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#WG der Zukunft: Wie wollen wir eigentlich zukünftig wohnen und zusammenleben?

WG der Zukunft: Wie wollen wir eigentlich zukünftig wohnen und zusammenleben?

Seit Kurzem lebe ich das erste Mal ganz allein in (m)einer Wohnung. Davor habe ich 13 Jahre lang in WGs – mal mit mehr, mal mit weniger Mitbewohner*innen – gewohnt. Im Grunde genommen hat mir das auch immer gut gefallen, denn abgesehen davon, dass man sich alle anfallenden Kosten für die monatliche Miete samt Nebenkosten geteilt hat, war es eben auch schön, immer jemanden in seiner Nähe zu wissen. Jemanden, mit dem man sich zusammen vom Lernen ablenken konnte, mit dem man kochen, jederzeit quatschen und spontane Küchenpartys veranstalten konnte.

Trotzdem hat sich jetzt, wo ich mitten im Berufsleben stehe, klammheimlich die Sehnsucht nach mehr Privatsphäre eingeschlichen. Nach mehr Raum und Platz, den ich ganz nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten kann, nach mehr Rückzugsmöglichkeiten, die ich nicht immer teilen muss und die ich gerade in einer Großstadt wie Berlin mit zunehmendem Alter brauche. Ich weiß, klingt ganz schön altbacken, ist aber so.

Von der Sehnsucht nach mehr Privatsphäre

Momentan ist das Alleinwohnen aber trotzdem noch neu und irgendwie auch aufregend für mich. Ich genieße die neu gewonnene Freiheit sehr, sitze oft abends auf meinem Sofa und kann es noch gar nicht so richtig fassen, dass ich jetzt so viel Raum nur für mich habe. Andererseits mache ich mir auch Gedanken darüber, dass ich mich – gerade jetzt im Lockdown – mehr und mehr einigeln werde, mich sozial zurückziehe, weil man nicht mehr automatisch, so wie früher, unter Leuten ist. Und auch, dass ich über meine Verhältnisse lebe. Brauche ich den ganzen Platz wirklich?

Das Alleinsein wird für mich aktuell das erste Mal zu einem Thema. Plötzlich bin ich für alles selbst verantwortlich: einkaufen, putzen, Rechnungen bezahlen. You name it! Es braucht jetzt noch mehr Engagement und Breitschaft, sich zu verabreden, rauszugehen und Pläne mit Freund*innen zu schmieden.

So wie mir geht es wahrscheinlich vielen. Der Anteil von Singlehaushalten liegt in Berlin bereits bei 50%. Ein ähnlicher Trend ist auch in anderen Großstädten sichtbar. Die Nachfrage nach Einraumwohnungen steigt fast überall sukzessive an, nicht zuletzt deshalb, weil Menschen sich immer häufiger bewusst fürs Alleinleben und Singledasein entscheiden. Gründe dafür gibt es etliche, aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema. Versteht mich nicht falsch, ich glaube, das Alleinwohnen kann ein wertvoller Schritt in unserer persönlichen Entwicklung sein, denn alles hat seine Zeit und irgendeinen Sinn, aber der Wert des Zusammenlebens und der damit verbundene soziale Zusammenhalt darf dabei eben nicht auf der Strecke bleiben.

Da geht es manchmal um scheinbar banale Dinge, kleine Unterstützungen im Alltag, aber auch um wichtige emotionale Konstanten wie Geborgenheit oder das Teilen von Freude und Traurigkeit. Wir Menschen sind soziale Wesen. Deshalb bin ich mir auch noch nicht sicher, ob ich immer alleine leben möchte oder mich in naher Zukunft doch wieder nach mehr Gemeinschaft in meinem eigenen Wänden sehne. Oder ob ich eine ganz neue Form des Zusammenlebens probieren möchte. Es wird sich zeigen.

Privatsphäre vs. Zusammenleben: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?

Wie lassen sich also diese verschiedenen Bedürfnisse, nach Privatsphäre einerseits und Gemeinschaft andererseits, die sich mit zunehmenden Alter immer klarer herauskristallisieren, miteinander in Einklang bringen? Welche Wohnformen können vielleicht beides unter einen Hut bringen? Wie sehen unsere Wohnungen überhaupt zukünftig aus, wie wollen wir zusammenleben und was brauchen wir dafür?

Das alles sind spannende gesellschaftliche Fragen, denen wir uns, zum Beispiel mit Blick auf ein sich wandelndes Berufsleben (Stichwort Remote Work) und immer knapper werdenden Wohnraum, dringend auseinandersetzen müssen. Denn unsere Generation wird anders altern als die vorherigen. Wir leben in den meisten Fällen nicht mehr mit unseren Familien unter einem Dach, also müssen wir Gemeinschaft und Zusammenhalt auch anders herstellen.

Futurium, Berlin, Zukunft, Museum

Wie sieht die WG der Zukunft aus?

Das Futurium beschäftigt sich am Samstag genau mit diesem vielschichtigen Thema. Unter dem Titel „Die WG der Zukunft“ lädt das Haus der Zukünfte nachmittags zum Austausch und zur Diskussion rund um das Thema neue Wohnformen in der Zukunft ein. Unter anderem wird Lars Moritz vom Institut für Alltagsforschung im Rahmen der Veranstaltung eine Lecture Performance halten und Fragen wie „Was macht man eigentlich im Wohnzimmer?“, „Braucht das Wohnen eine Wohnung?“ und „Und wohnen Tiere eigentlich auch?“ nachgehen. Anschließend wird es außerdem ein Expert*innengespräch mit Irene Nierhaus, Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik, geben, die den Zuschauer*innen in Sachen Wohnfragen Rede und Antwort steht.

Da die Veranstaltung aufgrund des Lockdowns nicht wie gewohnt über die Bühne gehen kann, wird das Event online via Livestream und ohne Publikum stattfinden. Umso besser, denn dann könnt auch ihr dabei sein und kostenlos dem spannenden Gespräch lauschen. Los geht’s am Samstag, den 21. November, um 15.30 Uhr. Seid ihr dabei?

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