#Wer waren die falschen Propheten?
Inhaltsverzeichnis
„Wer waren die falschen Propheten?“
Es ist nun schon 75 Jahre her, dass Beduinen in Höhlen am Toten Meer alte Schriftrollen fanden, die Funde von Qumran. Sie waren eine Sensation und sind nach wie vor der wichtigste Textfund für die Bibelwissenschaft. Sie enthalten die ältesten bekannten Handschriften der hebräischen Bibel, erhellen deren Entstehung und Sammlung und bieten auch viele neue Einsichten in die jüdische Welt, in der einst Jesus auftrat. Nach einer langen Geschichte der Aufarbeitung der oft nur briefmarkengroßen Fragmente sind seit 2010 alle Texte ediert. Denen, die Hebräisch lesen, ist nichts verborgen.
Damit ist definitiv den Spekulationen und Verschwörungsphantasien, die sich um die Schriftrollen gebildet haben, der Boden entzogen. Nein, der Vatikan hält die Wahrheit über die Schriftrollen nicht zurück; die Texte sagen auch nichts Direktes über Jesus, und sie führen auf kein völlig anderes Bild der Entstehung des Christentums. Die Zeit der Sensations-Schriftstellerei ist vorbei. Doch bieten die Texte nach wie vor sensationelle Einsichten zum Verständnis von Bibel und Kanon, und vor allem zum Judentum jener Zeit, in der dann auch die Jesusbewegung begann.
Einblicke ins „biblische Judentum“
Die neue Gesamtdarstellung des Göttinger Alttestamentlers Reinhard G. Kratz bietet dichte Einblicke auf dem aktuellen Forschungsstand. Der Untertitel ist signifikant: Während die frühere Forschung zunächst fragte, was die Texte zur Entstehung des Christentums beitragen, hat die neuere Forschung gezeigt, dass das Corpus der Texte vollständig aus jüdischen Texten besteht. Es geht also primär um Einsichten über das Judentum. Kratz spricht mit einem schillernd-anachronistischen Terminus vom „biblischen Judentum“. Vom frühen Christentum und vom späteren rabbinischen Judentum ist nur in einem knappen Schlussabschnitt die Rede.
Reinhard G. Kratz: „Qumran“. Die Schriftrollen vom Toten Meer und die Entstehung des biblischen Judentums
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Bild: C.H. Beck Verlag
Darin zeigt sich der Fokus und zugleich die Begrenztheit der Einführung von Kratz, etwa im Vergleich mit dem Werk seines Göttinger Vorgängers in der Qumran-Forschungsstelle, Hartmut Stegemann, dessen Buch von 1993 noch „Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus“ betitelt war. Zu Recht stellt Kratz fest, dass für die Jesusbewegung keine Abhängigkeit von Qumran feststellbar ist, sondern nur eine gemeinsame Abhängigkeit von biblischen und antik-jüdischen Traditionen. Dass hier noch mehr zu sagen wäre, ist klar. Kratz bleibt hier in seinem Fachgebiet.
Keine Mönchsregeln
Obwohl Kratz das Alte Testament in sehr deutscher, speziell Göttinger Tradition vorzugsweise mit Mitteln diachroner Literarkritik bearbeitet, ist er gegenüber den in der älteren Qumran-Forschung entwickelten historischen Hypothesen zur Entstehung der Qumran-Gemeinde, zum Lehrer der Gerechtigkeit, zu den „Essenern“ oder zur Funktion der Anlage von Qumran sehr zurückhaltend. Daher rührt auch der Aufbau des Buches. Einzelthemen werden unter Heranziehung relevanter Texte behandelt, dabei werden diese Texte einzeln beschrieben, sodass dann doch eine mehr oder weniger historische Abfolge entsteht. Der Durchgang geht von der Fundgeschichte über die archäologischen Befunde und die Beobachtungen an den Handschriften über zu der dort bezeugten Gemeinschaft und den Themen, die im Anschluss an die Teile der hebräischen Bibel (Thora, „Geschichtsbücher“ und Schriftpropheten, Psalmen und Weisheit) geordnet sind, bevor die Einordnung der in Qumran belegten Strömung ins zeitgenössische Judentum diskutiert wird.
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