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#Comme des Garçons?

Comme des Garçons?

Da ich die einzige Frau im Büro war, wurde ich mit der Gestaltung der Innenräume beauftragt“ – an diese „Logik“ erinnerte sich die berühmte amerikanische Gestalterin Florence Knoll, wenn sie an ihre Zeit im Architekturbüro Harrison Abramovitz, den Erbauern des CIA-Hauptgebäudes bei Washington, zurückdachte. Die Konfrontation mit derlei Vorurteilen am Arbeitsplatz stand Knolls Karriere nicht im Weg, sie wurde die erfolgreichste Unternehmerin für Möbeldesign im zwanzigsten Jahrhundert, nachdem sie den bekanntesten Büromöbelhersteller der Welt von ihrem Mann übernommen hatte.

Knoll hatte in Chicago bei Ludwig Mies van der Rohe studiert. Von ihm habe sie „mehr gelernt als von jedem anderen, und das in weniger Worten“, wie sie einmal zu Protokoll gab. Knoll entwarf minimalistische Showrooms, Interieurs und Möbel, die zu Klassikern des zwanzigsten Jahrhunderts wurden, während sie einen Weltkonzern lenkte. Die überwältigende Mehrheit der Möbel wurde allerdings von Männern entworfen. Denn die Klischees und Stereotypen, dass Frauen sich eher für textiles Gestalten und Innenarchitektur interessieren, während Männer in der Architektur und im Produktdesign dominieren, waren hartnäckig.

Werke von Eileen Gray, Charlotte Perriand und Lilly Reich

Eine Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein möchte mit altbackenen Rollenbildern aufräumen. Mit „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ will das Museum zunächst die besten Gestalterinnen der vergangenen 120 Jahre präsentieren und so en passant „eine neue Designgeschichte“ schreiben. Was die Schau genau sagen will, bleibt jedoch unklar, zwischen einer Leistungsschau weiblicher Designerinnen und der Präsentation von Ergebnissen feministischer Forschung schwingt das kuratorische Pendel hin und her. Ob die Design-Ausstellung Höhepunkte weiblicher Gestaltkraft zusammenstellen oder im Gegenteil beweisen will, wie viel Talent unentdeckt blieb oder verschwendet wurde in der ­patriarchalischen Gesellschaftsordnung, bleibt darüber offen.

Die Schau wird von einem französischen Juwelenhersteller gefördert – eine herrliche Pointe. Die Pariser Schmuck­designerin Jeanne Toussaint prägte mit ihren Kreationen in den Zwanzigerjahren die Pariser Luxusindustrie. Sie führte das „Département S“, dessen Produkte den Bedürfnissen der fortschrittlichen, selbstbewussten Frau entgegengekommen sollten, die raucht und Lippenstift benutzt. Ob „S“ für Soir oder Silver stand, lässt auch die neuere feministische Design-Geschichtsschreibung offen.

Groß gezeigt werden in der Schau Werke von Eileen Gray, Charlotte Perriand und Lilly Reich, die teils seit Jahrzehnten ihren festen Platz in der Design-Geschichte haben. „Diverser und integrativer“ soll Design heute sein nach Meinung der Ausstellungsmacherinnen. Spannend sind die Positionen von zeitgenössischen Gestalterinnen wie Julia Lohmann, die Meeresalgen als nachhaltiges Material erforscht. Lohmann glaubt an „die Macht des Designs, wenn es sozial verantwortlich und nachhaltig“ ist. Ihre Leuchten haben Lampenschirme aus Algenstreifen. Sie werden laser-geschnitten, nass gedehnt und in Formen genäht. Bei ihrer Arbeit mit Tierkadavern will Lohmann hingegen „die Kluft überwinden, die Menschen empfinden, wenn sie überlegen, was auf ihrem Teller liegt und wie es dorthin gelangt ist“. Sie entwarf eine Decke aus Schafsmagen, Gefäße aus Tierknochen und Porzellanschmuck aus Mäusen. Ob Leder oder Algen, Lohmann entdeckt neue Materialien und gibt ihnen eine politische Botschaft: „Meat is murder – and so is leather!“

Die Schau verfolgt das Schaffen und die Arbeitsbedingungen von Frauen im Design bis zurück in die frühe Moderne. Als in Europa und den Vereinigten Staaten um 1900 das Berufsbild der Designerin entstand, spiegelte sich die Emanzipation der Frau an neuen Stellen. Louise Brigham beispielsweise, die amerikanische Pionierin für Recycling-Materialien im Möbelbau, hat aus Holzkisten modulare Selbstbau-Möbelserien entwickelt, die aus der Not geboren waren und für jedermann nachbaubar sein sollten. Auf das andere Ende des sozioökonomischen Spektrums zielte die Arbeit der amerikanischen Gestalterin Elsie de Wolfe, die das neue Berufsfeld der Innenarchitektur prägte. Die New Yorkerin erreichte als erste professionelle Innenarchitektin der Welt ihren Durchbruch im Jahr 1905 mit der Gestaltung des Frauenclubs „The Colony“.

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