#Der transatlantische Unterschied
„Der transatlantische Unterschied“
Das Gespenst ist wieder da. In Europa und den Vereinigten Staaten hatten sich viele eingerichtet in der Vorstellung, dass die Inflation auf Dauer gezähmt wurde. In den Vereinigten Staaten unterschreitet die Inflation seit knapp einer Dekade das von der Notenbank Federal Reserve angestrebte Inflationsziel von 2 Prozent. Der von der Fed Reserve bevorzugte Indikator PCE stieg 2020 um 1,5 Prozent. In der EU lag die Preissteigerungsrate noch niedriger.
Doch die Vorstellung der auf Dauer gezügelten Inflation kommt ins Wanken, vor allem in den Vereinigten Staaten: Hier sind an vielen Ecken der Wirtschaft rapide Preissprünge. Immobilien, Fracht oder Rohstoffe verteuerten sich stark. Die Inflationserwartungen deuten inzwischen klar nach oben: Die Januarumfrage der New York Fed zeigte zwar noch stabile 3 Prozent. Doch das war grob einen halben Prozentpunkt höher als die meiste Zeit 2020. Und an den Finanzmärkten steigen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen auf neue Rekordstände, ein Warnsignal, dass Marktteilnehmer höhere Inflation erwarten.
Auf beiden Seiten des Atlantiks planen Regierungen Programme, die die Krisenverluste ausgleichen sollen. In Amerika haben besorgte Stimmen vorgetragen, dass die jüngsten Pläne der Biden-Regierung des Guten zu viel seien und Inflation auslösen könnten. Biden will 1,9 Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen, nachdem mit zwei Vorgängerprogrammen 3 Billionen Dollar lockergemacht worden waren und die Fed monatlich Anleihen für 80 Milliarden Dollar kauft.
Die sorgenvollen Warner werden von Olivier Blanchard, dem langjährigen Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, und von Harvardökonom Larry Summers angeführt. Blanchard kalkuliert so: Von den Konjunkturprogrammen des vorigen Jahres haben die Amerikaner mangels Konsumgelegenheiten 1,5 Billionen Dollar zusätzlich gespart, die sich zu dem neuen Paket im Umfang von 1,9 Billionen Dollar addieren. Die Produktionslücke, die durch die Krise erzwungene Unterauslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazität, beziffert er aber auf höchstens 900 Milliarden Dollar.
Olivier Blanchard, Ökonom, meint: Das Hilfspaket des amerikanischen Präsidenten Joe Biden könnte so groß sein, dass es Inflation erzeugt.
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Bild: dpa
Selbst wenn nicht all dieses Geld dieses Jahr in die Wirtschaft fließt, spricht vieles für eine Überhitzung der Wirtschaft. Das heiße aber nicht automatisch Inflation, erinnert Blanchard. Die Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson hatten die Wirtschaft ebenfalls heiß laufen lassen, ohne Inflation auszulösen. Nach sechs Jahren allerdings, 1967, machte die Inflation einen Satz nach oben. 1969 lag sie schon bei 6 Prozent. Die Erklärung lautete, die Inflationserwartungen waren ins Rutschen gekommen. Zur entscheidenden Frage in der aktuellen Lage wird damit, wie fest Inflationserwartungen verankert sind.
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