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#Wie Capcom mit Street Fighter 6 seinen Genre-Hochmut überwand


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Wir sind kurz vor der Veröffentlichung von Street Fighter 6. Der neueste Teil einer der ikonischsten Videospielreihen aller Zeiten. Lange Zeit war Street Fighter der Platzhirsch der Fighting-Games und fast schon ein Synonym für alle Spiele dieser Art. 2009 hat es Street Fighter IV geschafft, das Genre aus seiner Versenkung zu holen und eine neue Ära voller hochwertiger Spiele, spannender Turniere und zahlreichen neuen Spielern einzuläuten.

Ein Fest für die Community, welche Street Fighter IV und seine Folge-Versionen immer in einem positiven Licht gesehen haben. Es war eine Renaissance des Genres. Massig neue Content-Creator, Events und lokale Szenen entstanden. Fighting-Games nahmen in der Welt des eSports Fahrt auf und erste Spieler bekamen Profi-Verträge von bestehenden Organisationen und Teams.

Und im Zentrum dieser goldenen Zeit stand immer Street Fighter IV. Auf jedem Turnier war es das Spiel mit den meisten Teilnehmern und dem größten Publikum vor Ort und innerhalb der Livestreams. Jeder andere Genre-Vertreter musste sich an dem Erfolg von Capcoms Titan messen.

Street Fighter IV sorgte für einen zweiten Frühling für Fighting-Games. (Bildmaterial: Capcom)

Und als Street Fighter IV dann langsam an Momentum verlor, kündigte Capcom Street Fighter V an. Erste Reaktionen der Community waren verhalten. Das erste Bildmaterial wirkte klobig und seelenlos. Etwas, was leider ein Zeichen dafür sein sollte, was die Zukunft bringt. Denn als der Titel auf den Markt kam, wurde schnell klar, dass dies nicht das große Follow-up war, den sich Fans erhofft hatten: Street Fighter V war spielerisch schwächer als sein Vorgänger, litt aber vor allem an einem starken Mangel an Spielinhalten und Feinschliff. Zudem vermissten viele Spieler den Charme und Charakter früherer Spiele. Street Fighter V wirkte kalt, leblos und zu sehr auf „eSports“ getrimmt. Der Thron des Genre-Königs begann zu wackeln.

Hochmut kommt vor dem Fall

Doch warum kippte die Stimmung der Community so stark, wenn es um das Prestige von Street Fighter V ging? Immerhin war es doch der Nachfolger zu einem der einflussreichsten Fighting-Games seit der Veröffentlichung von Street Fighter II.

Ein wichtiger Aspekt ist der Umstand, dass Capcom keine Anstalten machte, das Genre mit diesem Spiel weiter voranzutreiben. Im Gegenteil. Street Fighter V wirkte wie ein Rückschritt: Weniger Spielmodi, weniger Charaktere und Gameplay, welches die Strategie vieler Charaktere zu homogen machte. Gepaart mit technischen Problemen und der bereits erwähnten, seelenlosen Präsentation führte dies dazu, dass der Titel nicht positiv aufgenommen wurde.

Und dieser Verdruss hatte für das Genre sowohl Vor- als auch Nachteile. Natürlich gab der Abstieg von Street Fighter in der Popularität anderen Spielen die Chance zu wachsen und mehr ins Rampenlicht zu rücken. Einer der großen Gewinner dieser Zeit war Guilty Gear. Und im Vergleich zu Capcom konnte der Entwickler dieser Reihe, Arc System Works, das Momentum in den Erfolg des aktuellen Ablegers, Guilty Gear Strive, konvertieren.

Mittlerweile ist Guilty Gear Strive das Fighting-Game mit den meisten Spielern. (Bildmaterial: Arc System Works.)

Doch leider ist es ultimativ auch so, dass es dem gesamten Genre schlecht geht, wenn Street Fighter nicht aufblühen kann. Denn egal, ob man die Spielreihe mag oder nicht, sie ist in der Vergangenheit immer das Zentrum der Fighting-Game-Community gewesen. Dies war bereits in der Arcade-Ära so, und hat sich auch im modernen Turnier-Zeitalter nicht geändert.

Nach dem durchwachsenen Launch von Street Fighter V schaffte es Capcom dann erneut ins Fettnäpfchen zu treten. Denn auch die Veröffentlichung von Marvel vs. Capcom: Infinite, dem aktuellen Teil der renommierten Capcom-Versus-Reihe, litt an den gleichen Problemen wie Street Fighter V. Schlechte Technik, fehlende Features und ein Mangel an Identität und Seele. Es schien fast so, als wären die Tage der hochkarätigen Capcom-Fighter gezählt.

Marvel vs. Capcom: Infinite leidet an einer eher mageren Charakterauswahl. (Bildmaterial: Capcom)

Tatsächlich schienen auch bei Capcom langsam die Alarm-Glocken zu schrillen. 2021 fand ein Wechsel im Street-Fighter-Team statt. Der langjährige Serien-Veteran und Producer, Yoshinori Ono, übergab das Projekt an ein frisches Duo und verließ kurz darauf Capcom. Die Änderungen, die der frische Wind in Street Fighter V brachte, bescherte dem Titel eine zweite Chance. Neu hinzugefügte Charaktere waren interessant designt und boten spannende Gameplay-Loops. Komplett neue Mechaniken änderten die Art, wie der Titel gespielt wird.

Schließlich kam 2022 dann die Ankündigung, dass unter demselben Team auch ein komplett neuer Teil der Reihe in Entwicklung ist: Street Fighter 6. Ein Spiel, das den Genre-Hochmut von Capcom wieder richten müsste.

„I’ve been a failure, I’ve been a success“

Und nun ist es so weit. Street Fighter 6 steht in den Startlöchern. Und die Community ist extrem hungrig. Aktuell kann man sagen, dass Capcom hier aus allen Fehlern gelernt hat, die sie mit Street Fighter V begangen haben:

Der Titel strotzt nur so vor Charakter und Identität. Sie haben sich dazu entschlossen, zurück zu den Hip-Hop-Wurzeln von Street Fighter zu gehen, die zuletzt in Street Fighter III: Third Strike zu erleben waren. Jedes Menü, jede Animation ist liebevoll umgesetzt. Fans finden viele kleine Details und versteckte Anspielungen. Es ist klar, dass hier ein Team am Werk war, das Street Fighter atmet.

Street Fighter 6 hat keine Angst vor knalligen Farben. (Bildmaterial: Capcom)

Das Gameplay setzt wieder mehr darauf, die Besonderheiten und Stärken der einzelnen Charaktere mehr in den Vordergrund zu stellen. Dafür wurden neue Fighter, mit spannenden Mechaniken eingeführt, und wiederkehrende Straßenkämpfer wurden einige neue Techniken ins Arsenal gepackt. Es gab auch viele Gelegenheiten für die Community, den Titel in diversen Beta-Tests oder Preview-Sessions auszuprobieren. Das Feedback der Spieler war hier stets positiv. Etwas, was auch durch den Wandel des Kern-Gameplays und der Einführung der neuen Drive-Mechanik verstärkt wird.

Nicht nur ein Fighting-Game

Doch der wohl wichtigste Punkt: Endlich hat man sich Gedanken gemacht, wie ein Fighting-Game in der modernen Zeit funktionieren kann. Denn die Zeiten, in denen diese Spiele einfach Münzschlucker in Spielhallen waren, sind lange vorbei. Street Fighter 6 gibt sich Mühe, nicht nur ein Fighting-Game zu sein, sondern ein Videospiel. Ein Titel, den nicht nur Genre-Fans aufpicken können und einen Mehrwert für ihr Geld bekommen.

Das beginnt mit der Einführung einer neuen – optionalen – Tastenbelegung, die Eingaben im Austausch von technischer Tiefe vereinfacht, und damit den Einstieg erleichtert, und endet mit einem ausführlichen Single-Player-Modus. Dieser erlaubt euch, einen eigenen Charakter zu erstellen, eine offene Spielwelt zu erkunden und von den Legenden der Street-Fighter-Geschichte neue Moves zu lernen. Inklusive RPG-Elementen wie Skill- und Statuspunkte.

Und als jemand, der das Fighting-Game-Genre über alles liebt, bin ich einfach sehr froh, dass Street Fighter wieder den Weg zurück zur Güte gefunden hat. Mein persönlicher Wunsch ist natürlich, dass die Community noch weiter wächst, vor allem nun, da es endlich sinnvollen Inhalt für Einzelspieler in einem Street-Fighter-Titel gibt. Aber vor allem bin ich erleichtert, dass Capcom sich ihres Hochmuts bewusst geworden ist. Etwas, dass sich auch ganz klar in dem Liedtext widerspiegelt, den Spieler im Character-Select-Screen zu hören bekommen: „I’ve been a failure, I’ve been a success.“ … Heute ist das Embargo zu Street Fighter 6 gefallen. Der OpenCritic-Schnitt von 92 spricht eine klare Sprache. Willkommen zurück, Street Fighter!

Bildmaterial: Street Fighter 6, Capcom

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