Nachrichten

Wie der Terror nach Kaschmir zurückkehrte

Die malerische Bergwiese, die sich die bewaffneten Männer für ihre Attacke ausgesucht hatten, ist nur zu Fuß oder auf einem Pferderücken zu erreichen. Dutzende Touristen sollen sich in Baisiran in dem indischen Teil der Region Kaschmir befunden haben, als die Angreifer in die Menge feuerten. „Ich war auf einem Pony unterwegs und wollte gerade Baisaran betreten, als die Schüsse fielen. Die Leute begannen, um ihr Leben zu rennen“, zitierte ein Polizeibeamter einen Touristen mit dem Namen Vinay Bai. „Als ich versuchte zu fliehen, traf mich eine Kugel in den Ellbogen. Ich weiß nicht, woher sie kam”, so der Augenzeuge laut der Zeitung „The Indian Express“. Die Angreifer hätten nur auf Männer geschossen, darunter teilweise aus nächster Nähe. Diejenigen, die flohen, wurden ebenfalls mit Schüssen niedergestreckt. Am Ende waren der indischen Presse zufolge 26 Menschen tot.

Verbotene Terrorgruppe bekennt sich zu der Tat

Das Attentat auf die Touristen in Baisiran ist einer der schwersten Terrorangriffe in Kaschmir seit Jahren. Der Tat bezichtigt hat sich eine Splittergruppe der verbotenen Organisation Lashkar-e-Taiba (LeT), die unter anderem für die schweren Anschläge in Mumbai im Jahr 2008 mit 175 Toten verantwortlich gemacht wird. Die Gruppe mit dem Namen „The Resistance Front“ (TRF) soll sich nach der Aufhebung des Sonderstatus von Jammu und Kaschmir im Jahr 2019 formiert haben. 

Ministerpräsident Narendra Modi, der aufgrund der Ereignisse eine Reise nach Saudi-Arabien vorzeitig abbrach, verurteilte die Terrorattacke. „Diejenigen, die hinter dieser abscheulichen Tat stecken, werden vor Gericht gestellt werden … sie werden nicht verschont bleiben!“ Indiens Oppositionsführer Rahul Gandhi warf der Regierung vor, mit „leerem Gerede“ über Frieden in Kaschmir die eigentliche Lage in dem Gebiet beschönigt zu haben.

Modis hindunationalistische Regierung sieht unter anderem einen Anstieg des Tourismus in Kaschmir als Zeichen einer zunehmenden Normalisierung in der Unruheregion in Folge ihrer Politik. Das Gebiet ist seit der Unabhängigkeit des ehemaligen Britisch-Indiens in einen von Indien und einen von Pakistan verwalteten Teil getrennt. Beide Länder erheben aber Anspruch auf die gesamte Kaschmir-Region. Entlang der sogenannten Line of Control (LoC) zwischen den beiden Ländern kommt es immer wieder zu Schusswechseln. Indien bezichtigt Pakistan außerdem, die für zahlreiche Anschläge verantwortlichen Terrorgruppen zu unterstützen. Menschenrechtler üben aber auch Kritik an der harten Hand, mit der Neu Delhi gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen in der Region vorgeht. In einem nicht verifizierten Bekennerschreiben hatte die TRF offenbar vor allem die Ansiedlung zahlreicher Hindus in das Gebiet angeprangert.

Überlebende schildern den Angriff

Den Schilderungen zufolge waren es drei bis vier Angreifer, die am Dienstagnachmittag Ortszeit aus den umliegenden Wäldern auf die Wiese getreten waren. Sie trugen eine Art „Uniform“ und fragten die Touristen nach ihren Namen. „Wir dachten, es seien Polizisten“, zitierte ein Polizist eine Überlebende. Unter anderem sollen sie die Menschen aufgefordert haben, islamische Verse zu rezitieren. Ein Mann, der dies nicht konnte, sei mit drei Schüssen hingerichtet worden, berichtete die Zeitung „The Hindu“. 

Die Angreifer hätten ihre Opfer auch für die Unterstützung der Modi-Regierung kritisiert. Ihre Attacke soll sich über einen Zeitraum von mindestens 20 Minuten erstreckt haben. „Es kam mir wie eine Ewigkeit vor“, sagte einer der Touristen. Ladenbesitzer und Fremdenführer brachten die Verletzten auf Ponys über einen sechs Kilometer langen Feldweg von Baisaran in die Stadt Pahalgam. „Als die Polizei in Baisaran eintraf, waren die Terroristen längst verschwunden“, so ein Überlebender.

Verbindung zu Besuch von US-Vize Vance?

Indische Medien sahen eine mögliche Verbindung des Terrorangriffs mit der Indien-Reise des amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance, der am Montag Gespräche mit Modi geführt und danach Fortschritte auf dem Weg zu einem gemeinsamen Handelsabkommen verkündet hatte. Schon früher hätten Terroristen Anschläge mit Besuchen ausländischer Gäste koordiniert. „Terroranschläge auf Zivilisten, während sich ausländische Politiker und Beamte im Land aufhielten, wurden als Trick angesehen, um ein Maximum an internationaler Öffentlichkeit zu erreichen“, schrieb „The Indian Express“. 

Vance sprach dem Land sein Beileid aus: „In den letzten Tagen waren wir überwältigt von der Schönheit dieses Landes und seiner Menschen. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen, während sie diesen schrecklichen Anschlag betrauern“, schrieb Vance auf X. Auch die Bundesregierung verurteilte den Terrorangriff „aufs Schärfste“.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!