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#Werfteneigner im Zwielicht

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Werfteneigner im Zwielicht

Dies ist der Berg der Träume, oft in Wolken gefasst. Spielplätze, Seilbahnen, bunte Wasserrutschen, Imbissbuden und teure Restaurants, Hoteltürme – und ganz unten im Tal, die wirkliche Welt: Malaysias Moloch, die Hauptstadt Kuala Lumpur. Hier oben auf dem Berg fällt es nicht schwer, diese Wirklichkeit zu vergessen. So wie auf einer privaten Jacht. Oder an einem der Black-Jack-Tische im Casino auf Singapurs Freizeitinsel Sentosa. Oder in der Resorts World Las Vegas.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Lim Kok Thay besitzt viele Orte auf der Welt, wo er Zerstreuung finden kann. Denn über die Jahre hat sich der mit geschätzten 2,6 Milliarden Dollar Vermögen elftreichste Malaysier ein weltumspannendes Bollwerk der Unterhaltung aufgebaut, in dem die Menschen ein wenig abschalten, um die Härten des Lebens zeitweise ausblenden zu können. Die Werftarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern können das nicht. Denn ihre Arbeitsplätze stehen jetzt im Feuer. Die Hongkonger Tochtergesellschaft von Lims Genting-Gruppe kommt ihren Verpflichtungen nicht nach, die Werften dort wackeln.

Im Großcasino von Gentings Resorts World Sentosa in Singapur herrscht am Mittwochnachmittag Ebbe: Die Wächter an den Eingangssperren warten auf Spieler. Ein paar Festland-Chinesen kommen, sie tragen bunte Seidenanzüge. Auch wenn die Bank immer gewinnt, auch wenn rechtzeitig vor dem chinesischen Neujahrsfest Besucher hier mit dem Banner „Machen Sie einen großen Sprung in das neue Mondjahr“ auf festlich rotem Grund begrüßt werden – Geld verdient Genting hier heute ganz sicher nicht.

Reederei in Hongkong

Einen großen Sprung, viel Geld aber wird es brauchen, um die Werftenkrise im 14 Flugstunden entfernten Norddeutschland noch abzuwenden. Dabei scheint das Potential innerhalb des börsennotierten Konzerns fast unbegrenzt: Wie es sich für einen asiatischen Clan gehört, sichert auch die Lim-Familie ihren Wohlstand über ein ganzes Spektrum von Unternehmen ab. Neben dem Kernstück, der Unterhaltungsindustrie, zählen dazu Immobilien, Plantagen, Biomedizin und Kraftwerke.

Den Schiffen ist Genting auf allen Ebenen verbunden: So war es Lims Gruppe, die ausgerechnet die Equanimity kaufte, als sie endlich auf dem Markt war: Die 91-Meter-Jacht gehörte dem abgetauchten Betrüger Low Taek Jho, der in Tateinheit mit Goldman Sachs den malaysischen Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad plünderte. Lim kaufte sie für 126 Millionen Dollar.

Ist die Equanimity auch der Trumpf des alten malaysischen Geldes über die neureichen Goldmänner, kennt man den Konzern über seine Kreuzfahrtschiffe. Die Reederei mit Sitz in Hongkong zählt – nach Carnival Cruises und Royal Caribbean Cruises – als die Nummer drei der Welt. Nicht auszuschließen, heißt es in der Branche, dass auch das Kreuzfahrtgeschäft in den Strudel gerät, wenn die Werften in Deutschland, die es flankieren sollten, trudeln. Das ist für die deutschen Schiffsbauer bitter. Aber auch für Lim – denn Niederlagen passen nicht ins Konzept der Dynastie.

Der vor 15 Jahren gestorbene Vater Lim Goh Tong hatte 1965 auf dem Berg sein „Traumresort“ gegründet – im Jahr, als die geplante Staatenunion zwischen den früheren britischen Kolonien Singapur und Ma­laysia zerbrach, war das ein visionärer Schritt. Wie so viele chinesischstämmige Milliardäre Südostasiens war der alte Lim in jungen Jahren aus Festland-China ausgewandert. Dort hatte er an einem Straßenstand Pflanzensamen verkauft. In Malaysia handelte er mit Werkzeugen, dann mit Maschinen, dann begann er zu bauen. Schon er brachte es zum reichsten Malaysier.

Im Jahr 2003 hatte er die Gruppe in die Hände seines damals 53-jährigen Sohnes Kok Thay gelegt. Qualifiziert war der Nachfahre: In London war er in den Fußstapfen des Vaters zum Bauingenieur ausgebildet worden, später machte er einen Management-Kurs an der Harvard Business School in Boston, wo viele asiatische Großerben für ihren letzten Schliff hingehen. Der jüngere seiner Söhne, Loui Lim, gibt Einblick in das Familienleben in Malaysia: „Jeden Abend saßen bis zu drei oder vier Familien zum Essen am Tisch. Ich habe das Gefühl, dass chinesische Migrantenfamilien sehr viel traditioneller und enger verbunden sind; wir halten immer noch viele Traditionen unserer Vorfahren aus China aufrecht, die eigentlich nicht mehr populär sind.“

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