Im Berliner Bezirk Neukölln liegt die Ansteckungsrate immer höher als im Bundesdurchschnitt. Das hängt auch mit der Wohnsituation vieler türkischer und arabischer Familien zusammen, die zu acht in drei Zimmern wohnen, Quarantäne gar nicht einhalten können, weil es keinen Raum zum Isolieren gibt. Vier Fünftel der Familien leben von Sozialtransfers, häufig teilen sich die Schüler ein Zimmer mit mehreren Geschwistern.
Heike Schmoll
Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.
Das Ernst-Abbe-Gymnasium hat schon vor den Herbstferien zu spüren bekommen, was es heißt, in einem Corona-Brennpunkt arbeiten zu müssen. Es waren so viele in Lehrer in Quarantäne, dass der Schulbetrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Tilmann Kötterheinrich-Wedekind, Schulleiter und im Vorstand des Interessenverbandes Berliner Schulleitungen (IBS), hätte gern viel früher eine Maskenpflicht für die gesamte Schule verhängt, doch die konnte nur von der Schulbehörde erlassen werden. Inzwischen müssen alle Schüler auch im Unterricht ihre Masken tragen, das gilt auch für den Pausenhof. Noch immer müssen Schulleiter in Neukölln eine Quarantäne verhängen, die später vom Gesundheitsamt spezifiziert wird.
Eines allerdings konnte Kötterheinrich-Wedekind gegen die üblichen Usancen in der Hauptstadt durchsetzen: Er hat ein Hybridmodell an seiner Schule eingeführt. Die Hälfte der Schüler lernt in der Schule, die andere Hälfte im Online-Bereich. Das heißt nicht, dass alle Schüler des Online-Lernens zu Hause sind. Das gilt vor allem für Schülerinnen, die von ihren Familien sofort zur Hausarbeit verpflichtet werden und keine Ruhe zum Arbeiten finden. „Gegen diese Bildungsfeindlichkeit gehen wir entschieden vor“, sagt der Schulleiter und weiß, dass er das Kollegium hinter sich hat.
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