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#Wer war’s?

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„Wer war’s?“

Der Regisseur, den Adrien Brody in diesem Krimi spielt, ist kein Fan des Genres: „Die Mausefalle“ von Agatha Christie sei ein zweitklassiges Whodunit-Stück, also ein Krimi, dessen ganze Spannung sich aus der Frage speist, wer wohl der Mörder ist. „Hat man einen gesehen, kennt man alle“, fügt er hinzu und muss dann eingestehen, dass er als Hollywood-Regisseur 1953 nach London gekommen ist, um ebendieses Theaterstück zu verfilmen.

So findet er sich am Abend der einhundertsten Aufführung in der schlecht beleuchteten Requisite wieder, betrinkt sich mit schlechtem Whisky und prügelt sich dann mit Richard Attenborough, dem Hauptdarsteller des Stücks und seines Filmprojekts, unter Zuhilfenahme diverser Buffetutensilien. Drinks klatschen ins Gesicht, Krustentiere fliegen, der Regisseur landet in einer Torte und sucht dann im schummerigen Licht nach einem Ersatzhemd, als er plötzlich von einem Unbekannten erschlagen wird. „Ich hätte es kommen sehen müssen: Die unsympathischste Figur wird immer als Erstes getötet.“

Mit solch einem Metascherz beginnt „See How They Run“, und in diesem Tonfall geht es weiter. Seit Kenneth Branagh 2017 erfolgreich Agatha Christies „Mord im Orient Express“ mit Starbesetzung neuverfilmte und Rian Johnson zwei Jahre darauf mit „Knives Out“ zeigte, wie man mit überraschender Kameraarbeit das Krimigenre für intelligente Figurenentwicklungen nutzen kann, kehrt die Mördersuche auf die große Leinwand zurück.

„See How They Run“ unterhält das Publikum dabei nicht nur mit den ironischen Spielereien der Postmoderne (ein Theaterkritiker bemängelt, Rückblenden seien faule Erzählstrategien, die obendrein den Erzählfluss unterbrechen, nur um direkt nach dieser Aussage von einer solchen Rückblende unterbrochen zu werden), hier brilliert auch ein Ensemble, in dem alle sich im Können zu übertrumpfen suchen: Sam Rockwell nuschelt sich als Inspektor Stoppard mit Dreitagebart und verwuscheltem Haar durch seine Verhöre. Saoirse Ronan beweist als übereifrige Constable Stalker ihr Talent für Slapstick. David Oyelowo gibt im leuchtenden Seidenmantel die Verkörperung des affektierten britischen Snobs. Harris Dickinson mimt den bereits erwähnten Schauspieler Attenborough, der 1953 tatsächlich zur Urbesetzung der „Mausefalle“ gehörte. Und Shirley Henderson darf überraschend als Agatha Christie ex Machina mit pragmatischen Problemlösungen auftrumpfen. So mischt sich Fiktion mit realer Vorlage. Der britische Regisseur Tom George zieht aus dem Kampf um die Verfilmungsrechte in den Fünfzigerjahren einen zweiten Handlungsstrang, der sich zentral mit einer Grundfrage des Genres befasst: Will man einen Krimi sehen, wenn man schon weiß, wie er endet?

So tritt hier also der britische Produzent John Woolf auf, der die Filmrechte am Stück erwerben will und im Kleingedruckten des Vertrags die Bedingung untergejubelt bekommt, dass die Verfilmung erst beginnen dürfe, wenn das Stück nicht mehr aufgeführt werde. Tatsächlich war „Die Mausefalle“ das am längsten durchgängig aufgeführte Theaterstück der Welt. Bis in London die Theater wegen des Pandemielockdowns 2020 schließen mussten, hatte man dort die Kriminalhandlung mehr als sechs Jahrzehnte lang auf die Bühne gebracht. Woolf blieb auf dem Vertrag des lukrativen Stücks sitzen. Im Film wird diese Vertragsklausel nun zu einem der Mordmotive, denn wo ermittelt wird, bleibt das Theater geschlossen.

Um die heute so weitverbreitete Sorge um „Spoiler“ auszuschalten, wird in „See How They Run“ möglichst ausgefranst und umwegig erzählt, samt Querverweisen, aber am Ende bleibt dann übrig, was übrig bleiben soll: Der Film ist unterhaltsam, und Ronan und Rockwell bereichern das Genre um ein liebenswertes Ermittlerpaar.

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