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#Wie die Mama, so die Tochter

Wie die Mama, so die Tochter

Eine ehemalige Metallwerkstatt im Hinterhof eines unscheinbaren Fünfziger-Jahre-Mehrfamilienhauses an der Hauptstraße in Rödermark-Urberach. Darin zahlreiche hohe Fenster, wie in einem Loft, cooler Betonfußboden wie in einem hippen Sneaker-Store, ein bollernder Heizlüfter und zwei Models mit langen braunen Haaren, die nur überlange Wollpullover zu noch längeren nackten Beinen tragen. Die eine, Christina Liebing, sitzt auf einem Sessel, die andere, Pauline Schüller, kauert anmutig vor ihr auf dem Fußboden und lehnt sich an ihre Beine an.

Katrin Hummel

Katrin Hummel

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

„Habt ihr etwa beide noch Socken an?“, ruft der Fotograf, Peter Müller. Er steht etwa drei Meter entfernt und drückt im Sekundentakt auf den Auslöser seiner Kamera. Die beiden Models bewegen sich die ganze Zeit, mal nimmt die Sitzende die Kniende in den Arm, mal legt die Knien­de die Arme um die Sitzende. „Christina, nicht ganz so die Mama“, ruft Müller, als die sich nach vorne beugt und ihre Wange an die von Schüller schmiegt.

Models freuen sich selten aufs Älterwerden

Nach dem Shooting stehen die beiden Models, Peter Müller und die Maskenbildnerin um seine Kamera herum und sehen sich die Fotos auf dem Display an. „Sehr schön, stark“, sagt Müller, „ihr geht echt gut als Mutter-Tochter durch.“ „Das macht der Altersunterschied“, sagt Pauline Schüller, 22, die zuvor auf dem Boden gekniet hat, und klingt dabei frech und fröhlich. Müller, 56, und Christina Liebing, 45, lachen entspannt: „Echt gemein.“

Wer sich in jungen Jahren einen großen Namen gemacht hat, kann davon später profitieren: Linda Evangelista 2011 in New York.


Wer sich in jungen Jahren einen großen Namen gemacht hat, kann davon später profitieren: Linda Evangelista 2011 in New York.
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Bild: Helmut Fricke

Tatsächlich ist das Älterwerden für die meisten Models nichts, auf das sie sich freuen. Denn sie werden seltener gebucht und bekommen unattraktivere Jobs. Mit über 50 liegt ihr Anteil bei weniger als einem Prozent. Natürlich gibt es Ausnahmen: Christy Turlington, 52, und Tatjana Patitz, 54, sind weiterhin sehr gefragt. Auch Stephanie Seymour, 52, steht hin und wieder vor der Kamera.

Das Kennenlernen im Job

Wer keinen großen Namen hat, der hat es von einem gewissen Alter an schwerer. Deswegen ist es nicht das Dümmste, wenn ein älteres Model, das weiterhin gebucht werden will, bereit ist, an der Seite einer Jüngeren alt auszusehen. Und selbstbewusst zu seinem oder ihrem Alter zu stehen. Wenn das alte und das junge Model dann, so wie Liebing und Schüller, auch noch befreundet und einander wohlgesinnt sind, drückt sich das in den Bildern aus. Und Fotografen lieben es, weil sie so schneller zu guten Aufnahmen kommen. „Es gibt halt auch unter Models sonst manchmal so einen Zickenkrieg. Da lächelt man sich an, aber hintendran ist das Messer gewetzt“, sagt Müller. Bei Pauline Schüller und Christina Liebing sei das anders. Und so kam es, dass er sie in den vergangenen Jahren nicht nur jede für sich, sondern immer öfter auch als Mutter und Tochter fotografiert hat und die Beziehung der beiden dadurch noch enger geworden ist.

Kennengelernt haben sich „Mutter Christina Liebing“ und „Tochter Pauline Schüller“ 2018 auf einer Fotoreise auf der griechischen Insel Paros. „Ich war dort mit Abstand die Älteste“, erzählt Liebing, „und beim Abendessen sprachen wir über Instagram, und da war Pauline wahnsinnig hilfsbereit und hat mir eine richtige Instagram-Schulung gegeben.“ Schüller hingegen fühlte sich zu Liebing hingezogen, „weil sie eine unglaublich offene Person ist und ich mich immer verstanden gefühlt habe“. Weil er sah, dass sie sich mochten, fotografierte Müller die beiden am nächsten Tag beim Shooting am Strand öfter mal zusammen. „Und dann hat es sich so ergeben, dass ich als Mutter durchgegangen bin“, erzählt Liebing und lacht.

Ikonen-Status: Model Stephanie Seymour 2017 im Porträt auf dem New Yorker Empire State Building.


Ikonen-Status: Model Stephanie Seymour 2017 im Porträt auf dem New Yorker Empire State Building.
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Bild: SZENES/EPA/REX/Shutterstock

Es ist eine Konstellation, die noch vor dreißig Jahren so nicht denkbar gewesen wäre. Damals trugen die Mütter noch nicht die gleichen Outfits wie die Töchter. Doch heute sind Mutter-Tochter-Konstellationen in vielen Katalogen gefragt, weil heute Mütter und Töchter oft die gleichen Pullover oder Schals tragen. Und Frauen im besten Alter haben Geld, viel Geld. In Amerika gelten sie bereits als „Superverbraucher“, weil dort Frauen über 50 für 15 Billionen Dollar Konsumkraft stehen. Wer Mode verkaufen will, kommt an dieser Zielgruppe nicht mehr vorbei.

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