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#Dino mit heftiger Atemwegsinfektion

Dino mit heftiger Atemwegsinfektion

Husten, Atembeschwerden und der lange Hals muss schrecklich geschmerzt haben: Paläontologen haben bei einem Fossil eines jugendlichen Sauropoden die Anzeichen einer Atemwegserkrankung festgestellt. Die Infektion war offenbar so schwerwiegend, dass sie auf das Knochengewebe überging und zu Wucherungen führte. Vermutlich handelte es sich um eine Form von sogenannter Luftsack-Entzündung, die heute bei Vögeln häufig vorkommt. Als Verursacher kommen bakterielle oder pilzliche Erreger in Frage, sagen die Forscher. Die Befunde erweitern damit das bisher begrenzte Wissen über die Erkrankungen, die Dinosaurier einst plagten.

Von Tumorleiden über Gelenkentzündungen bis hin zu Infektionserkrankungen wie Covid-19: Zahlreiche Gesundheitsprobleme machen Mensch und Tier bekanntlich das Leben schwer. Klar scheint, dass auch schon die Dinosaurier unter verschiedenen Erkrankungen litten. Doch was die Herrscher der Jura und Kreidezeit tatsächlich plagte, lässt sich oft nur vermuten, denn fossile Spuren von Krankheiten sind selten. Das Wissen beschränkt sich dabei weitgehend auf Leiden, die pathologisch veränderte Knochenstrukturen verursachen.

So gibt es etwa Befunde von Knochenkrebs oder entzündlichen Gelenkerkrankungen bei Dinosauriern. Man könnte meinen, dass sich an knöchernen Überresten hingegen nicht ablesen lässt, inwieweit die Tiere auch von Atemwegserkrankungen betroffen waren. Doch wie aus der Studie der Paläontologen um Cary Woodruff vom Great Plains Dinosaur Museum in Malta (USA) hervorgeht, ist dies offenbar doch möglich – und zwar in schwerwiegenden Fällen.

Seltsame Knochenwucherungen im Visier

Ihre Ergebnisse basieren auf der Untersuchung des Fossils eines noch nicht ausgewachsenen Diplodociden – eines großen, langhalsiger Pflanzenfressers aus der Gruppe der Sauropoden. Das Exemplar mit dem Spitznamen „Dolly“ wurde im Südwesten von Montana entdeckt und stammt aus der späten Jurazeit vor etwa 150 Millionen Jahren. Bei Untersuchungen des Fossils stießen Woodruff und seine Kollegen bei drei Halswirbeln auf Knochenwucherungen, die eine ungewöhnliche Form und Beschaffenheit aufwiesen. Diesem Befund widmeten sie anschließend eine genauere Analyse.

Wie sie berichten, befinden sich die abnormen Knochenstrukturen jeweils in einem Bereich der Halswirbel, der einst von Luftsäcken des komplexen Atmungssystems des Tieres durchdrungen war. Diese Strukturen waren letztlich auch mit Dollys Lungen verbunden, erklären die Wissenschaftler. Die computertomografischen Detailanalysen der Anomalien ergaben, dass es sich offenbar nicht um eine Art von Wucherung handelte, wie sie durch Knochenkrebs verursacht wird. Aufgrund der Lage vermuten die Forscher, dass sie als Reaktion auf eine Atemwegsinfektion entstanden sind. Diese war demnach so heftig und chronisch, dass sie sich über die Luftsäcke in die Halswirbel ausbreitete und dabei die Wucherungen verursachte.

Diese Darstellung hebt die Befunde an den drei Halswirbeln hervor. © Woodruff

Anhand der Merkmale vermuten die Wissenschaftler, dass das Tier an einer sogenannten Luftsack-Entzündung mit begleitender Osteomyelitis gelitten hat. Dabei handelt es sich um eine bei heutigen Vögeln weit verbreitete Atemwegserkrankung, die von unterschiedlichen Erregern hervorgerufen werden kann. Konkret könnte es sich um eine Form der Aspergillose gehandelt haben – eine Infektion mit pathogenen Pilzen, sagen die Forscher.

Trauriges Schicksal vor 150 Millionen Jahren

Die fossilen Erkrankungsspuren repräsentieren damit nun erstmals deutliche Hinweise auf eine Atemwegsinfektion bei einem Dinosaurier, resümieren Woodruff und seine Kollegen. „Dies wirft Licht auf die Evolutionsgeschichte von Atemwegserkrankungen und trägt zum Verständnis bei, für welche Arten von Krankheiten Dinosaurier anfällig waren“. Das Team vermutet, dass der Sauropode wahrscheinlich Grippe- oder Lungenentzündungs-ähnliche Symptome erleiden musste: Husten, Fieber und Atembeschwerden und schließlich Gewichtsverlust. Da Aspergillose bei Vögeln unbehandelt häufig tödlich verläuft, könnte die Erkrankung auch bei Dolly zu ihrem frühen Tod geführt haben.

Abschließend sagt Woodruff dazu: „Wenn man diese von Anomalie gekennzeichneten Knochen in den Händen hält und angesichts der wahrscheinlichen Symptome, unter denen dieses Tier gelitten hat, kann man kaum anders, als Mitleid mit Dolly zu haben“, so der Paläontologe. „Wir alle haben schon mal ähnliche Krankheitssymptome erlebt – und hier haben wir einen 150 Millionen Jahre alten Dinosaurier, der sich wahrscheinlich genauso elend gefühlt hat wie wir, wenn wir krank sind“.

Quelle: Ohio University, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-022-05761-3

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