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#Wie Bussarde Beute aus Schwärmen fangen

„Wie Bussarde Beute aus Schwärmen fangen

Um aus tausenden potenziellen Beutetieren in einem Schwarm eines herauszugreifen, haben Bussarde offenbar eine erfolgreiche Taktik entwickelt: Wenn sie in dichten Schwärmen von Fledermäusen auf die Jagd gehen, versuchen sie nicht, ein einzelnes Tier zu verfolgen. Stattdessen visieren sie einen festen Punkt im Schwarm an und greifen die Fledermaus, mit der sie an dieser Stelle kollidieren. Auf diese Weise vermeiden sie den sogenannten Verwirrungseffekt, der auftritt, wenn Raubtiere angesichts der Vielzahl möglicher Beutetiere Schwierigkeiten haben, eines gezielt anzuvisieren. Möglicherweise nutzen auch andere Raubtiere diese Taktik.

Viele Tiere suchen den Schutz großer Gruppen, um sich vor Raubtieren zu schützen. Eine Möglichkeit, wie dieser Schutz zustande kommt, ist durch den sogenannten Verwirrungseffekt. Zu viele potenzielle Ziele können es Raubtieren erschweren, sich für ein Beutetier zu entscheiden, es anzuvisieren und zu erlegen. Je größer der Schwarm oder die Herde der Beutetiere, desto weniger erfolgreich sollte demnach die Jagd sein. Empirische Belege für diesen Effekt sind jedoch uneinheitlich. In manchen Fällen scheint es Raubtieren wenige Probleme zu bereiten, sich trotz scheinbar chaotischer Bewegungen innerhalb von Schwärmen ihre Beute herauszupicken.

Verwirrung durch Schwärme

Doch wie gelingt es den Beutegreifern, den Verwirrungseffekt zu umgehen? Um das herauszufinden, hat ein Team um Caroline Brighton von der University of Oxford Präriebussarde (Buteo swainsoni) bei der Jagd auf mexikanische Bulldog-Fledermäuse (Tadarida brasiliensis) beobachtet. In der Chihuahuan-Wüste in New Mexico in den USA gibt es ein Höhlensystem, aus dem jeden Abend riesige Schwärme von 700.000 bis 900.000 Fledermäusen auftauchen, die von Präriebussarden gejagt werden.

„Die Bewegungen der einzelnen Fledermäuse im Schwarm sind oft sehr sprunghaft und führen zu einem Gewirr von miteinander verwobenen Flugbahnen“, beschreiben die Forscher. „Ein derartig uneinheitliches Verhalten macht es besonders schwierig, die einzelnen Tiere zu verfolgen, und man kann davon ausgehen, dass der Verwirrungseffekt in einer dichten Gruppe verstärkt wird.“ Dennoch haben frühere Beobachtungsstudien gezeigt, dass Präriebussarde nicht weniger erfolgreich waren, wenn sie Fledermäuse angriffen, die innerhalb der Kolonne flogen, als wenn sie Individuen wählten, die sich außerhalb des Schwarms bewegten.

Bussarde auf Kollisionskurs

Welche Tricks nutzen also die Bussarde, um auch in großen Schwärmen erfolgreich Beute zu schlagen? Das beobachteten Brighton und ihre Kollegen mit Hilfe einer Reihe von Kameras, die die Flugmuster der Fledermäuse und der Bussarde aufzeichneten. Am Computer rekonstruierten die Forscher die jeweiligen Flugbahnen. Zusätzlich berechneten sie mit einem Algorithmus, wie die Flugbahnen verlaufen müssten, wenn der Greifvogel die Fledermaus, die er schließlich fängt, von Anfang an anvisiert. Diese berechnete Flugbahn wich deutlich von der tatsächlich beobachteten ab. Modellierten die Forscher die Flugbahn dagegen unter der Prämisse, dass der Bussard einen konstanten Punkt im Schwarm anvisiert, deckte sich dies mit der realen Flugbahn der Greifvögel.

Brighton und ihr Team schließen daraus, dass die Bussarde gar nicht erst versuchen, sich auf ein individuelles Tier zu konzentrieren. Stattdessen stoßen sie in den Schwarm hinein, und fangen, was ihnen in die Klauen kommt. „Jedes Beutetier, mit dem das Raubtier auf Kollisionskurs ist, scheint dadurch auf einer konstanten Position zu bleiben, so dass sich die Auswahl des Ziels ganz natürlich aus der Geometrie eines Zusammenstoßes ergibt“, erklären die Forscher.

„Unsere Ergebnisse zeigen, wie Raubtiere die Anforderungen an ihr sensorisches System vereinfachen können, indem sie die Steuerung von der Zielerfassung entkoppeln, wenn sie Beute aus einem dichten Schwarm erbeuten“, so die Autoren. „Wir gehen davon aus, dass viele andere Raubtiere dieselbe Taktik einsetzen. In diesem Fall ist ein Verwirrungseffekt paradoxerweise wahrscheinlicher bei Angriffen auf dünn besiedelte Gruppen, bei denen Steuerung und Zielerfassung nicht entkoppelt werden können.“

Quelle: Caroline Brighton (University of Oxford, UK) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-022-32354-5

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