Nachrichten

#Wer trägt Schuld am Zugunglück in Griechenland?

„Wer trägt Schuld am Zugunglück in Griechenland?“

Am zweiten Tag nach dem schwersten Zugunglück in der Geschichte Griechenlands gab es kaum noch Hoffnung auf die Bergung Überlebender. Im Laufe des Tages stieg die Anzahl an Toten auf 57. Die ­Identi­fizierung der stark verkohlten Leichen aus den ausgebrannten vorderen Waggons des Passagierzuges erwies sich als schwierig.

Michael Martens

Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.

Unterdessen verlagerte sich die Debatte in Griechenland immer stärker auf Fragen nach Anlass und Ursachen des Zusammenstoßes zweier Züge auf der Verbindung Athen – Thessaloniki. Während der seit knapp vier Jahren regierende Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis versuchte, menschliches Versagen als den Hauptgrund des Unglücks darzustellen, hoben Oppositionspolitiker und einige Medien die schon seit Jahren währenden Versäumnisse bei Investitionen in die Sicherheitstechnik an der Strecke hervor.

Dabei verdichteten sich die Hinweise darauf, dass der Stationsvorsteher am Bahnhof von Larissa, dem letzten Halt vor dem Unfall, tatsächlich einen tragischen Fehler begangen haben könnte. Der Mann wurde verhaftet.

Mangelnde Sicherheitstechnik an Eisenbahnstrecken

Zugleich wurde jedoch deutlich, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder klare Warnungen und Berichte von Fachleuten über mangelnde Sicherheitstechnik an Griechenlands Eisenbahnstrecken gegeben hatte, die offenbar nicht die nötige Beachtung fanden. Der ehemalige griechische Finanzminister Giannis Varoufakis, nun Chef einer kleinen Oppositionspartei im Parlament, warnte die Regierung, sie solle nicht Sündenböcke unter den Angestellten der unterfinanzierten Eisenbahn suchen, die 2017 teilprivatisiert wurde. Stattdessen gelte es, die zuständigen parlamentarischen Ausschüsse mit Untersuchungen zur Sicherheit im griechischen Eisenbahnwesen zu befassen.

Sicher ist, dass es Warnungen vor einem Unglück gegeben hat. So hatte eine Eisenbahngewerkschaft erst vor wenigen Wochen vor der Gefahr von Unfällen aufgrund von Einsparungen im Sicherheitsbereich gewarnt. Die Gewerkschaft habe auf Sicherheits­lücken hingewiesen, die Passagiere und Eisenbahnpersonal gefährdeten, hieß es in griechischen Medienberichten.

Bereits im Jahr 2019 war zudem ein Bericht veröffentlicht worden, in dem unter anderem festgestellt wurde, dass Griechenlands Eisenbahnsystem das unsicherste innerhalb aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist. Demnach sind zwischen 2010 und 2018 fast 140 Personen bei Eisenbahnunfällen in Griechenland ums Leben gekommen. Ein Gewerkschaftler wurde mit der Aussage zitiert, es fehle an Sicherheitstechnik, die bei menschlichem Versagen oder Irrtümern eine korrigierende Rolle spielen könne.

Es ist möglich, dass die Eisenbahn­katastrophe auch Einfluss auf den griechischen Wahlkalender haben wird. Eigentlich, so war in Athen vermutet worden, hätte Regierungschef Mitsotakis sehr bald das Datum für die in diesem Jahr anstehenden Parlamentswahlen verkünden wollen. Allgemein wurde damit gerechnet, dass Griechenland am 9. April hätten wählen sollen. Nun wird jedoch vermutet, Mitsotakis könne das Datum noch um einige Wochen hinausschieben, in der Hoffnung, dass sich die Debatte über eine Mitschuld der Regierung an strukturellen Mängeln im Eisenbahnwesen bis dahin gelegt habe.

Die Lage erinnert an das Jahr 2018, als bei einem Waldbrand in der Nähe von Athen, der auf eine beliebte Feriensiedlung übergriff, mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Seinerzeit machte Mitsotakis als Oppositionsführer den damaligen Regierungschef Alexis Tsipras für das Unglück verantwortlich und warf ihm schlechtes Krisen­management vor. Dies könnte sich fünf Jahre später unter umgekehrten Vor­zeichen wiederholen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!