#Wer führte die deutsche Rettungsmission der Bundeswehr?
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„Wer führte die deutsche Rettungsmission der Bundeswehr?“
Am Flughafen von Kabul ist die Hölle los. Und mittendrin stand knapp zwei Wochen lang auch ein deutscher Offizier und kämpfte gegen Chaos und Verzweiflung. Der Kampf ist kaum zu gewinnen, die Zeit läuft davon. Doch so lange es noch geht in Kabul, zählt jedes Leben. Zehntausende versuchen, vor den Terrormilizen der Taliban zu fliehen, denen die afghanische Hauptstadt wehr- und schutzlos in die Hände gefallen war. Die Taliban haben den Westen geschlagen. Die NATO erleidet die schwerste Niederlage ihrer Geschichte, Amerika erlebt sein zweites Vietnam. Während die Welt die Bilder von Schutzsuchenden sah, die sich verzweifelt an ein startendes US-Flugzeug klammerten, hatte sich aus Deutschland ein kleiner Trupp von Männern und Frauen aufgemacht, um in Kabul zu retten, wer noch zu retten war: Mitarbeiter der deutschen Botschaft und Menschen, die als lokale Helfer für die Bundeswehr, deutsche Polizeien und Organisationen der Entwicklungshilfe gearbeitet hatten, einige Politiker, Menschenrechtler und Journalisten.
Kommandeur des Einsatzes: Jens Arlt, General der Fallschirmjäger. Mit wenigen harrte er in Afghanistan aus, um möglichst vielen noch einen Ausweg zu ebnen. Das gelang – in letzter Minute. Während die letzten Militärtransporter beladen wurden, explodierten am Donnerstag die Bomben der Selbstmordattentäter vor dem Flughafen. Operation Kabul war die größte Rettungsmission in der Geschichte der Bundeswehr. Und die gefährlichste.
Langzeitfolge des Niedergangs der Weltmacht Amerika und der westlichen Allianz
Als Arlt vor gut zwei Wochen erfuhr, dass er und eine kleine Streitmacht deutscher Fallschirmjäger tatsächlich losfliegen sollten, war der 52 Jahre alte Offizier darauf so gut vorbereitet, wie man es nur sein kann. Als junger Kommandosoldat hatte er jahrelang selbst an schwierigen Einsätzen teilgenommen, sie später dann auch geführt. Er war in dieser Zeit, Ende der Neunzigerjahre, mehrfach und monatelang auf dem Balkan. Rund um Sarajevo, später im Kosovo. Seine Aufgaben: Kriegsverbrecher fassen, das deutsche Kontingent vor Anschlägen schützen, den wackligen Frieden sichern. Von 2002 an ging es für die Bundeswehr dann nach Afghanistan, Arlt war mit dabei. Die Tatsache, dass er für seine Einsätze am Hindukusch eine amerikanische Auszeichnung erhielt, spricht bei aller Geheimhaltung sensibler Operationen strikt dagegen, dass er in Kunduz am Schreibtisch gesessen hat.
Als der Abiturient Arlt im Frühjahr 1989 als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr kam, konnte er nicht ahnen, wie fundamental sich die Welt und damit die Streitkräfte ändern würden. Mit dem Ende des Kalten Kriegs zerbrach eine Ordnung, die nach Ost und West unterschied. Was Arlt und seine Leute dieser Tage am Flughafen Kabul erlebten, ist eine Langzeitfolge des Niedergangs der Weltmacht Amerika und der westlichen Allianz. Das hatten Anfang der Neunziger nur wenige erwartet. Viele glaubten, westliche Werte, Freiheit, Demokratie und Kapitalismus, hätten sich durchgesetzt; manche Wissenschaftler dachten sogar, die Geschichte habe ein friedliches Ende erreicht.
Sich in dieser Zeit bei einer Armee zu verpflichten, wie Arlt es tat, hatte etwas Unzeitgemäßes. Einige Jahre später wurde die Wehrpflicht ausgesetzt, die Bundeswehr verlor die Chance, junge Leute aus der Pflicht heraus für den Soldatenberuf zu interessieren. Bei Marine, Luftwaffe und Heer gibt es bis heute viele, deren Interesse im Wehrdienst geweckt wurde und die auch eine Art Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft spürten, Heimatliebe, einen unaufgeregten Patriotismus. Der tut dem Land so gut wie den Streitkräften.
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