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#Wie der Vater, so die Tochter

Wie der Vater, so die Tochter

Es ist schwer zu sagen, was schwieriger zu finden ist in der sonnendurchfluteten Pfalz, diesem Land, in dem die Mandelbäume blühen, das Mittelmeer an die Wingerte zu schwappen scheint und die am besten gelaunten Menschen Deutschlands leben: eine kühle Gegend oder ein kühler Pfälzer. Das Zweite ist fast ausgeschlossen, beim Ersten hat man mehr Glück. Denn in Gimmeldingen, einem Ortsteil von Neustadt an der Weinstraße, sind die Täler so tief eingeschnitten und die Hügel für Pfälzer Verhältnisse so schroff aufgetürmt, dass es dort immer ein paar Grad kälter ist als in der Nachbarschaft. „Wenn wir im Hochsommer Freunde zum Grillen einladen, ziehen sich alle irgendwann eine Jacke an“, sagt die Gimmeldinger Winzerin Sophie Christmann, die sich indes nicht grämt, in Pfälzisch Sibirien groß geworden zu sein, im Gegenteil: „Wir schlafen viel besser als die Leute in Deidesheim.“ Und das ist längst nicht der einzige Vorteil ihres Heimatdorfes.

Jakob Strobel y Serra

Die Weinberge rund um Gimmeldingen nennt sie selbst eine „1b-Lage“. Sie gehören offiziell noch zur Mittelhaardt, der prestigeträchtigsten Rebenregion der Pfalz, liegen aber an ihrem südlichsten Zipfel und sind keine Sonnenkinder wie ihre berühmten Geschwister, etwa das Forster Kirchenstück oder der Deidesheimer Paradiesgarten. Doch aus dieser Not hat die Winzerfamilie Christmann eine Tugend gemacht und einen Weinstil entwickelt, der nichts mit der typisch pfälzischen Opulenz und Lebensprallheit gemein hat. Die Reben stehen meist auf tertiärem Kalk mit Lehmeinlagerungen, selten auch auf Buntsandstein, werden von den kühlen Nächten schön frisch gehalten und kommen gar nicht erst in Versuchung, sich zu Zuckerbomben zu entwickeln. Das schadet den Gewächsen der Christmanns keineswegs, die sich fest in der Hocharistokratie der Pfälzer Spitzenweine etabliert haben und weit über Deutschland hinaus einen guten Ruf genießen. „Wenn die Russen kommen“, sagt Sophie Christmann fast peinlich berührt, „muss ich immer meinen goldenen Stift suchen, weil sie wollen, dass ich für sie die Etiketten signiere.“

Iwan der Schreckliche lässt grüßen

Den Russen imponiert bestimmt, dass das Weingut Christmann gegründet wurde, als bei ihnen zu Hause der Sohn Katharinas der Großen herrschte, und dass die ältesten Gebäudeteile aus der Zeit Iwans des Schrecklichen stammen. Die Jahreszahl 1575 steht an der Fassade des Haupthauses, fünf Jahre später wurde erstmals ein „Wingertsmann“ mit Namen Christmann erwähnt, 1798 kaufte ein Vorfahre Sophie Christmanns Weinberge aus dem enteigneten Besitz der Kirche in der Pfalz, über die damals Napoleon herrschte.

Zwei Generationen, ein Ziel: Sophie und Steffen Christmann.


Zwei Generationen, ein Ziel: Sophie und Steffen Christmann.
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Bild: Arne Landwehr

Doch so glanzvoll wie in jüngster Zeit verlief die Geschichte des Hauses Christmann nicht immer. Als Sophies Vater Steffen in die Fußstapfen seines Vater treten sollte, stand es nicht gut um das Gut, das überschuldet war und unter dem ruinierten Ruf des deutschen Weinbaus nach dem Glykol-Skandal litt. Steffen Christmann studierte vorsichtshalber Jura, spezialisierte sich auf Weinrecht, arbeitete zehn Jahre lang als Anwalt, konnte dann doch nicht der Familientradition widerstehen und ist auch von der Jurisprudenz nicht ganz losgekommen, weil er seit 2007 Präsident des Verbandes der Deutschen Qualitätsweingüter ist und sich in diesem Amt viel mit Fragen des Weinbaurechts befassen muss.

Ohne Umwege in den Weinberg

„Das Dümmste, was man machen kann, ist, seine Kinder in den Weinberg zu zwingen“, sagt Steffen Christmanns Vater, der mit Anfang neunzig immer noch im Gut Hand anlegt und sehr zufrieden sein kann, dass es bei seiner Enkeltochter Sophie ohne Umwege in den Weinberg ging. Sie ist die Älteste von vier Geschwistern, wollte nie etwas anderes als Winzerin werden, und da im Geschlecht der Christmanns Primogenitur herrscht, stand ihrem Wunsch nichts im Weg. Nach einem Weinbaustudium in Geisenheim und ein paar Semestern Agrarökonomie in Berlin kehrte sie vor zwei Jahren nach Hause zurück und will nun um keinen Preis mehr weg.

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