#Wie die Credit Suisse so tief fallen konnte
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„Wie die Credit Suisse so tief fallen konnte“
In der deutschen Ausgabe von Monopoly ist die „Schlossallee“ das teuerste Feld. In der Schweizer Version des Brettspiels muss man für den „Paradeplatz“ am meisten hinblättern. Das passt. Der echte Paradeplatz liegt im Herzen von Zürich und ist eines der teuersten Pflaster der Welt. Er gilt als Synonym für die Schweizer Hochfinanz. Schließlich hat dort die Credit Suisse ihren Hauptsitz. Die Großbank residiert in einem verschnörkelten Sandsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert. Schräg gegenüber steht das deutlich schlichtere Bürogebäude des Lokalrivalen UBS, der seinen Hauptsitz in der noblen Bahnhofstraße hat. Die beiden größten Schweizer Banken sind im globalen Geldgewerbe eine Macht. Im Auftrag gut betuchter Kunden betreuen sie Vermögen von zusammengerechnet mehr als 6 Billionen Dollar.
Die Credit Suisse ist zwar kleiner als die UBS. Trotzdem sah sich die vom legendären Wirtschaftsführer Alfred Escher im Jahr 1856 unter dem Namen Schweizerische Kreditanstalt gegründete Bank lange auf Augenhöhe mit dem Konkurrenten. Doch das ist vorbei. Die Credit Suisse, die mit einer Bilanzsumme von 730 Milliarden Franken (742 Milliarden Euro) zu den systemrelevanten Banken in der Schweiz zählt, ist zur größten Skandalnudel in Europas Finanzbranche mutiert. Nach einem Halbjahresverlust von 1,9 Milliarden Franken kursierten Anfang Oktober wilde Gerüchte über einen angeblich drohenden Kollaps der Bank. Das erwies sich zwar als Unfug. Aber unbestritten ist, dass die Credit Suisse heftig aus der Spur geraten ist und ihren Kurs dringend korrigieren muss.
Daher blicken die leidgeprüften Aktionäre und die mehr als 50.000 Mitarbeiter gespannt dem kommenden Donnerstag entgegen. Dann präsentiert der Vorstand den Restrukturierungsplan, mit dem er den krisengeschüttelten Finanzriesen wieder stabilisieren und – ganz wichtig – das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen will.
Hausgemachte Misere
Wie konnte es so weit kommen? Klar ist: Die Misere der Credit Suisse ist hausgemacht. Sie geht auf das Jahr 2007 zurück. Damals rückte der Amerikaner Brady Dougan an die Spitze der Bank. Der Investmentbanker erwies sich als der richtige Mann, um die Credit Suisse durch die Finanzkrise zu führen. Im Gegensatz zur UBS musste sie nicht mit vielen Milliarden aus dem Schweizer Staatssäckel gerettet werden. Doch nach der Finanzkrise hätte der Verwaltungsrat Dougan ablösen müssen. Denn dieser war einzig am Investmentbanking interessiert – das vergleichsweise langweilige Vermögensverwaltungsgeschäft sowie die Universalbank im Schweizer Heimatmarkt behandelte er hingegen stiefmütterlich. Die UBS hingegen stutzte das ebenso riskante wie schwankungsanfällige Kapitalmarktgeschäft infolge der Nahtoderfahrung während der Finanzkrise stark zurück und konzentrierte ihre Kräfte fortan vor allem auf die Betreuung reicher Privatkunden in aller Welt. Sie steht heute sehr solide da.
Erst 2015 musste Brady Dougan seinen Platz für Tidjane Thiam räumen. Doch der vom langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner stolz aus dem Hut gezauberte Nachfolger erwies sich ebenfalls als Fehlbesetzung. Der selbstbewusste Franko-Ivorer hatte sich als Chef des britischen Versicherers Prudential einen Namen gemacht. Vom Bankgeschäft indes war er bis zu seinem Wechsel nach Zürich unbeleckt. Das verband ihn auf fatale Art mit Rohner: Der Jurist und ehemalige Chef des Senders Pro Sieben Sat.1 hatte von den Untiefen und Risiken im globalen (Investment-)Bankgeschäft kaum eine Ahnung. Dass er dafür sowohl von Dougan als auch von Thiam belächelt (manche sagen sogar: verachtet) wurde, wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn die geballte Inkompetenz in der obersten Führungsetage nicht auf verheerende Art zum Tragen gekommen wäre.
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