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#Wie ein kleines Unternehmen dem Virus an den Kragen ging

Wie ein kleines Unternehmen dem Virus an den Kragen ging

In diesen Tagen sollte vielleicht die erste Frage, die an ein Buch über die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte eines Corona-Impfstoffs gestellt wird, die nach seinem Nutzen sein: Kann dieses Buch die Impfquote im Land steigern? Könnte es, würde man es großzügig verteilen, diejenigen überzeugen, die aus Trägheit, Gleichgültigkeit, Skepsis oder aus purer Opposition gegen Politik und Wissenschaft die Impfung ablehnen und damit den Bevölkerungsschutz als Gemeinschaftsziel gefährden? Wohl kaum. Das zumindest kann es nicht.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Um gegen Schlagworte wie „Impftod“ und „Impfzwang“ anzukämpfen, die derzeit in den Medien kursieren und aggressiv von den Querdenker- wie Impfgegner-Communities verbreitet werden, mag solide, evidenzbasierte Information schon aus demokratiebewahrenden Gründen nötig sein. Aber Joe Miller, Korrespondent der Financial Times, hat mit „Projekt Lightspeed“ sicher nicht die neutrale Erfolgsgeschichte geschrieben, hinter der sich auch die Kritiker dieser Pandemie- und Impfpolitik geschlossen versammeln könnten. Wer weiß, womöglich ist es sogar in der gereizten Stimmung während der nun schon vierten Welle das gut gemeinte Buch zur falschen Zeit. Ein ehrgeiziges Mainzer Wissenschaftlerpaar, das dank einiger Zufälle und unbändigem Willen in der weltgrößten Gesundheitskrise seit hundert Jahren zu veritablen Milliardären wurde, steht in seinem Mittelpunkt – und die Pharma- und Großkapitalisten-Verschwörungen gehören schließlich zum Kern impfkritischer Erzählungen.


Bild: dpa

Wer sich für dieses Buch aber wirklich interessiert, sucht natürlich nach der anderen Geschichte. Nach der, die Miller allerdings mit einem ziemlich gewagten und auch unbelegten Satz im Vorwort beginnt. Darin gesteht er ein, dass er zu Beginn der Pandemie am Anfang des Jahres 2020 nie daran gedacht hätte, dass vierzig Kilometer von seinem Wohnort „ein kleines Biotech-Unternehmen im Begriff war, den weltweit ersten und besten Corona-Impfstoff herzustellen“. Özlem Türeci und Ugur Sahin, die dieses Unternehmen leiten und auf dem Buchtitel als Mitautoren aufgeführt sind, dürften dem britischen Journalisten diesen allenfalls verkaufsfördernden Satz kaum diktiert haben. Schon weil es keine objektiven Vergleiche oder auch nur aussagekräftigen Daten gibt, um den „besten“ Impfstoff zu identifizieren. Aber auch weil die beiden türkischstämmigen BioNTech-Mitgründer in guter akademisch-wissenschaftlicher Tradition schon während der Entwicklung immer wieder erkennen ließen, welche Zweifel sie selbst am Gelingen ihrer Mission hegen mussten.

Damit ist schon angedeutet, warum es so wichtig war, die atemberaubende Genese des mRNA-Impfstoffs aufzuschreiben. Miller hat sich, wie er sagt, hundertfünfzig Stunden lang mit mehr als sechzig beteiligten Personen unterhalten, die meiste Zeit wegen der Kontaktbeschränkungen und Reiseeinschränkungen am Computer sitzend. Akribisch zuweilen hat er die Geschehnisse in Mainz, bei Pfizer in den Vereinigten Staaten und auch in Marburg und Berlin rekonstruiert. Das war nicht nur logistisch eine Herausforderung, auch fachlich. Denn Miller ist kein Naturwissenschaftler. Die Mühe, die es ihn gekostet haben muss, die immunologischen Vorgänge, die biochemischen Feinheiten und die historischen Hintergründe der Krebs-Immuntherapie aufzudröseln und nachvollziehbar zu formulieren, lässt er immer wieder erkennen.

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