich in den Jahresurlaub verabschiedet hat? Makke muss es wissen. Neun Jahre ist er alt, ein Rentierbulle mit stattlichem Geweih, wohnhaft in Nordfinnland, nicht weit vom Polarkreis. Der Weihnachtsmann ist dem finnischen Regionalmarketing zufolge gleich nebenan daheim, in der Kleinstadt Rovaniemi, hat zurzeit aber wenig zu tun. Makke dagegen ist voll beschäftigt, auf der Rentierfarm von Familie Kujala. Für den Nachmittag haben sich Touristen aus Italien angekündigt, eine ganze Busladung, dann muss Makke ran. Aber vorher hat er kurz Zeit für uns. Reden kann er nicht. Ein Blick aus seinen großen dunklen Augen verrät, wie daneben wir mit unserer Frage rein kalendarisch liegen.

Bloß weil in Mitteleuropa der Frühling angefangen hat, ist das in Finnland noch lange nicht so. Nur einen Narrenfrühling hat es hier Anfang März gegeben. So nennen es die Finnen, wenn für ein paar Tage Sonnenschein und milde Temperaturen einkehren. Aber danach kommt zuverlässig der Zweite Winter, noch so ein typisches meteorologisches Phänomen hier im Norden, und diese Jahreszeit dauert üblicherweise bis Ende April oder sogar länger. Es liegt Schnee auf der Rentierfarm. Makke wird den Schlitten ziehen, wenn die Italiener kommen. Und womöglich vom Sommer träumen.